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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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derselben Nacht wandten sich dreiundzwanzig Leute, darunter der zweite Geschützmeister, der Gehilfe des Schiffsarztes und zwei Zimmerleute, an den Ersten Offizier und erklärten ihm, der Kapitän habe ihnen ja die Erlaubnis gegeben, zu ihren Kameraden an Land zu gehen, und sie bäten ihn, diesem auszurichten, er solle es ihnen nicht übelnehmen, daß sie den Wunsch hätten, sich zu ihren Gefährten zu begeben und mit ihnen zu sterben; sie seien der Meinung, in einer solchen Notlage könnten sie nicht umhin, sich ihnen anzuschließen, denn wenn es irgendeinen Weg gebe, ihr Leben zu retten, dann den, ihre Zahl zu vergrößern und sie genügend zu verstärken, so daß sie einander beistehen und sich gegen die Wilden verteidigen könnten, bis sie vielleicht früher oder später Mittel und Wege fänden, von dort zu entkommen und in ihre Heimat zurückzukehren.
Der Erste Offizier erwiderte ihnen, er wage nicht, dem Kapitän von einer solchen Absicht zu sprechen, und er bedaure sehr, daß sie nicht mehr Achtung vor ihm hätten, als von ihm zu verlangen, solch eine Botschaft zu überbringen; wenn sie aber zu diesem Unternehmen entschlossen seien, rate er ihnen, da ihnen der Kapitän die Erlaubnis dazu gegeben habe, am frühen Morgen das Großboot zu nehmen und davonzufahren, einen höflichen Brief an den Kapitän zurückzulassen und ihn zu bitten, er möge seine Leute an Land senden, um das Boot zurückzuholen, das sie ihm auf redliche Weise wieder aushä ndigen wollten, und er versprach ihnen, bis dahin darüber zu schweigen.
Dementsprechend schifften sich eine Stunde vor Sonnenaufgang die dreiundzwanzig Mann, jeder mit einer Muskete und einem kurzen Säbel, einige mit Pistolen und drei mit Hellebarden bewaffnet, samt einem guten Vorrat an Schießpulver und Blei, jedoch ohne irgendwelche Lebensmittel außer ungefähr einem halben Zentner Brot, wohl aber mit ihren Seekisten und allen ihren Kleidungsstücken, ihrem Werkzeug, ihren Instr umenten, Büchern und dergleichen mehr, völlig geräuschlos ein, so daß der Kapitän nichts davon bemerkte, bis sie schon halb an Land waren.
Sobald er es hörte, rief er nach dem Zweiten Geschützme ister, denn der Geschützmeister lag zu der Zeit krank in seiner Kajüte, und befahl, auf sie zu schießen; zu seinem großen Verdruß aber gehörte der Zweite Geschützmeister zu den Abtrünnigen und war mit ihnen gefahren; tatsächlich hatten sie gerade darum so viele Waffen und eine solche Menge Munit ion erhalten. Als der Kapitän festgestellt hatte, wie die Dinge lagen und daß daran nichts zu ändern war, beruhigte er sich ein bißchen und nahm es auf die leichte Schulter; er rief die Leute zusammen und sprach freundlich mit ihnen. Er sagte, er sei sehr zufrieden mit der Treue und Tüchtigkeit der Leute, die jetzt noch dageblieben waren, und zu ihrer Ermutigung wolle er die Heuer der von Bord Gegangenen unter sie aufteilen lassen; er sei sehr froh, daß das Schiff nun frei sei von einem so meuterischen Haufen, der keinerlei Grund habe, aufsässig zu werden.
Die Leute schienen recht zufrieden zu sein, und besonders das Versprechen, sie bekämen die Heuer derjenigen, die das Schiff verlassen hatten, wirkte sehr auf sie. Danach übergab der Schiffsjunge dem Kapitän den Brief, den sie anscheinend bei ihm hinterlassen hatten. Darin stand so ziemlich das gleiche, was sie zu dem Ersten Offizier gesagt hatten und was er nicht hatte ausrichten wollen; nur am Ende ihres Briefes schrieben sie dem Kapitän, sie hätten keine unlauteren Absichten und deshalb auch nichts mitgenommen, was ihnen nicht gehörte, mit Ausnahme von einigen Waffen und etwas Munition, die absolut unentbehrlich für sie seien, sowohl zu ihrer Verteidigung gegen die Wilden, als auch, um zu ihrer Ernährung Vögel oder Wild zu schießen, damit sie nicht umkämen, und da ihnen als Heuer beträchtliche Summen zustanden, hofften sie, er werde ihnen die Waffen und die Munition gegen ihr Guthaben überlassen. Sie schrieben, was das Großboot des Schiffs betreffe, das sie mitgenommen hätten, um an Land zu gehen, so wüßten sie, daß er es brauche, und seien durchaus bereit, es ihm zurückzugeben. Wenn er es holen lassen wolle, würden sie es seinen Leuten ordnungsgemäß aushändigen, und niemandem von denen, die es holen kämen, sollte irgendein Leid geschehen, und keinen von ihnen wollten sie auffordern oder überreden, bei ihnen zu bleiben. Am Schluß des Briefes ersuchten sie ihn demütig, er möge ihnen zu ihrer Verteidigung

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