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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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wenn es gelang, welche zu bekommen – konnten sehr interessant sein.
    Tamara blinzelte, und die Bilder vor dem inneren Auge lösten sich auf. Die Hand des Fremden erreichte die metallisch glänzende Nadel und zog sie aus dem Gürtel. Das Lächeln blieb auf seinen Lippen, subtil und sonderbar, eher geheimnisvoll als hochmütig. Er knurrte etwas, als er die Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, dann die Kuppe des Zeigefingers darunterschob, als wollte er …
    Später fragte sich Tamara, ob der Humanoide sie irgendwie beeinflusst hatte, auf eine Weise, die ihrer Aufmerksamkeit entgangen war. Sie glaubte, dass sie unter normalen Umständen schneller reagiert hätte und nicht erst im letzten Augenblick.
    Der Fremde schnippte das nadelförmige Objekt nach oben.
    Es flog empor, erreichte dicht unter der Decke den höchsten Punkt seiner Flugbahn und … fiel nicht in Richtung Boden. Stattdessen verharrte es mitten in der Luft, und ein Wabern senkte sich wie ein dünner Vorhang daraus herab, dem Humanoiden entgegen, der aufzustehen versuchte …
    Tamara griff in Crama nach der Nadel, erreichte sie aber nicht – etwas lenkte ihre Gedanken ab. Der Fremde kniete jetzt, und nicht mehr als ein halber Meter trennte ihn von dem wabernden Vorhang. Die Tal-Telassi wusste nicht, woher sie ihre Gewissheit bezog, aber sie war sicher : Der Fremde wollte das Schiff verlassen.
    Sie warf den Konus und sprang gleichzeitig, teilte ihren Geist und koordinierte mehrere Bewegungsabläufe, wie sie es vor vielen Jahrhunderten als Schülerin in den Lyzeen von Millennia gelernt hatte. Mit telekinetischer Hand gab sie der Konus-Waffe einen Stoß in Richtung Nadel; ein anderer, größerer Teil der mentalen Energie katapultierte sie auf den Fremden zu, dessen Lächeln verschwand und einem Ausdruck des Erstaunens wich. Tamara streckte die Arme aus und gab dem Verletzten einen Stoß, der ihn wieder zu Boden schickte. Dann griff ihre telekinetische Hand nach dem Konus, der inzwischen seinen Zweck als Wurfgeschoss erfüllt hatte, und holte ihn zurück, damit sie ihre physische Hand darum schließen konnte.
    Sofort richtete sie die Waffe wieder auf den Fremden, obwohl sie gar nicht wusste, wie man damit umging, doch er rührte sich nicht mehr, lag völlig reglos und mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Noch mehr schwarzes Blut quoll aus der Wunde im Unterleib.
    Durch die Kollision mit dem konusförmigen Objekt war die etwa fünfzehn Zentimeter lange Nadel bis zur gegenüberliegenden Wand geflogen und hatte den aus ihrem Innern kommenden wabernden Vorhang mitgenommen. Jetzt fiel sie plötzlich, wie von der Hand eines Unsichtbaren losgelassen, und im Fallen nahm sie das Wabern wieder in sich auf.
    Das Geräusch von Schritten kam aus dem Korridor. Tamara trat rasch zur Wand, hob das nadelförmige Objekt auf, betrachtete es kurz und steckte es dann ein.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen, Ehrenwerte?«, fragte Zacharias.
    Tamara drehte sich zu ihm um. Der Impro stand in der Lücke zwischen Schott und Gangwand.
    »Ja«, sagte sie schlicht.
    »Wir müssen den Zugang erweitern, bevor wir den Stasisgenerator und die MBE hereinbringen können.«
    Tamara nickte nur und richtete den Blick wieder auf den Fremden. Langes silbernes Haar umrahmte wie ein Schleier das schmale, markante Gesicht. Ein kurzes Tasten im Tal-Telas ergab, dass das Selbst des Humanoiden auch jetzt noch abgeschirmt war, in der Bewusstlosigkeit. Ein natürlicher Schutz vor Telepathen? Oder eine künstliche Barriere, geschaffen von einem Apparat, den der Humanoide bei sich trug? Sie würde Gelegenheit haben, es herauszufinden. Wenn die Abschirmung auf ein Gerät oder dergleichen zurückging, so ließ sich das abschalten, was dann eine telepathische Sondierung ermöglichen würde. Damit war Tamara vertraut. Zu ihrer langen Ausbildung zählte auch Begriffkognition. Sie hatte gelernt, die Denksymbolik von Nichtmenschen wie Quinqu, Horgh, Lhora, Bhardai, Taruf, Ayro, Grekki, Ganngan und anderen zu entschlüsseln und zu verstehen. Wenn sie Zugang zu dem Bewusstsein dieses Fremden bekam, so glaubte sie sich fähig, Informationen aus seinem Denken und Fühlen zu gewinnen.
    Aber um mehr über ihn zu erfahren, musste er am Leben bleiben.
    Tamara beobachtete, wie Zacharias und Hokonna das Schott mit mehreren kleinen Gravitationsankern ganz aufzwangen, dann den Stasisgenerator und die medizinische Behandlungseinheit hereinschoben.
    Hokonna zog wieder seinen Variator und richtete ihn auf den Fremden.
    »Er

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