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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ersten Worte kamen stockend, doch schon bald folgten sie schneller aufeinander. Tief in Nektar öffnete sich etwas, das lange verschlossen gewesen war. Er erzählte nicht nur von Enschall und seiner Mutter, sondern auch von Jumor, von Gregor, Xana, Hilliot und Mel, vor allem von Mel, von ihren Augen und Lippen, von ihrer Stimme und ihren Umarmungen. Siebenundzwanzig Jahre lagen die Ereignisse im Tailibur-System zurück, und in all diesen Jahren war nicht ein Tag vergangen, an dem er nicht an Mel gedacht hatte.
    »Sie fehlt Ihnen sehr, nicht wahr?«, fragte Serena voller Anteilnahme.
    Nektar horchte in sich hinein. Die Worte klangen banal angesichts der grässlichen Leere, die Mels Verschwinden in ihm hinterlassen hatte. Der Schmerz war noch immer da, nach all den Jahren.
    »Ja«, sagte er schlicht.
    »Und nach Mel hat es keine andere Frau in Ihrem Leben gegeben.«
    Nektar schüttelte den Kopf und merkte erst dann, dass es keine Frage gewesen war.
    »Sie wandeln auf einem schmalen Grat, Prior Nektar«, sagte Serena.
    Er richtete einen verwunderten Blick auf sie.
    »Rechts und links davon gähnen emotionale Abgründe«, fuhr die Medikerin fort. »Sie setzen entschlossen einen Fuß vor den anderen, und das Ziel, das Sie sich als Knabe gesetzt haben, hilft Ihnen dabei, das Gleichgewicht zu bewahren und nicht zu stürzen. Der ›große Sieg über die Graken‹, den Sie immer wieder erwähnt haben, hilft Ihnen, nicht ins Straucheln zu geraten. Er ist der Anker Ihres Lebens. Er half Ihnen, über den Verlust des Vaters und insbesondere der Mutter hinwegzukommen. Er half Ihnen bei der militärischen Ausbildung, bei den Konflikten mit Benjo, Hilliot und den anderen. Irgendwann beschlossen Sie, auf Freunde zu verzichten; dadurch bestand nicht mehr die Gefahr eines neuen Verlustes, der den alten Schmerz zurückgebracht hätte. Die einzige wirklich glückliche Zeit Ihres Lebens haben Sie mit Mel verbracht, und seitdem sind Sie noch mehr auf Ihr Ziel konzentriert. Der schmale Grat ist noch schmaler geworden, aber Sie gehen schneller und fürchten alles, das Sie aufhalten könnte.«
    Nektar merkte, dass er wieder stand, ohne sich daran zu erinnern, aufgestanden zu sein.
    »Sie versuchen, sich mit anderen Mitteln zu einem Lobotomen zu machen, Nektar«, sagte Serena und erhob sich ebenfalls. »Und dadurch sind Sie auf dem besten Wege, zu einem Besessenen zu werden. In den vergangenen Jahren haben Sie sich beim Kampf gegen die Graken immer größeren Gefahren ausgesetzt und dabei beachtliche Erfolge erzielt. Sie glaubten, nicht sterben zu können und erfolgreich sein zu müssen , da sich Ihr Schicksal noch nicht erfüllt hat. Aber vielleicht hatten Sie einfach nur Glück, Nektar. Ihre Risikobereitschaft wuchs, weil Sie sich selbst beweisen wollten, recht zu haben. Doch irgendwann wird ein kritischer Punkt erreicht, und wir können es uns nicht leisten, Sie zu verlieren. Ihr Talent ist für die Planungsgruppe zu wichtig.«
    Nektar verstand. »Sie stecken dahinter, nicht wahr? Die Versetzung hierher habe ich Ihnen zu verdanken!«
    »Ich spreche Empfehlungen aus«, sagte Serena sanft.
    Nektar wandte sich erneut der Tür zu.
    »Bevor Sie gehen …«, hörte er hinter sich die Stimme der Medikerin. »Bitte erlauben Sie mir, eine letzte Bitte an Sie zu richten. Denken Sie über meine Worte nach. Blicken Sie nach innen, ganz tief nach innen, und schauen Sie sich genau an, was Sie dort sehen.«
    Er wusste, was er dort sehen würde: die Hand eines Knaben, aus der Blut rann.

 
15. Verfolger
     
    Heres
     
     
    Fast zwei Stunden vergingen, für Dominique eine quälend lange Zeit. Sie verbrachte sie damit, durch die große Wohnung zu wandern, die sich an der Außenwand des urbanen Kerns von Urhanna erstreckte – alle Zimmer verfügten über große Panoramafenster mit atemberaubendem Ausblick –, und sich immer wieder die vielen Einrichtungsgegenstände anzusehen, deren Zweck nicht immer ersichtlich war. Abgesehen von einem Mobiliar, das sich durch sanfte Rundungen auszeichnete, gab es zahlreiche Kunstobjekte, die meisten von ihnen Gemälde, die wirre Farben und Formen zeigten, und Statuen aller Größen, offenbar Phantasiegeschöpfen nachempfunden. Hinzu kamen technische Gegenstände, wie Dominique sie noch nie zuvor gesehen hatte. Einmal nahm sie einen Apparat zur Hand, legte ihn aber schnell wieder beiseite, als Tarweder sie davor warnte, damit herumzuspielen. Der Alte kannte die Wohnung gut und erklärte ihr dies und das, aber Dominique

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