Kapitän Singleton
und um ihr Leben zu sichern ein Faß Pulver sowie etwas Munition schicken und ihnen erlauben, den Mast und das Segel des Boots zu behalten, so daß sie, falls es ihnen gelänge, sich ein Boot irgendeiner Art zu bauen, damit zur See fahren und sich in den Teil der Welt retten könnten, in den sie ihr Schicksal führte.
Hierauf trat der Kapitän, der bei dem restlichen Teil der Leute durch seine Ansprache sehr gewonnen hatte und ganz beruhigt war, was den allgemeinen Frieden betraf (denn tatsächlich waren die Aufsässigsten von Bord), auf das Achterdeck hinaus, rief die Mannschaft zusammen, teilte ihr den Inhalt des Briefes mit und erklärte, zwar hätten die Schreiber eine solche Großmut von ihm nicht verdient, trotzdem aber wolle er sie doch nicht mehr Gefahren aussetzen, als sie selbst es wollten; er sei geneigt, ihnen Munition zu schicken, und da sie nur um ein Faß Pulver gebeten hätten, werde er ihnen zwei schicken und entsprechend Kugeln oder Blei und Gießformen, damit sie daraus Kugeln herstellen konnten. Und um ihnen zu zeigen, daß er ihnen gegenüber großmütiger war, als sie verdienten, befahl er, auch ein Faß Arrak und einen großen Sack Brot zu ihnen hinüberzuschaffen, damit sie versorgt wären, bis sie sich selbst zu etwas verhelfen könnten.
Die auf dem Schiff gebliebenen Leute zollten der Großmut des Kapitäns Beifall, und jeder von ihnen sandte uns irgend etwas. Gegen drei Uhr nachmittags legte die Pinasse am Ufer an und brachte uns alle diese Dinge, über die wir uns sehr freuten; wir gaben das Großboot wie versprochen zurück. Was die Männer betraf, die mit der Pinasse gekommen waren, so hatte der Kapitän Leute ausgesucht, von denen er wußte, daß sie nicht zu uns übergehen würden; sie hatten auch strengen Befehl, bei Todesstrafe keinen von uns wieder mit an Bord zu bringen, und beide Seiten hielten sich so gewissenhaft an die Verabredung, daß weder wir sie aufforderten zu bleiben, noch sie uns mitzukommen.
Wir waren jetzt ein recht ansehnlicher Trupp, im ganzen siebenundzwanzig Mann, sehr gut bewaffnet und mit allem außer Proviant ausgerüstet; wir hatten zwei Zimmerleute bei uns, einen Geschützmeister und, was soviel wert war wie alle übrigen zusammen, einen Wundarzt oder Doktor, das heißt, er war in Goa der Gehilfe eines Wundarztes gewesen und wurde bei uns als Überzähliger geführt. Die Zimmerleute hatten ihr gesamtes Werkzeug mitgebracht, der Doktor alle seine Instrumente und Arzneien, und wir hatten wirklich eine große Menge Gepäck bei uns, jedenfalls insgesamt, denn einige von uns hatten kaum mehr als die Kleidung, die sie auf dem Leib trugen, darunter auch ich; ich hatte jedoch etwas, was keiner von ihnen besaß, nämlich die zweiundzwanzig Goldmoidors, die ich in Brasilien gestohlen hatte, und zwei Pesos zu acht Realen. Die beiden Pesos und einen Moidor zeigte ich, und keiner vermutete jemals, daß ich außerdem noch irgendwelches Geld besaß, denn sie wußten ja, daß ich nur ein armer Junge war, aus Barmherzigkeit aufgelesen, wie der Leser weiß, und als Sklave benutzt von meinem grausamen Herrn, dem Steuermann.
Der Leser mag sich wohl leicht vorstellen, daß uns vieren, die wir als erste dort geblieben waren, die Ankunft der übrigen Freude bereitete, ja daß sie uns freudig überraschte, wenn wir auch anfangs Furcht empfunden und gedacht hatten, sie kämen uns holen, um uns zu hängen; sie taten jedoch das ihrige, uns davon zu überzeugen, daß sie in der gleichen Lage waren wie wir, nur mit dem Unterschied, daß sie sich freiwillig, wir jedoch gezwungenermaßen darin befanden.
Das erste, was sie uns nach einem kurzen Bericht darüber, wie sie das Schiff verlassen hatten, mitteilten, war, daß sich unser Kamerad an Bord befand; wie er aber dorthin gelangt war, vermochten wir uns nicht vorzustellen, denn er war heimlich ausgerissen, und wir hätten nicht gedacht, daß er gut genug schwimmen konnte, um sich bis zu dem so weit draußen liegenden Schiff zu wagen, ja wir hatten nicht einmal gewußt, daß er überhaupt schwimmen konnte, und in keiner Weise vermutet, was wirklich geschehen war, sondern wir waren der Meinung gewesen, er habe sich im Wald verlaufen und sei von wilden Tieren zerrissen worden oder den Eingeborenen in die Hände gefallen und von ihnen ermordet worden. Diese Annahme hatte vielerlei Befürchtungen in uns geweckt, es könne früher oder später auch unser Schicksal sein, den Eingeborenen in die Hände zu fallen. Als wir nun aber hörten, daß er
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