Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)
brachen auseinander, getroffen von zahlreichen Annihilatorblitzen und Antimaterieraketen. Drei, Vier, Acht und Zwölf setzten den Flug mit halber Lichtgeschwindigkeit fort, wie es die allgemeinen Anweisungen vorsahen. Sie hielten auf die inneren Verteidigungsgürtel zu, die aus Raumstationen und größeren Kampfverbänden der Kronn, Chtai und Geeta bestanden. Wenn sie keine Verstärkung erhielten, bestand dort kaum die Chance eines Durchbruchs. Ganz im Gegenteil: Dem Feind würde es vermutlich schnell gelingen, die Angreifer aufzureiben.
Aber die siebentausend Schiffe der Vorhut würden nicht allein bleiben – dreiundfünfzigtausend weitere waren unterwegs.
»Dreißig Sekunden bis zum äußeren Verteidigungsgürtel.«
Die Stimme kam aus der Welt jenseits des sensorischen Universums und gesellte sich dem Datenfluss hinzu. Noch beschränkte sich Nektar auf eine passive Rolle: Er nahm die durch Transverbindungen in Echtzeit übermittelten Informationen entgegen, fühlte seinen aus zweiunddreißig Flotten bestehenden Körper und bekam einen immer besseren Eindruck vom Gesamtbild. Er beobachtete die Bewegungen der Graken und ihrer Vitäen, und das Talent, das ihn zu einem großen Strategen gemacht hatte, ließ ihn die nächsten Manöver des Feindes erahnen. Hinter dem Sonnengitter mit dem Konstrukt war inzwischen ein heftiger Kampf entbrannt, und Nektars Hoffnungen erfüllten sich: Fünfzehntausend der insgesamt fünfundzwanzigtausend Superschiffe der Kronn stellten sich den Zäiden entgegen, bei denen es ebenfalls zu ersten Verlusten kam. Ihre Explosionen nahm er nicht als kurzen Schmerz wahr, sondern in der Synästhesie als eine Art bitteren Geschmack, begleitet von einem kurzen Missklang.
Die Excalibur erreichte den äußeren Verteidigungsgürtel, und für einige wenige Sekunden rückte Nektar das Geschehen der näheren Umgebung in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Eine Million Kilometer voraus gaben Dutzende von Superschiffen der Kronn ihren Komponentenverbund auf. Tausende von einzelnen Dorn-Segmenten stoben auseinander, und jeweils vier oder fünf von ihnen nahmen sich ein Schiff der Angreifer vor. Der Pilot der Excalibur änderte geringfügig den Kurs, um in sicherer Entfernung an einem Satelliten vorbeizufliegen, der bereits zu feuern begonnen hatte, und im Datenrauschen hörte Nektar den Befehl des Kommandanten, die Zielerfassung auszurichten.
Nicht langsamer werden , dachte er, und seine Lippen formten knappe Codefolgen, die vom Kom-Servo sofort weitergegeben wurden. Anflug fortsetzen.
Destruktive Energie schlug der Excalibur und den anderen Schiffen entgegen. Hier und dort bildeten sich Feuerbälle, wo die Schirmfelder von umgerüsteten Frachtern und Transportern nicht genug Schutz boten. Von einem Hagel aus Antimaterieraketen getroffen, brach eine fast zehn Kilometer durchmessende Bastion auseinander. Nukleare Glut loderte ins All; mehrere Facettenschiffe der Chtai konnten nicht rechtzeitig ausweichen und explodierten. Feuerblumen erblühten in der Dunkelwolke abseits des Kugelgitters, völlig lautlos für die Beobachter, mit einer Ausnahme: Nektar hörte die Explosionen in Form von Daten, die Auskunft gaben über Temperatur, Energiedichte, Ausbreitungsgeschwindigkeit, Vektoren größerer Trümmerstücke und Gefahrenrelevanz.
Fünf, sechs Sekunden verstrichen, genug Zeit für die Excalibur und die meisten anderen Schiffe, fast neunhunderttausend Kilometer zurückzulegen. Der äußere Verteidigungsgürtel lag hinter den Flotten, und es gab nur hundertdreizehn Ausfälle. In seinem sensorischen Kosmos beobachtete Nektar, wie die siebentausend Schiffe der Vorhut abdrehten und den Eindruck erweckten, sich von dem weit überlegenen Gegner absetzen zu wollen. Auch das gehörte zum Plan. Sie sollten sich nicht in einen Vernichtungskampf verwickeln lassen, aber Kräfte des Gegners binden und einen weiten Bogen beschreiben, der es den Verbänden der Hauptstreitmacht ermöglichte, zu ihnen aufzuschließen. Nektar sah die Flugbahnen und berechneten Kursvektoren; ihre taktilen Reize wiesen ihn darauf hin, dass keine Anpassungen nötig waren.
Noch einmal drei, vier Sekunden, und Tausende von Kronn-Dornen waren auf Gefechtsreichweite heran. Strahlblitze flackerten durchs All, und jeweils vier oder fünf von ihnen trafen den Schutzschirm eines Schiffes. Dabei zeigte der Gegner eine erschreckend gute Koordination, denn in vielen Fällen konzentrierten sich die Treffer auf dieselbe Stelle, was bei den schwächeren
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