Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
hatte. Tarweders vielschichtige Persönlichkeit hatte sie fasziniert, weil sich in ihren Tiefen Wissen und Weisheit verbargen, die Erfahrungen eines Lebens in den vier Dominien, in einer fremden Welt. Dominik hingegen war ein Mann mit nur einem Ziel; alles andere spielte für ihn keine Rolle. Und Dominique wusste nicht einmal genau, worin dieses Ziel bestand. Das Feuer brannte nicht nur in seinen Augen, sondern auch in seiner Seele, und es würde ihn verbrennen, wenn er nicht aufpasste. Ich habe mein Feuer besiegt , dachte Dominique. Seins verzehrt ihn langsam.
»Loana«, wiederholte Dominik leise. »Es ist so lange her …« Er drehte sich um und wanderte wieder auf der Plattform umher. »Es sind Lügen innerhalb von Lügen, Dominique, verstehst du? Die Graken … Sie kommen gar nicht aus einem anderen Universum, wie Ahelia glaubte. Wenigstens erfuhr sie kurz vor dem Tod die Wahrheit, und das nahm ihrem langen Leben die größte aller Bürden. Ahelia war gar nicht schuld am Grakenkrieg.«
Dominique beobachtete ihren Vater mit einer Mischung aus Mitleid und Verwunderung. Sie fühlte sich nicht mehr klein ihm gegenüber, was vielleicht auch daran lag, dass sie inzwischen erwachsen war. Doch hauptsächlich deshalb, weil sie ihn nicht mehr als eine Art Überwesen sah, als strahlenden Helden, der den ersten echten Sieg über die Graken errungen hatte, sondern als Menschen mit menschlichen Schwächen und als Opfer. Nach langem Leid war er als er selbst erwacht, aber vielleicht mit einer Psychose, denn er sprach wie jemand im Delirium.
»Er hat sie in die Milchstraße geholt!«, stieß Dominik hervor.
»Olkin?«
»Ja. Vielleicht ging es ihm darum, die Tal-Telassi auszulöschen, die Nachfahren der Kantaki-Piloten. Oder vielleicht wollte er nur Chaos säen und sehen, was sich daraus ergibt. Wer kann die Motive eines kranken Gottes nachvollziehen? Die Graken waren und sind ein Werkzeug für ihn, ebenso wie der Dritte Konflikt der Konzepte, mit dem er die Kantaki dazu brachte, gegen sich selbst zu kämpfen.«
»Was geschah damals?«, fragte Dominique.
Ihr Vater blieb am Rand der Plattform stehen und ächzte leise. »Es gab einmal einen Zeitkrieg, wusstest du das?«
»Ja …«
»Eigentlich gab es sogar zwei«, fuhr Dominik fort. »Der erste ging für Kantaki, Feyn, Menschen und all die anderen Völker verloren, doch den zweiten gewannen sie. Ihre Gegner, die Temporalen, fanden sich in der toten Zeit wieder, tief in der Vergangenheit. Eine Kantaki-Pilotin namens Diamant und ihr Konfident Valdorian spielten damals eine wichtige Rolle. Doch der errungene Sieg war nicht so absolut wie zunächst angenommen. Diskontinuitäten im Strom der Zeit führten dazu, dass einige Temporale außerhalb des Kerkers aktiv werden konnten. Olkin machte sie zu Figuren in seinem verdammten Spiel.«
Dominique begann zu verstehen. »Er setzte sie gegen die Kantaki ein?«
»Unter anderem. Geschickte Manipulationen führten zum Dritten Konflikt der Konzepte, zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen jenen Kantaki, die glaubten, für den Materie gewordenen Geist wäre die Zeit gekommen, wieder Geist zu werden, und den anderen, die davon überzeugt waren, dass das Fünfte Kosmische Zeitalter noch nicht angebrochen und erst recht nicht zu Ende war. Die alten Kantaki entlarvten die Temporalen und zwangen sie, durch die Zeit zu fliehen, in die Zukunft. Doch bevor sie verschwanden, schufen sie die Erste Große Lücke und nahmen uns das Wissen über sie, über Olkin und die Hintergründe des Konflikts der Konzepte.«
Dominik drehte sich um. »Weißt du, dass manche Grakenträume ein Kantaki-Schiff enthalten? Tako Karides sah eins im Traum des Graken, der ihn fast aufgenommen hätte, in Form eines schwarzen Berges über einer Terrassenstadt. Für Olkin waren die Graken Späher und Waffe, und deshalb gab er ihnen so etwas wie eine Kantaki-Essenz mit. Sie sollten während des Krieges die geflohenen Kantaki finden und sie auslöschen.«
»Wusste er nicht, dass sie sich im Fünften Dominium von Heres aufhalten?«
»Als Olkin die Graken in die Milchstraße holte, wusste er das tatsächlich noch nicht. Als er es erfuhr, war der Grakenkrieg längst ausgebrochen und hatte sich verselbstständigt.«
»Die Temporalen mussten in die Zukunft fliehen, einige wenige, nicht genug für eine Streitmacht …«, murmelte Dominique. Vorstellungsbilder entstanden vor ihrem inneren Auge, mit so vielen Details, dass sie sich fragte, ob sie im Tal-Telas
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