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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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weitergegeben wurden, kreierte er eine eigene taktische Antwort, in die er die Schiffe der Maschinenzivilisationen mit einbezog. Ihnen gegenüber formulierte er die Order als höfliche Bitten, und nicht einmal hatten es die Multikonfigurationsschiffe versäumt, ihnen nachzukommen.
    Dies war der Grund, warum Nektar in den vergangenen sieben Jahren mehrmals Beförderungen zurückgewiesen hatte. Er war noch immer Lanze und bekleidete damit einen Rang, der es ihm erlaubte, direkt am Kampfgeschehen teilzunehmen. Er wollte nicht zum Oberkommando auf Kalaho versetzt werden, um dort an einem sicheren Schreibtisch strategische Pläne zu erarbeiten.
    Die Verteidiger wichen noch weiter zurück, als wollten sie nicht in die Zange des Feindes geraten. Diese Reaktion minimierte einerseits die Verluste und lockte andererseits die Graken und ihre Vitäen näher zum Weißen Zwerg, dessen Schwerkraftfeld bei den Manövern eine immer größere Rolle spielte.
    »Beginn der finalen Phase«, sagte Nektar laut und deutlich. Diese spezielle Anweisung galt nicht nur den Tausenden von Kampfschiffen im All, sondern auch der Bastion Arelion , die ihre Triebwerke aktivierte und den Eindruck erweckte, den Flüchtlingsschiffen folgen und das Sonnensystem verlassen zu wollen. Doch nur ein Teil der Energie ihrer hochgefahrenen Krümmer wurde in die Triebwerke geleitet.
    Nektar erlebte fast so etwas wie eine Teilung seines Bewusstseins. Die eine Hälfte ging ganz im Datenstrom des bionischen Interfaces auf, elaborierte, extrapolierte und traf blitzschnell Entscheidungen, die auf Lagebeurteilung, Erfahrung und auch Intuition beruhten. Die ganze Zeit über versuchte er, die Verluste beim Kampf gegen die Graken und ihre Vitäen so gering wie nur möglich zu halten, die Evakuierten zu schützen und gleichzeitig die Voraussetzungen für einen Sieg zu schaffen. Einige Prioritäten standen fest, zum Beispiel die Sicherheit der Fluchtschiffe; der Feind durfte sie auf keinen Fall erreichen. Andere verschoben und veränderten sich im Lauf der Schlacht, was taktische Anpassungen erforderte.
    Nektars andere Hälfte war vor allem Beobachter und nahm das Geschehen mit emotionsgedämpfter Kühle wahr. Amis Rantak fiel ihm ein, vor sieben Jahren sein Adjutant, der eine Niederlage der Koalition befürchtet hatte. Dies war das Ende der Koalition, wusste Nektar. Selbst wenn sie hier einen Sieg errangen – letztendlich lief es doch auf eine Niederlage hinaus, denn Flucht war kein Triumph. Aber es sollte die letzte Flucht sein, der letzte Rückzug in die Mitte des Kernbereichs. Der Zusammenbruch der peripheren Kernwelten ließ sich nicht mehr vermeiden; sie mussten geopfert werden, um zu retten, was noch zu retten war: die letzten starken Welten in den zentralen zwölf Sonnensystemen, »das Dutzend« genannt. Dorthin brachten die drei aus fast fünftausend Schiffen bestehenden Flüchtlingsflotten wichtige mobile Ressourcen: Wissenschaftler, Forscher, Techniker und für die Verteidigung wichtige Spezialisten; Geräte und Maschinen; Zyoten und Biomasse; Waffensysteme aller Art; und vieles andere mehr.
    Die letzten Evakuiertenschiffe gehen in den Transfer , flüsterten die Datenstimmen, und dadurch bekam etwas anderes Priorität. Die mentale Distanz zwischen Nektars beiden Bewusstseinshälften schrumpfte.
    »Rückzug«, sagte er. »An alle Einheiten: Rückzug. Krümmer auf maximale Energie.«
    Seine eigentliche Mission hatte Nektar erfüllt – die drei Flotten waren in den Transit gegangen und somit sicher. Doch hier bot sich Gelegenheit, den Graken einen Schlag zu versetzen. Wenn alles nach Plan lief. Und wenn die Berechnungen stimmten.
    Nektar räumte Zweifeln keinen Platz ein und fuhr damit fort, Anweisungen zu übermitteln. Auf der Situationswand war zu sehen, wie sich die Verbände der Verteidiger in Richtung Transferschneisen absetzten. Wie erwartet nahmen die Graken und ihre Vitäen sofort die Verfolgung auf.
    Zehn Sekunden , raunte es im Interface.
    »Sonnensturm imminent«, sagte Nektar. »Keilformationen. Krümmerenergie in Gravitationsanker und Schutzschirme.«
    Mehr als neuntausend Kampfschiffe, von kleinen Panther-Jägern bis hin zu den Giganten der Destruktor-Klasse, bildeten keilförmige Formationen, bestehend aus jeweils vierzig bis fünfzig Einheiten. Die Spitzen der Keile zeigten zur Sonne. Multiple Gravoanker hielten die Schiffe zusammen, und ihre individuellen Schutzschirme schienen zu einem großen energetischen Schild zu verschmelzen.
    Beim Weißen

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