Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
reichlich Rehwild und einer Art von Tieren, die Hasen glichen, aber nicht so behende waren, deren Fleisch wir aber sehr schmackhaft fanden. Die uns gegebene Auskunft erwies sich jedoch als irreführend, denn wir begegneten keinem Menschen, und so machten wir auch keine weiteren Gefangenen, die uns helfen konnten, unser Gepäck zu tragen.
    Die unendlich große Anzahl von Rehen und anderen Wildtie-ren, die wir hier antrafen, war, wie wir feststellten, durch die Nähe des Ödlands oder der Wüste hervorgerufen, aus der sie 104
    sich hierher zurückzogen, um Nahrung und Erquickung zu finden. Wir versorgten uns nun mit einem Vorrat an Fleisch und Wurzeln verschiedener Arten, von denen unsere Neger mehr verstanden als wir und die uns als Brot dienten; des weiteren mit genügend Wasser für zwanzig Tage (wobei die tägliche Menge für unsere Neger einen Liter je Mann, anderthalb Liter für jeden von uns und drei Liter für unsere Büffel betrug). Derartig für einen langen qualvollen Marsch ausgerü-
    stet, machten wir uns auf, alle bei bester Gesundheit und guten Muts, aber nicht alle gleich stark für eine so große Anstrengung und, zu unserem Kummer, ohne Führer.
    Sofort bei unserem Einzug in die Wüste fühlten wir uns sehr entmutigt, denn der Sand war so tief und brannte uns so glühendheiß an den Füßen, daß wir, nachdem wir ungefähr sieben oder acht Meilen weit eher hindurchgewatet, wie ich es nennen möchte, als gegangen waren, alle rechtschaffen müde und erschöpft waren; sogar die Neger legten sich nieder und keuchten schwer wie Tiere, die man über ihre Kraft hinaus angetrieben hatte.
    Hier stellten wir fest, daß der Mangel an Unterkünften sehr zu unserem Nachteil war, denn zuvor hatten wir uns zum Schlafen stets Hütten gebaut, die uns vor der in diesen heißen Ländern besonders ungesunden Nachtluft schützten. Hier aber hatten wir nach einem so anstrengenden Marsch kein Dach über dem Kopf, keinerlei Schutz, denn hier gab es keine Bäume, nein, nicht einmal einen Busch in unserer Nähe, und was noch beängstigender war, als es Nacht wurde, hörten wir die Wölfe heulen, die Löwen brüllen und eine große Anzahl wilder Esel schreien sowie andere häßliche Laute, die uns fremd waren.
    Da begriffen wir, wie unvorsichtig wir gewesen waren, nicht wenigstens Stangen und Pfähle in den Händen mitgebracht zu haben, mit deren Hilfe wir uns für die Nacht sozusagen mit einem Palisadenzaun hätten umgeben und so wenigstens in 105
    Sicherheit hätten schlafen können, welchen anderen Una nnehmlichkeiten wir auch ausgesetzt blieben. Wir fanden indessen eine Methode, die unsere Lage ein wenig erleichterte: Zuerst steckten wir die Lanzen und Bogen in den Boden und versuchten ihre Spitzen so weit zusammenzubiegen wie nur möglich, dann hingen wir unsere Mäntel darüber, wodurch wir eine Art armseliges Zelt erhielten. Das Leopardenfell und ein paar andere Felle, die wir besaßen, nebeneinandergelegt, ergaben eine ganz brauchbare Decke, und so legten wir uns zum Schlummer nieder und schliefen für die erste Nacht auch recht fest. Wir sorgten jedoch für eine gute Bewachung. Sie bestand aus zweien unserer eigenen Leute mit ihren Flinten, und wir lösten sie zuerst stünd lich und später alle zwei Stunden ab. Das war auch gut so, denn sie stellten fest, daß die Wüste von Raubtieren aller Art wimmelte, von denen einige bis unmittelbar an unsere Zeltstangen kamen. Unsere Wachen hatten aber Anweisung, uns während der Nacht nic ht mit Schüssen aufzuschrecken, sondern vor den Bestien Schießpulver in der Zündpfanne aufflammen zu lassen; das taten sie und fanden es sehr wirksam, denn die Tiere trollten sich, wenn auch knurrend und heulend, sobald sie das Feuer sahen, und verfolgten eine andere Beute, nach der sie sich auf der Jagd befanden.
    Wenn uns die Wanderung des Tages ermüdet hatte, so ermüdete uns das nächtliche Lager ebensosehr. Unser schwarzer Prinz erklärte uns jedoch am Morgen, er wolle uns einen Rat geben, und der erwies sich tatsächlich als sehr gut. Er sagte, wir würden alle umkommen, wenn wir uns ohne irgendeinen Schutz für die Nacht auf diesen Marsch und durch diese Wüste begaben; deshalb rate er uns, zum Ufer des kleinen Flusses zurückzukehren, wo wir die vorige Nacht verbracht hatten, und dort zu bleiben, bis wir uns ein paar Häuser, wie er sie nannte, gebaut hätten, die wir mitführen und in denen wir jede Nacht unterkommen könnten. Da er bego n-106
    nen hatte, unsere Sprache ein wenig

Weitere Kostenlose Bücher