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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sondern das seiner Mutter, die tot vor ihm in Staub und Asche gelegen hatte. Aus dem ihm geltenden Jubel wurde für einige wenige Sekunden der Jubel jener Soldaten, die sich damals, trotz allem, über einen Sieg gefreut hatten. Er erinnerte sich an die Fassungslosigkeit, die er als Sechsjähriger empfunden hatte, an das Gefühl einer kolossalen Ungerechtigkeit. Und er sah noch einmal das Gesicht des Soldaten, der ihn damals mitgenommen hatte, hörte sich selbst sagen: »Wenn ich groß bin, werde ich einen bedeutenden Sieg erringen. Nicht nur über die Kronn, sondern über die Graken.« Absolute Gewissheit hatte diese Worte begleitet, und sie existierte noch immer in ihm, auch jetzt, siebenunddreißig Jahre später.
    Dies war nicht der Sieg, der den Höhepunkt seines Lebens markieren würde, aber es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Nektar fragte sich, wie viele noch vor ihm lagen.

 
14. Produktive Träume
     
    Heres
     
     
    »Das ist er«, sagte Tarweder. »Das ist der Produktive Träumer Davvon.«
    Dominique trat näher an die transparente Wand heran, hinter der sich das erstreckte, was Tarweder »Produktionswürfel« genannt hatte: ein riesiger Saal mit Hunderten von frei beweglichen Montagearmen, Transportkanälen für die Zulieferung von Teilen und Komponenten, Korit-Generatoren, die glühende und schimmernde Energieblasen schufen … und zahllosen Turui, die meistens nur schemenhaft zu sehen waren, angelieferte Teile zu den richtigen Stellen brachten, die Montagearme lenkten und alles so zusammenbauten, wie es die Gedanken des Produktiven Träumers vorsahen. Es sah nach einem enormen, unentwirrbaren Durcheinander aus, aber jede einzelne Bewegung im Produktionswürfel gehörte zu einem größeren Ganzen, das im Zentrum des Saals entstand. In vielen Fällen wussten die Turui gar nicht, was sie konstruierten, hatte Dominique von Tarweder erfahren; sie begnügten sich damit, den Anweisungen des Produktiven Träumers zu folgen – nur er kannte Dimensionen, Struktur und Zweck des Produkts, er und manchmal auch die Auftraggeber. Aber ein wirklich guter, kreativer Produktiver Träumer wie Davvon lebte nicht von Auftragsarbeiten, sondern produzierte mit seiner schöpferischen Kraft, was er produzieren wollte, und verkaufte seine Werke dann bei den regelmäßig stattfindenden Produktversteigerungen in Urhanna.
    Davvon lag auf der anderen Seite der transparenten Wand in einem mobilen Levitationssessel, nicht weiter als zehn Meter entfernt. Dominique sah ihn ganz deutlich: die zierliche Gestalt eines zehnjährigen Kinds, kaum größer als die zwergenhaften Turui, Beine und Rumpf kurz, die Arme dünn und lang, der Kopf im Verhältnis zum Körper viel zu groß und sicher zu schwer für den absurd dünnen Hals; er ruhte in einem Stützgerüst, das die Hals- und Schultermuskeln entlastete. Das Gesicht war das eines Mannes in mittleren Jahren und schien einem Besessenen zu gehören. Es war ständig in Bewegung, zeigte Zorn und Schmerz, Empörung, Wut, Leid, Begeisterung und Ekstase, vermischt zu einem emotionalen Amalgam, das in einer Grimasse nach der anderen Ausdruck fand. Kontaktsensoren klebten am kahlen Kopf und auch an den Händen, leiteten ihre Signale drahtlos an die Formgeber im Zentrum des Saals weiter.
    Dominique beobachtete, was dort geschah. Die Formgeber und Matrizen empfingen nicht nur die von Davvons Gehirn gesendeten Signale, sondern auch Korit-Energie. Ihre Projektoren schufen ein energetisches Modell, gewissermaßen eine dreidimensionale Blaupause, die alle Konstruktionsdetails enthielt, bis hinab zum molekularen Niveau. Fertigungsscanner lasen die strukturellen Produktbeschreibungen, und ihre Datenströme wurden weitergeleitet an tronische Systeme, die die Herstellung neuer Werkstoffe und Fertigteile steuerten.
    Als Dominique das Geschehen beobachtete – Montagearme, die sich scheinbar völlig unabhängig voneinander bewegten, dahinhuschende Turui, die an manchen Stellen unentwirrbare Knäuel bildeten, das dumpfe Brummen der Generatoren, die leuchtende, manchmal flackernde Korit-Energie, das Surren der Transportkanäle –, bekam sie nach und nach ein Gefühl dafür. In seinem gegenwärtigen Zustand und verbunden mit den Kontaktsensoren war der Produktionswürfel für Davvon wie eine Erweiterung seines Körpers, wie zusätzliche Hände, Tausende von ihnen – damit gab er dem Form, was seine produktive Phantasie entwarf.
    »Faszinierend, nicht wahr?«, fragte Tarweder. Dominique hatte

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