Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
aneinandergefügt wirkten und sich auf subtile Art veränderten, wenn man den Blick auf sie richtete. Dominique fühlte sich sofort an das Kantaki-Schiff erinnert, das sie zum Nexus gebracht hatte. Aber was sie dort in der Ebene sah, wie ein am hohen Himmel kratzender schwarzer Berg, war kein Raumschiff.
»Das Tor zur Prävalenz«, sagte Dominik. »Unser Ziel. Aber bevor wir uns dahin auf den Weg machen …« Er wandte sich dem besonders großen Brunnen zu, neben dem ihr Retransfer stattgefunden hatte. Dominique schätzte, dass er fast zehn Meter durchmaß, und hinter ihm blies ein kalter Wind Sand und Staub über verwitterte Ruinen.
Der Alte öffnete seinen Rucksack, entnahm ihm die Schachtel des mobilen Hauses, zog den roten Stift heraus, steckte einen blauen hinein und drehte ihn. Dann warf er die Schachtel in den Brunnen und wich rasch zurück. Dominique folgte ihm und beobachtete nach einigen Sekunden, wie ein Lichtblitz aus dem Brunnen kam und für einen Sekundenbruchteil die Schatten vertrieb. Das Donnern einer Explosion blieb aus; auch weiterhin war nur die leise Stimme des Windes zu hören. Aber Dominique wusste, dass das mobile Haus nicht mehr existierte: Es hatte seine gesamte Energie im alten Transportsystem der Kantaki freigesetzt und es zumindest destabilisiert. Risse bildeten sich in der Einfassung des Brunnens, und das alte Gestein zerfiel mit einem leisen Knistern zu Staub.
»Sind jetzt alle Verbindungen zwischen den Dominien unterbrochen?«
Dominik zuckte in der Düsternis mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich bin nur sicher, dass diese Verbindung zwischen dem Fünften Dominium und den anderen vier nicht mehr existiert. Komm.« Er setzte sich in Bewegung.
Dominique ging ebenfalls los, aber in eine andere Richtung. »Zuerst möchte ich mit den Kantaki sprechen.« Sie deutete auf eine nicht weit entfernte Öffnung im Boden, vermutlich der Zugang zu einem Kantaki-Nest.
Dominik schnaufte ungeduldig. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Dominanten sind hier, und vielleicht liegt auch Olkin auf der Lauer. Wir müssen zur Prävalenz gelangen, bevor uns jemand zuvorkommt.«
»Zuerst möchte ich verstehen«, beharrte Dominique und setzte den Weg zum Loch fort, das sie für eine Tunnelöffnung hielt. »Ich möchte verstehen, was geschehen ist.«
»Ich habe dir bereits alles erklärt!«, erwiderte ihr Vater ungeduldig. »Du weißt alles, was du wissen musst. Komm.«
Trotz der Düsternis fühlte Dominique den Blick ihres Vaters, und sie fühlte auch noch etwas anderes, im Tal-Telas und im Flix: eine mentale Hand, die in Hilmia nach ihren Gedanken tastete und versuchte, sie in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Sie stieß die Hand zornig beiseite. »Mach das nie wieder, Vater!«, zischte sie. »Me wieder! Ich lasse mich nicht mehr manipulieren, von niemandem.«
Der alte Dominik seufzte. »Ich will dich nicht manipulieren, Domi. Glaub mir, ich …« Er rang mit sich selbst. »Es steht einfach zu viel auf dem Spiel, und ich habe über hundert Jahre auf diesen Moment gewartet …«
»Es ist mir gleich, wie lange du gewartet hast!« Dominique sprach noch immer mit scharfer Stimme. »Du hast von Lügen innerhalb von Lügen gesprochen, und ich will endlich wissen, was die Wahrheit ist, die ganze Wahrheit.« Sie holte tief Luft. »Mutter Rrirk behauptete, dass dies die fünfte Ära ist, dass der große Kreis, der mit dem Ersten Kosmischen Zeitalter begann, sich mit dem Ende des Fünften schließen muss. Doch angeblich kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen alten Kantaki und jungen, die nicht verstehen wollten, dass der Zyklus des Geistes, der einst Materie wurde, wirklich seinem Ende entgegenging; sie hielten an der Absicht fest, die vierte Ära zu verlängern. Mutter Rrirk meinte, dass es Olkin war, der Zwietracht unter den Kantaki säte.« Dominique bemerkte Verwunderung im Gesicht ihres Vaters und berichtete kurz von der Begegnung mit der alten Kantaki auf Aquaria. »Beim Dritten Konflikt der Konzepte kam es angeblich zu einer Deformation der Wirklichkeit, zu einem Schattenuniversum, das das Vierte Kosmische Zeitalter verlängerte, indem es alle Ereignisse in einer gewaltigen Endlosschleife wiederholt.«
»Das ist Unsinn«, sagte Dominik.
»Es klang seltsam«, räumte seine Tochter ein und ging weiter in Richtung Loch. »Zu abgehoben, zu verdreht. Eine Sekunde ihrer Zeit trennte Mutter Rrirk vom Tod; vielleicht war ihr Geist bereits verwirrt. Deshalb möchte ich mit den Kantaki hier im
Weitere Kostenlose Bücher