Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
möglich in Richtung Kugelgitter und Konstrukt vorzustoßen. In jeder Flotte gab es spezielle Schiffe, die mit Phasenübergangs-Interdiktoren und Asynchronen Vakuumenergie-Initiatoren ausgestattet waren: Mit den Phints konnte jede einzelne der einundzwanzig Sonnen in eine Nova verwandelt werden, und die AVIs eigneten sich insbesondere für den Einsatz gegen größere Ziele: Superschiffe der Kronn, Bastionen oder das Konstrukt. Doch nicht alle Schiffe waren mit den neuen Waffen ausgerüstet.
    »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt«, sagte Nektar leise. Sechzigtausend Raumschiffe – eine große Streitmacht, wie es schien. Aber fast ein Drittel bestand aus hastig umgerüsteten Frachtern und Transportern; die leistungsstarken Einheiten der Destruktor- und Excalibur-Klasse machten nur zwei Prozent aus.
    »Wenn man die Umstände berücksichtigt, ist es erstaunlich, dass ein so großer Flottenverband überhaupt zusammengestellt werden konnte.«
    Nektar blickte zur Seite und musterte Elyra, ohne sich dabei von seinen Gedanken oder anderen Dingen ablenken zu lassen. Sie sah aus wie Anfang vierzig, aber er wusste, dass sie in ihrer siebten Inkarnation etwa neunhundert Jahre alt war. Das blonde Haar fiel glatt auf ihre Schultern und umrahmte ein schmales Gesicht mit großen, blaugrünen Augen und einem vollen Mund. Sie war schön, stellte Nektar plötzlich fest, als sähe er die Tal-Telassi, mit der er seit vielen Jahren zusammenarbeitete, zum ersten Mal. Warum bemerkte er ihre Schönheit erst jetzt, und ausgerechnet in dieser Situation? Elyra erwiderte seinen Blick, und für ein oder zwei Sekunden glaubte Nektar, sein Spiegelbild in ihren Augen zu sehen wie einst in denen von Mel.
    »Drei Minuten bis zum äußeren Verteidigungsgürtel …«
    »Es ist so weit«, sagte Nektar und schob die Hände in die Interfacemulden der Armlehnen. Nanowurzeln bohrten sich in die bionischen Kontaktstellen und leiteten die neurale Stimulation ein. Er spürte, wie sich die wahrgenommene Realität erweiterte. »Bitte helfen Sie mir, Elyra.«
    »Ich bin bei Ihnen«, sagte sie schlicht.
    Es war ein seltsames Gefühl: Etwas schien Nektar im Innern seines Kopfes zu berühren. In den letzten Wochen hatte Elyra mehrere solche mentalen Kontakte mit ihm herbeigeführt, wodurch er in der Lage gewesen war, sich allmählich daran zu gewöhnen. Eine besondere Form von Intimität war dabei entstanden, was der Grund dafür sein mochte, warum er begann, sie mit anderen Augen zu sehen. Der größte Vorteil dieses Kontakts bestand in einer größeren Stabilität der sensorisch-synästhetischen Verbindung, wodurch Nektar seine Funktion als Oberkommandierender leichter und über einen längeren Zeitraum hinweg wahrnehmen konnte.
    Für einige wenige Sekunden war er wie jemand, der versuchte, in den Stromschnellen eines reißenden Flusses zu schwimmen. Im Gegensatz zu den ersten Erlebnissen dieser Art ließ er sich nicht verwirren und wartete geduldig darauf, dass sich seine Wahrnehmung anpasste. Nach einigen Sekunden wurden aus den wirren Datenfluten Stimmen, die alle seine Sinne ansprachen, ihm nicht nur Worte zuflüsterten, sondern auch Gerüche, Geschmacksaromen, Farben und Berührungen brachten. Vom Kragen seiner Uniform löste sich ein Kom-Servo und schwebte direkt vor dem Mund, bereit dazu, codierte Anweisungen an die Flotten weiterzuleiten. Sie waren wie stenografierte Sprache: kurze Zahlen- und Buchstabenkombinationen, die ganze Befehlsketten ersetzten. Nektars Herz schlug schneller, und er atmete flacher, als die Stimulation durch die Nanowurzeln seinen Stoffwechsel beschleunigte. In seinem Gehirn schienen sich Bremsen zu lösen – plötzlich jagten die Gedanken in mentaler Akzeleration dahin, bereit und fähig, weitaus mehr Informationen zu empfangen und zu verarbeiten. Elyras Präsenz half ihm bei der gewünschten Assoziation: Er stellte sich die Flotten und ihre einzelnen Schiffe als Teil eines immensen, aus vielen Einzelteilen bestehenden Körpers vor, die er unabhängig voneinander bewegen und steuern konnte.
    Einige Teile dieses Körpers meldeten Schmerz, als sie starben.
    Vier von zweiunddreißig Angriffsflotten hatten bereits Feindkontakt. Sie befanden sich längst jenseits des äußeren Verteidigungsgürtels und stießen dort auf Wachschiffe der Kronn, die ihnen zahlenmäßig zwar weit unterlegen waren, denen es aber gelang, einige Schiffe zu zerstören. Die anderen Angreifer erwiderten das Feuer, und mehrere Superschiffe der Kronn

Weitere Kostenlose Bücher