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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dass es nicht auf Echtzeitdaten basierte, sondern auf Extrapolationen. Sie mussten auf Transverbindungen verzichten, denn die hätten die Graken sofort geortet.
    Nektar begann mit einer langsamen Wanderung, die ihn an den Wänden des Situationsraums vorbeiführte. Drei von ihnen dienten als Hintergrund der Projektionsfelder; die vierte bestand aus transparenter Synthomasse, durch die man in den Kontrollraum der Excalibur blicken konnte. Dort blieb Nektar kurz stehen, beobachtete die Offiziere bei der Arbeit und bedauerte fast, das Flaggschiff als Oberbefehlshaber nicht selbst fliegen zu können – er erinnerte sich an die erweiterte Wahrnehmung durch die synästhetische Verbindung mit dem Schiff.
    »Ich vermute, uns bleiben nur noch einige wenige Minuten«, sagte Elyra 7.
    »Ja«, erwiderte Nektar. Er wandte sich von der transparenten Wand ab, schritt durch den Situationsraum und nahm im Sessel neben Elyra Platz. Das zentrale Projektionsfeld mit den taktischen Anzeigen befand sich direkt vor ihnen. »Mit den Emissionsdämpfern können wir nicht über die Masseveränderung in der Dunkelwolke hinwegtäuschen. Was zeigen die Muster, Elyra?«
    Die Tal-Telassi wusste, was er meinte. »Zerstörung und Tod auf der einen Seite, Frieden und Wohlstand auf der anderen. Es existiert beides nebeneinander.«
    »Und es lässt sich nicht feststellen, was den Ausschlag gibt?«
    »Nein.«
    »Wir empfangen erste Bilder von den primären Spähern«, erklang die Stimme eines Offiziers.
    Nektar betätigte die Kontrollen in den Armlehnen des Sessels, und das Bild vor ihnen wechselte. Einundzwanzig Sonnen, zu einem kugelförmigen Gitter angeordnet, leuchteten tief im Innern der Dunkelwolke. Planeten auf neuen Umlaufbahnen umkreisten sie, und innerhalb des Sonnengitters befand sich das Konstrukt, das Nektar bereits in den von Erasmus angefertigten Aufzeichnungen gesehen hatte: ein künstliches Gebilde, das an eine Raumstation erinnerte, mit dem phantastischen Durchmesser von fast hunderttausend Kilometern. Doch was auf den drei Monate alten Aufnahmen nicht zu sehen gewesen war:
    Plasmabrücken spannten sich zwischen den einundzwanzig Sonnen und dem Konstrukt im Zentrum.
    »Der Zapfer hat begonnen, Energie aufzunehmen«, stellte Elyra fest. »Was auch immer die Graken vorhaben: Sie sind auf dem besten Wege, ihre Pläne in die Tat umzusetzen.«
    Unruhe erfasste Nektar. Er zweifelte nicht daran, dass der Zapfer die Energie der einundzwanzig Sonnen aufnehmen und mit ihr einundzwanzig Dimensionstunnel schaffen sollte, die zu den Welten des Dutzends führten – der wissenschaftliche Rat des Konzils hielt das nach Auswertung aller Daten für sehr wahrscheinlich. Die Frage lautete: Waren sie in der Lage, noch rechtzeitig etwas dagegen zu unternehmen? Oder öffneten sich die Tunnel, bevor Nektar mit seinen Flotten angreifen konnte? Die Bilder, die sie jetzt sahen, waren etwa eine Stunde alt. Hatten die Graken bereits mit dem Transfer ihrer Streitmacht begonnen?
    Rote Punkte erschienen in den Darstellungen und bildeten nach wenigen Sekunden dichte Wolken. Symbole blinkten und gaben Auskunft über die Art der georteten Schiffe. Die Streitmacht des Feindes war gewaltig: mehr als tausend Moloche, fast fünfundzwanzigtausend Superschiffe der Kronn – jedes einzelne bestand aus zwei- bis dreitausend individuellen Komponenten, die unabhängig voneinander operieren konnten – und insgesamt etwa siebzigtausend Schiffe der Chtai und Geeta.
    »Geschätzte Ortung durch den Feind erfolgt jetzt «, sagte Elyra und fügte etwas leiser hinzu: »Damit verlieren wir das Überraschungsmoment.«
    Nektar schaltete auf die taktische Anzeige um und beobachtete die neuen Symbole, die auf der anderen Seite des Sonnengitters leuchteten, wo ein heftiger Kampf gegen die dortigen Raumstationen, armierten Satelliten und Wachschiffe begann. »Nicht ganz. Die Flotten der Maschinenzivilisationen haben gerade mit ihrem Angriff begonnen.«
    »Wenn es bei ihrem Transfer zu keinen Verzögerungen kam«, sagte Elyra.
    »In zwanzig Minuten erreichen wir den äußeren Verteidigungsgürtel«, sagte jemand im Kontrollraum. Die Stimme kam aus den Lautsprechern der internen Kommunikationssysteme. »Geschätzte Flugzeit bis zum Ziel: zwei Stunden.«
    »Wenn wir die gegenwärtige Geschwindigkeit beibehalten«, fügte Elyra hinzu. »Wenn wir bei den Verteidigungsgürteln keine Zeit verlieren.«
    Halbe Lichtgeschwindigkeit: Das war unerhört schnell in einer Umgebung, die nicht so leer war wie

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