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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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selbst.«
    »Ich möchte es von Ihnen hören.«
    Nektar wusste natürlich, dass es nicht einfach nur ein Gespräch war. Es handelte sich vielmehr um eine psychologische Bewertung, der sich alle hochrangigen Offiziere der Streitkräfte in regelmäßigen Abständen unterziehen mussten. Wenn die betreffenden Mediker dabei bedenkliche Verhaltenstendenzen oder verringerte geistige Leistungsfähigkeit entdeckten, so konnte das dazu führen, dass den Offizieren weniger wichtige Aufgaben zugeteilt wurden. In besonderen Fällen war sogar eine Versetzung in den Ruhestand möglich. Das Militär des Dutzends konnte sich keine Fehler aufgrund von Leichtsinn oder Demenz leisten.
    Und so erzählte Nektar von seinem Leben, von Enschall und Jumor, von seiner Ausbildung und der Laufbahn in den Streitkräften. Er sprach von den Graken und der Gefahr, die noch immer von ihnen ausging, obwohl es seit Jahren nicht mehr zu Kämpfen gekommen war. Nach etwa zehn Minuten schwieg Nektar und beobachtete ein Paar, das am Ufer des nahen Sees stand und leise miteinander sprach. Der Mann richtete einige Worte an die Frau, und sie lachte, ergriff seine Hand.
    Serena bemerkte seinen Blick. »Ein glückliches Paar«, sagte sie.
    »So scheint es.«
    »Fühlen Sie so etwas wie Neid?«
    Diesmal konnte Nektar das Seufzen nicht zurückhalten. »Sie sind beide jung. Ich habe mehr als die Hälfte meines Lebens hinter mir.«
    »Sie haben noch viele Jahre vor sich.«
    »Hoffentlich genug«, sagte Nektar und bereute die Worte sofort. Sie verrieten zu viel.
    »Sie haben weder die Freunde Ihrer Jugend erwähnt noch Melange Hannibal Talasar«, stellte Serena fest. Das faltige Gesicht der lobotomen Medikerin blieb schlaff und ausdruckslos, aber die Augen waren wie immer sehr wach. »Am vierzehnten Mai dieses Jahres sind Sie nicht an ihrem Grab gewesen.«
    Nektar erinnerte sich. »Ich habe dem Präsidialen Stab über die Arbeit der Strategischen Planungsgruppe Bericht erstattet.«
    »Den Bericht hätten Sie auch später vorlegen und erläutern können, Markant. Sie sind noch immer bestrebt, alle persönlichen Dinge aus Ihrem Leben zu verbannen. Und Sie halten nach wie vor all das unter Verschluss, was Ihnen einmal Schmerz bereitet hat. Sie glauben noch immer fest an Ihr Schicksal, nicht wahr? Das meinten Sie eben, als Sie sagten, dass hoffentlich noch genug Jahre vor Ihnen liegen. Sie fürchten, dass Ihnen die Zeit davonlaufen könnte, dass Sie zu alt werden für den großen Sieg über die Graken, in dem Sie den Höhepunkt Ihres Lebens sehen. Wenn Sie irgendwann zu alt sind, um einen Kampfeinsatz zu leiten … Könnten Sie dann nicht den Eindruck gewinnen, Ihr Leben vergeudet zu haben?«
    Nektar horchte in sich hinein, fand aber keine Furcht, sondern die alte Gewissheit, die ihn seit seiner Kindheit begleitete.
    »Nein«, sagte er mit fester Stimme. »Ich weiß , was mich erwartet, auch wenn Sie es vielleicht für eine Besessenheit oder etwas in der Art halten. Und das Leben vergeudet zu haben … Es kommt darauf an, welche Maßstäbe man anlegt. Das richtige Leben gibt es nicht; jeder muss seinen Weg selbst wählen.«
    Serena nickte langsam und sah kurz dem davonschlendernden Paar nach. »Sie haben einen sehr harten Weg für sich gewählt, Nektar. Seit vielen, vielen Jahren verzichten Sie auf das, was das Leben für die meisten Menschen lebenswert macht.«
    »Es ist mein Weg«, sagte Nektar mit Nachdruck und spürte den Beginn einer Unruhe in sich, die ihm nicht gefiel. Er wollte fort von diesem Ort des scheinbaren Friedens, zurück zu den Dingen, die ihm Halt und seiner Existenz einen Sinn gaben.
    Sein Kom-Servo summte leise. »Ja?«, meldete er sich.
    »Wir haben neue Daten über Graken-Aktivität beim Ophiuchus-Graben«, erklang Elyras Stimme.
    »Ich bin auf dem Weg zu Ihnen«, sagte Nektar, unterbrach die Verbindung und stand auf. Dies bot ihm eine gute Gelegenheit, das Gespräch mit Serena zu beenden.
    Sie erhob sich ebenfalls. »Fliehen Sie nicht vor sich selbst«, sagte sie.
    »Ich muss gehen«, erwiderte er und ging.

 
23. Lügen
     
    Heres
     
     
    Wie ein Besessener ging Dominik am Rand der im Plurial schwebenden Plattform entlang, mit langen und doch ziellosen Schritten, in ein Gespräch vertieft, das er mal laut und mal leise mit sich selbst führte. Er schien noch immer damit beschäftigt zu sein, zu sich selbst zu finden. Wenn das überhaupt möglich war. »Ich bin als Dominik geboren, obwohl ich in Wirklichkeit Ahelia gewesen bin, ihre

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