Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
Schritt zurückwich. Die Tür schloss sich, und die Kapsel glitt wieder nach oben.
Dominique hatte aufmerksam Ausschau gehalten, nicht nur mit den Augen, sondern auch im Tal-Telas, und sie war ziemlich sicher, dass kein getarnter Dominanter hereingekommen war.
»Für manche Menschen bedeutet Status alles«, sagte Tarweder und nahm wieder Platz. »Damit zeigen sie, wie klein im Geiste sie sind.«
Dominique setzte sich ebenfalls und lauschte einige Sekunden lang dem Summen der Kapselmotoren. Inzwischen mussten sie sich mehrere Kilometer über dem Boden befinden; Wolkenfetzen strichen an den Fenstern vorbei. Dominiques Blick huschte immer wieder hin und her. Wenn ich so weitermache, wird aus Vorsicht Paranoia , dachte sie.
»Wir sind gleich da«, sagte Tarweder und sah auf die Anzeige des Konsolendisplays.
»Wo sind wir gleich?«
»Bei Davvons Residenz.« Der Alte griff in eine der Taschen seines Overalls und holte ein Gerät hervor, das gewisse Ähnlichkeit mit einem Kom-Servo aufwies. »Davvon hat meine Nachricht gelesen und bittet uns, in seinem Domizil auf uns zu warten.«
»Sind wir dort sicher? Wie lange müssen wir warten?«
Die Kapsel wurde langsamer und hielt an. Die Tür glitt auf, und dahinter erstreckte sich keine offene Terrasse oder Plattform, sondern ein Tunnel mit durchsichtigen Wänden. »Ohne Davvons Mitteilung hätten wir ebenfalls an der Privilegschwelle aussteigen müssen«, sagte Tarweder, stand auf und ging zur Tür. »Dann wäre der dünkelhaften Gattin des Glückmachers eine peinliche Überraschung erspart geblieben.«
Er lächelte, und aus irgendeinem Grund war sein Lächeln ansteckend. Dominique schmunzelte, als sie ebenfalls die Kapsel verließ. Decke und Boden des Tunnels bestanden aus dem gleichen ockerfarbenen Material wie der urbane Kern. Sie blickte zur Seite und sah die geschwungenen Terrassen der Stadt tief unter sich, teilweise unter Wolken verborgen. Irgendwo dort unten suchte mindestens ein Dominanter nach ihr.
»Er wird mich finden, selbst hier oben«, sagte sie, und die Sorge kehrte zurück. »Der Dominante kann mich irgendwie lokalisieren.«
»Ohne Autorisierung dürften die Privilegschranken selbst für einen Dominanten schwer zu überwinden sein. Dieser Bereich …« Tarweder vollführte eine Geste, die der Spitze des urbanen Kerns galt. »… ist den Meriten vorbehalten, jenen Residenten, die sich in besonderem Maße um das Zweite Dominium verdient gemacht haben. Hier gibt es Vorrichtungen und Apparaturen alle Art, die allein dem Zweck dienen, die Privatsphäre der Privilegierten zu schützen.«
Am Ende des Tunnels blieb Tarweder vor einer Sensortafel stehen, die seine biometrische Signatur maß und analysierte, wie Dominique vermutete. Eine Tür öffnete sich und führte in eine Art Foyer mit gedämpftem Licht und leiser Hintergrundmusik. Der urbane Kern durchmaß an dieser Stelle immer noch etwa hundert Meter, und die Halle reichte von einer Seite zur anderen. Wasser plätscherte irgendwo, und als Tarweder über die glitzernden Fliesen ging, erklangen bei jedem Schritt leise, glockenartige Töne, die sich zu einer Melodie aneinanderreihten.
»Jeder bringt seine eigene Musik mit«, sagte er. »Individuell und unverwechselbar.«
Dominique widersprach nicht, obwohl sie zumindest eine Methode kannte, derartigen Kontrollsystemen eine falsche Identität vorzugaukeln: mit einem entsprechend programmierten Bionenanzug von Millennia, der die Bewegungsmuster einer bestimmten Person nachahmte.
Sie kamen an mehreren aus üppigen Pflanzen bestehenden grünen Inseln vorbei und passierten in der Mitte des Foyers einen Tresen, hinter dem drei uniformierte Bedienstete standen. Sie grüßten Tarweder respektvoll, und einer von ihnen – ein Mann fast so klein wie der Partner der korpulenten Frau – eilte zu ihnen und führte sie zu einem Aufzug.
»Wir sind sehr erfreut, dass Sie uns erneut besuchen«, sagte der Bedienstete, als die Liftkabine sie nach oben trug. »Beabsichtigen Sie, länger zu bleiben?«
»Nein, leider ist meine Zeit begrenzt, Garvoi«, erwiderte Tarweder, der den kleinen Mann gut zu kennen schien. »Ich bin nur gekommen, um Davvon um einen kleinen Gefallen zu bitten. Ich nehme an, er hat Sie benachrichtigt?«
»Ja. Ihnen stehen alle Zimmer zur Verfügung.«
»Danke.« Der Lift hielt an, und die Tür glitt beiseite. Dahinter erstreckte sich ein kurzer Gang, der an einem Portal endete. Garvoi eilte zu den Kontrollen daneben und betätigte sie mit flinken
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