Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
wie Arn Hannaratt auf den Weg nach Zontra, um dort Schutz vor der Zeit des Eises zu suchen?«, fragte Dominique. »Warum kommen sie nicht hierher und …« Sie begriff ihren Denkfehler. »Ich verstehe. Sie wären der Korit-Energie lange genug ausgesetzt, um hier Wurzeln zu schlagen, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Die Aussichtsterrasse vor der transparenten Wand des Produktionswürfels war mit den anderen Terrassen, Plattformen und Verkehrskorridoren der Stadt Urhanna verbunden, und es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Bisher war es ein mehr oder weniger gleichförmiger Personenfluss gewesen, zum größten Teil bestehend aus Neugierigen, die den berühmten Davvon bei der Arbeit sehen wollten. Doch jetzt kam es plötzlich zu Unruhe, und aus dem bis dahin ruhig dahinfließenden Menschenstrom wurde ein hektisches Durcheinander. Kräftig gebaute Gestalten in uniformartiger Kleidung bahnten sich nicht sehr sanft einen Weg durch das Gedränge und stießen Leute, die nicht zur Seite wichen, mit kurzen schwarzen Stäben an. Beim Kontakt mit den Stäben gaben die Getroffenen erschrockene und schmerzerfüllte Schreie von sich und machten schnell Platz.
    »Schockstäbe?«, fragte Dominique, die das Treiben vom Geländer aus beobachtete.
    »So könnte man sie auch nennen«, erwiderte Tarweder neben ihr. Kiwitt gurrte erneut und kletterte in den Rucksack zurück. »Es sind Warner. Sie verwenden elektrische Energie, die sie aus Korit-Körnern beziehen.«
    Kurz darauf bemerkte Dominique einen spindeldürren Mann, der einen langen, smaragdgrünen Mantel trug. Wenn nicht das blaue Haar gewesen wäre, hätte sie diesen Mann für den gleichen Ressourcenmacher gehalten, dem sie im Dritten Dominium begegnet waren, in Calanto, auf der Straße zwischen den neunzehn Hügeln. Er trug die Haare ebenfalls zu einem Zopf gebunden und ging mit langen Schritten, als gehörte die ganze Welt ihm. Auch in seinem Gesicht zeigte sich ein pockennarbiges Muster. Das Kinn stand ein wenig vor, und die Haut spannte sich über hohen Jochbeinen. Umringt von seinen Leibwächtern mit den Schockstäben beziehungsweise Warnern trat er zur transparenten Wand und blickte ins Innere des Produktionswürfels. Er sprach mit hoher Stimme, doch seine Worte verloren sich im allgemeinen Stimmengewirr.
    »Ein Ressourcenmacher«, murmelte Dominique. »Du hast mir gesagt, dass sie die Herren des Zweiten Dominiums sind und noch weit über den Zeit-, Glück- und Gesundmachern stehen.«
    »Ja.«
    »Sie machen Ressourcen. Was genau bedeutet das?«
    »Sie nutzen ihre besondere Gabe, um die Energie dieser Welt kondensieren zu lassen. Sie schaffen Korit.«
    Dominique hatte etwas in dieser Art vermutet. Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die das Flix oder einen Teil davon nutzen, kanalisieren und speichern konnten. Winford, Pina und Halaila kratzten eigentlich nur an dieser Kraft, die Dominique bei der Konfrontation mit dem Dominanten im Zug auf sehr schmerzhafte Weise erlebt hatte. Die Ressourcenmacher hingegen waren imstande, die Energie des Flix festzuhalten und ihr Substanz zu geben, sodass sie zur Energiequelle technischer Systeme werden konnte.
    Der große, dürre Ressourcenmacher im grünen Mantel wandte sich von der transparenten Wand ab und ging weiter. Die Leibwächter schufen mit ihren schwarzen Schockstäben Platz für seine langen Schritte. Wieder entstand ein Durcheinander, das die Aufmerksamkeit vieler Passanten auf sich zog, und genau in diesem Augenblick sah Dominique aus dem Augenwinkel eine Bewegung, die sie befürchtet hatte: ein kurzes Flirren wie von heißer Luft.
    Sie ergriff Tarweder am Arm und zog ihn mit sich. »Wir müssen fort von hier!«
    »Was ist los?«
    »Ein Dominanter ist in der Nähe.«
    Tarweder sah sie an und stellte ihre Worte nicht infrage. »Komm«, sagte er nur und eilte überraschend flink in die Richtung, in die auch der Ressourcenmacher unterwegs war. Trotz seines Alters ging er so schnell, dass sich Dominiques Hand von seinem Arm löste und sie Mühe hatte, ihm durch den Strom der Passanten zu folgen. Fremde Gerüche schlugen ihr entgegen, als sie an den anderen Menschen vorbeikam, an Residenten und Besuchern aus den anderen Dominien. Sie hörte Gesprächsfetzen, sah bunte Kleidung, glitzernden Schmuck und seltsam anmutende Geräte, doch nur ein kleiner Teil ihrer Aufmerksamkeit galt diesen Dingen. Immer wieder blickte sie über die Schulter und hielt nach Hinweisen auf die Präsenz eines Dominanten Ausschau: einem vagen Wabern oder

Weitere Kostenlose Bücher