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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Not einer Ladung vor die Inquisition, und hätte man mich dort gefragt, ob ich Protestant oder Katholik sei, hätte ich das erste, was sie erwähnten, bejaht. Wenn sie zuerst nach dem Protestanten gefragt hätten, wäre ich gewiß zum Märtyrer für etwas geworden, was ich gar nicht kannte.
Aber gerade der Priester oder Schiffskaplan, wie wir ihn nennen, den sie auf dem Schiff mitführten, rettete mich; da er sah, daß ich ein in der Religion völlig unwissender Junge und bereit war, alles zu tun oder zu sagen, was man von mir forderte, stellte er mir einige Fragen darüber und fand, ich beantwortete sie so naiv, daß er es auf sich nahm, ihnen zu erklären, er verbürge sich dafür, daß ich ein guter Katholik sein werde, und hoffe, er würde zum Werkzeug der Rettung meiner Seele. Es gefiel ihm, daß dies für ihn eine verdienstvolle Aufgabe war, und so machte er innerhalb einer Woche einen so guten Papisten aus mir, wie es kaum einer von ihnen war. Nun berichtete ich ihm von meiner Sache mit meinem Herrn; es stimme zwar, daß er mich in einer elenden Lage an Bord eines Kriegsschiffs in Lissabon aufgelesen habe und ich ihm Dank schuldig sei, weil er mich hier an Bord gebracht habe, denn wenn ich in Lissabon geblieben wäre, hätte ich vielleicht verhungern müssen oder etwas ähnliches, deshalb sei ich willens, ihm zu dienen, hätte jedoch gehofft, er werde mir irgendeine kleine Entlohnung dafür geben oder mich wissen lassen, wie lange er erwartete, daß ich ihm unentgeltlich diente.
Es nützte nichts, weder der Priester noch sonst jemand vermochte ihn davon abzubringen, daß ich nicht sein Diener, sondern sein Sklave sei; er habe mich auf dem algerischen Schiff aufgelesen und ich sei ein Türke, der nur vorgab, ein englischer Knabe zu sein, um meine Freiheit zu erhalten, er werde mich als Türken vor die Inquisition bringen.
Das erschreckte mich maßlos, denn ich hatte niemanden, der bezeugen konnte, wer ich war und woher ich kam; aber der gute Padre Antonio, denn so hieß er, befreite mich auf eine Weise, die ich nicht verstand, von dieser Anklage, denn eines Morgens kam er mit zwei Matrosen zu mir und erklärte mir, sie müßten mich untersuchen, um zu bezeugen, daß ich kein Türke sei. Ich war erstaunt über sie und verängstigt; ich verstand sie nicht und konnte mir auch nicht vorstellen, was sie mit mir zu tun beabsichtigten. Nachdem sie mich nackt ausgezogen hatten, waren sie jedoch bald zufriedengestellt, und Padre Antonio forderte mich auf, guten Muts zu sein, sie könnten alle bezeugen, daß ich kein Türke war. So entging ich diesem Teil der Grausamkeit meines Herrn.
Von da an beschloß ich, ihm davonzurennen, sobald ich konnte, dort aber war dies nicht möglich, denn in jenem Hafen lagen keine Schiffe, gleich welcher Nationalität der Welt, außer zwei, drei persischen Fahrzeuge n aus Hormus, und hätte ich es unternommen, von ihm fortzulaufen, dann hätte er mich an Land ergreifen und gewaltsam wieder an Bord bringen lassen, so daß mir nichts übrigblieb, als nur Geduld zu üben. Und auch die war bald erschöpft, denn danach begann er mich schlecht zu behandeln und nicht nur meine Essensrationen zu kürzen, sondern mich auch auf barbarische Weise wegen jeder Kleinigkeit zu schlagen und zu quälen, so daß mein Leben, mit einem Wort, erbärmlich war.
Weil er mich so gewalttätig behandelte und ich aus seinen Händen nicht zu entkommen vermochte, begann ich mir alle möglichen Untaten auszudenken; insbesondere beschloß ich, nachdem ich sämtliche anderen Wege meiner Befreiung überdacht und festgestellt hatte, daß sie nicht gangbar waren, ihn zu ermorden. Mit diesem teuflischen Plan im Kopf verbrachte ich ganze Tage und Nächte damit, mir zu überlegen, wie ich ihn ausführen sollte, und der Satan flüsterte mir dabei sehr eifrig zu. Ich war mir freilich über das Mittel gänzlich im Unklaren, denn ich besaß weder eine Flinte noch ein Schwert, noch sonst irgendeine Waffe, um ihn damit anzugreifen; meine Gedanken kreisten viel um Gift, ich wußte aber nicht, wo ich es mir beschaffen sollte, oder wenn ich es hätte bekommen können, wußte ich nicht, wie es hierzulande hieß und unter welcher Bezeichnung ich danach fragen sollte.
Auf diese Weise verübte ich die Tat hundert- und aberhundertmal in Gedanken. Das Schicksal vereitelte meine Absicht jedoch, entweder zu seinem oder zu meinem Wohl, und ich vermochte sie nicht auszuführen; deshalb war ich gezwungen, in seinen Ketten zu bleiben, bis das

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