Kantaki 05 - Feuerstürme (Graken-Trilogie 2)
seltsam, schien ein vages Echo zu haben, fand Dominique. Vielleicht lag es an den besonderen Umständen ihrer Reinkarnation.
»Weil ich Dominiks Tochter bin?«, erwiderte Dominique und fühlte, wie ein Teil der alten Bitterkeit zurückkehrte. Aber die neue Freude verdrängte sie sofort.
»Weil du Dominique bist«, sagte Zara und deutete auf die violetten Muster an ihrem Körper. »Wir brauchen dich.«
»Wir haben das gleiche Ziel. Es geht uns um die Freiheit der Tal-Telassi.«
»Vielleicht sind drastische Maßnahmen nötig, um uns allen die Freiheit wiederzugeben«, sagte Norene. Sie und Zara wechselten einen kurzen Blick.
Dominique straffte die Gestalt. »Ich bin bereit zu helfen, wo ich helfen kann.«
Zara nickte zufrieden. »Das habe ich von jemandem wie dir nicht anders erwartet.«
Dominique deutete auf die weißen Gewänder. »Warum die offizielle Kleidung?«
Norene trat zur offenen Tür, hinter der sich ein Felsentunnel erstreckte. »Man erwartet uns in Empirion. Die Votanten versammeln sich dort.«
Auf dem Weg durch den Tunnel kamen sie an anderen Quartieren vorbei, die meisten von ihnen leer. Nur einige wenige Tal-Telassi hielten sich in diesen Höhlen auf und grüßten die beiden Großmeisterinnen respektvoll. Dominique wusste, dass sie sich hier unter einem der alten Zömeterien von Millennia befanden, an einem Ort, von dem nur wenige Schwestern des Ordens wussten. Solche Orte gab es in den alten Bereichen des Planeten, in Höhlen, die vor vielen Jahrtausenden von geflohenen Kantaki-Piloten erweitert worden waren. Die Zusammenführung der beiden Kräfte des Tal-Telas hatte den Schwestern des Ordens und den mit ihnen verbundenen Personen nicht nur die Wahrheit über die Zeit der Schande und die Anfänge des Grakenkriegs gezeigt, sondern auch Informationen über die Ursprünge der Schwesternschaft preisgegeben.
Ein Levitatorwagen wartete auf sie, von einem Tron gesteuert, der mehr war als nur ein automatischer Navigator.
Er bot auch gesicherten Zugriff auf die großen Archive von Millennia.
Zara und Norene nahmen vorn an den Kontrollen Platz, und Dominique wählte einen Platz im Passagierbereich, genoss noch immer ihre Mischung aus Freude und Entschlossenheit. Als der Wagen durch kalte, halbdunkle Tunnel glitt, vorbei an Wänden aus Fels und Eis, fühlte Dominique den subtilen Übergang vom gesicherten, abgeschirmten Bereich zu den offenen, überwachten Zonen des Planeten. Jahrelange sorgfältige Arbeit in Iremia, durchgeführt von Zara und den besten Meisterinnen auf Millennia, hatte die physische Struktur von Felsgestein und Eis so verändert, dass die Tal-Telas-Sensoren in der Nähe der geschützten Orte blind und taub wurden. Hinzu kam der Einsatz von speziellen Neutralisatoren und Emissionsblockern.
Die Orthodoxen planten den Aufstand seit langer Zeit.
Dominique stellte sich das Gesicht des Militärgouverneurs vor und lächelte erneut, zum zweiten Mal an diesem Tag.
Sie empfing vages Flüstern und Raunen, als Iremia die Emissionen im Äther des Tal-Telas nicht länger blockierte, und drängte die mentalen Stimmen zurück, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. In den vergangenen Stunden hatte sich viel für sie verändert. Norene, vor dreiundzwanzig Jahren von ihrem Vater Dominik getötet, war ins Leben zurückgekehrt. Meisterinnen hatten Gewebeproben für einen Klon auf weiten Umwegen von Kyrna nach Millennia gebracht. Und wichtiger noch: Ein Mnem hatte dem Gehirn der Großmeisterin Informationen für eine Reinkarnation entnehmen können. Ob die Informationen komplett waren und dem gesamten Gedächtnisinhalt von Norene 19 entsprachen, blieb ungeklärt. Norene 20 existierte angeblich erst seit zwei Wochen, und vielleicht musste sich die auf den Klon übertragene Persönlichkeit erst noch stabilisieren – Dominique hatte bei ihr kurze Phasen von Desorientierung und geistiger Abwesenheit festgestellt.
Aus den halbdunklen Felstunneln wurden breite, helle Verkehrskorridore, als sie das Zömeterium mit den Gräbern und Sarkophagen der vor Jahrtausenden gestorbenen Ahnen zurückließen und sich Empirion näherten. Der Tron reihte den Levitatorwagen in den Verkehrsstrom ein und steuerte ihn in einem weiten Bogen um schwarze Molochwurzeln, an denen wissenschaftliche Sensoren wie besondere Schimmelpilze hafteten. Weiter vorn spiegelte das Weiß von Eisschilden den Schein künstlicher Sonnen wider – dort erstreckte sich der Teil von Empirion, der einst allein den Tal-Telassi vorbehalten gewesen
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