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Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)

Titel: Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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war. Seit mehr als zwei Jahrzehnten patrouillierten dort Soldaten der AFW, und Wissenschaftler der Allianzen versuchten im Auftrag von Okomm, dem Orden seine letzten Geheimnisse zu entreißen.
    Aber nicht mehr lange, dachte Dominique. Sie würde dabei helfen, den Tal-Telassi Freiheit und Unabhängigkeit zurückzugeben.
    »Wir sind gleich da«, sagte Norene, und wieder glaubte Dominique, ein seltsames Echo in ihrer Stimme zu hören.
    »Es ist die erste Votation seit fünf Jahren«, fügte Zara hinzu. »Allein das ist schon ein Erfolg. Der erste Schritt für uns. Weitere werden folgen. Bald.«
    Der Levitatorwagen landete vor einem großen, alten Bauwerk, das von den Gravitationsbomben der Kronn beschädigt worden war. Ein Flügel des Gebäudes wartete selbst jetzt noch auf Instandsetzung, nach mehr als zwei Jahrzehnten. Zahlreiche Leviplattformen und Transporter standen oder schwebten in den Ruhezonen, unter ihnen auch militärische Fahrzeuge. Dominique bemerkte Sensortrauben dicht unter dem Eisschild, etwa zweihundert Meter über dem Plenum. Mit Sensorhemden und Neurohauben ausgestattete Observanten patrouillierten in der Nähe des Gebäudes. Zwei von ihnen näherten sich dem gerade gelandeten Wagen, blieben aber stehen, als sie die Großmeisterin Zara erkannten. Norene sahen sie zum ersten Mal, bemerkten aber die Symbole an ihrem weißen Zeremoniengewand, wussten sie zu deuten und grüßten respektvoll.
    Dominique schenkte ihnen ganz bewusst keine Beachtung.
    Im Innern des Plenums schwoll das Flüstern und Raunen an, und Dominique musste sich darauf konzentrieren, die fremden Gedanken fernzuhalten.
    Büros, Besprechungszimmer und kleine Kommunikationszentren umgaben den Plenarsaal im Zentrum der Pyramide. Zara und Norene schritten durch den Hauptgang, langsam und doch zielstrebig, in eine Aura der Autorität gehüllt. Dominique folgte ihnen und spürte dabei die Blicke der anderen Tal-Telassi auf Norene ruhen – sie alle sahen Norene 20 jetzt zum ersten Mal. Die legendäre Großmeisterin, Dominiks Antagonistin, von ihm getötet. Zara und die anderen Orthodoxen hatten sie während der vergangenen beiden Jahrzehnte idealisiert, sie als Verteidigerin der Freiheit aller Schwestern dargestellt. Dominique lächelte zum dritten Mal an diesem Tag, als sie sich vorstellte, wie ihre Mutter Loana und Joras Ebanar auf die Nachricht von Norenes Rückkehr reagieren würden.
    Fast hundert Schwestern hatten sich bereits eingefunden, saßen oder standen in den offenen Emporen, manche im Schein der langsam umherschwebenden Levilampen, andere halb im Schatten verborgen. Die beiden Großmeisterinnen erreichten eine mit Kommunikationsgeräten ausgestattete Plattform in der Mitte des Raums und betraten sie. Dominique folgte ihnen erneut, ohne Aufforderung; sie wusste, was von ihr erwartet wurde.
    Als die Plattform langsam aufstieg, positionierten sich die Levilampen so, dass Licht und Schatten im großen Plenarsaal gleichmäßig verteilt waren. Dominiques Blick glitt über die versammelten Tal-Telassi, ausnahmslos Meisterinnen mit langer Erfahrung. Sie sah die Innovatorin Katyma 9, in einen stahlblauen Bionenanzug gekleidet, das auf die schmalen Schultern fallende Haar wie Quecksilber. Für einen Sekundenbruchteil zeigte sich Sorge in ihrem Gesicht, wich dann neutraler Gelassenheit.
    Ganz oben, in einer der für Ehrengäste reservierten Logen, sah Dominique ihre Mutter Loana, den Militärgouverneur Ebanar und mehrere Observanten mit Datenvisieren vor den Augen. In voll ausgestattete Kampfanzüge gekleidete Soldaten waren ebenfalls zugegen, hielten sich aber im Hintergrund.
    Die Besatzer , dachte Dominique.
    Die Plattform stieg noch etwas weiter auf, bis sie sich fast auf einer Höhe mit der Loge befand, in der Loana und Joras Ebanar saßen.
    Zara hob die Arme, und sofort wurde es still im Saal.
    »Ich habe diese außerordentliche Versammlung aus zwei Gründen einberufen«, sagte Zara 20. Die Kommunikationsgeräte der Plattform trugen ihre Stimme durch den Saal. »Beide seht ihr hier bei mir auf dieser Plattform. Der erste lautet: Norene ist zu uns zurückgekehrt, dem Tal-Telas sei Dank. Ich sehe darin ein Zeichen dafür, dass wir bald frei sein werden.«
    Freiheit , raunte es durch die mentalen Räume. Zahlreiche Blicke richteten sich auf die Loge mit dem Gouverneur und seiner militärischen Eskorte.
    »Der zweite Grund heißt Dominique, Tochter von Dominik und seit vielen Jahren Schülerin der weisen Schwestern«, fuhr Zara fort.

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