Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
hingefallen waren, sich windend und schreiend auf dem Boden lagen.
    Nun betraten wir das Schlachtfeld und stellten dort fest, daß wir siebenunddreißig, darunter drei Frauen, getötet und etwa vierundsechzig, unter ihnen zwei Frauen, verwundet hatten.
    Verwundet nenne ich diejenigen, die so schwer verletzt waren, daß sie sich nicht fortbewegen konnten, und diese töteten unsere Neger danach kaltblütig auf feige Weise, worüber wir sehr in Zorn gerieten, und wir drohten ihnen, wir würden sie zu ihnen schicken, wenn sie so etwas noch einmal täten.
    Viel Beute gab es nicht zu machen, denn alle waren so splitternackt, wie sie auf die Welt gekommen waren – Männer und Frauen; einige trugen Federn im Haar, andere eine Art Reifen um den Hals, sonst aber nichts. Unsere Neger erbeuteten hier jedoch etwas, worüber wir sehr froh waren, nämlich Bogen und Pfeile der Besiegten, von denen sie mehr fanden, als sie gebrauc hen konnten, und die den getöteten und verwundeten Männern gehört hatten. Wir befahlen ihnen, sie aufzule-sen, und sie waren uns später sehr nützlich. Nach dem Kampf, als unsere Neger nun Bogen und Pfeile besaßen, schickten wir sie in mehreren Trupps auf die Suche nach Proviant aus; das beste aber war, daß sie uns noch vier junge Bullen oder Büffel brachten, die dazu erzogen waren, Arbeit zu verrichten und Lasten zu schleppen. Sie erkannten sie anscheinend daran, daß die Lasten, die sie getragen hatten, ihne n den Rücken aufgerie-ben hatten, denn in diesem Land kennt man keine Sättel, die man den Tieren auflegt.

100
    Die Büffel machten es nicht nur unseren Negern leichter, sondern versetzten uns auch in die Lage, mehr Proviant mitzunehmen, und unsere Neger beluden sie hier mit einer großen Last von Fleisch und Wurzeln, die wir später nötig brauchten.
    In dieser Ortschaft fanden wir einen winzig kleinen jungen Leoparden, der etwa zwei Spannen groß war. Da ihn, so nehme ich an, die Neger wie einen Haushund aufgezogen ha tten, war er ganz zahm und schnurrte wie eine Katze, wenn man ihn streichelte. Anscheinend fand ihn unser schwarzer Prinz beim Umherschlendern zwischen den verlassenen Häusern oder Hütten, gab sich viel mit ihm ab, fütterte ihn mit einem oder zwei Stücken Fleisch, und der Leopard folgte ihm wie ein Hund; doch davon später noch mehr.
    Unter den in der Schlacht getöteten Negern befand sich einer, der ein dünnes Goldstück oder eine Scheibe trug, die so groß wie ein Sechspennystück war; sie hing ihm an einer kleinen Schnur aus gedrehtem Darm an der Stirn, und wir entnahmen daraus, daß er ein Mann von einer gewissen Bedeutung unter ihnen gewesen sein mußte. Darüber hinaus aber veranlaßte uns dieses Goldstück zu einer sehr sorgfältigen Suche danach, ob nicht noch mehr dergleichen dort zu finden sei; wir entdeckten aber nichts.
    Wir verließen diese Gegend, marschierten etwa vierzehn Tage lang und sahen uns dann gezwungen, eine hohe Bergkette zu besteigen, die beängstigend anzusehen und die erste ihrer Art war, die wir antrafen, und da wir außer unserem kleinen Taschenkompaß keinen Führer hatten, genossen wir nicht den Vorteil einer Information darüber, welches wohl der beste und welches der ungünstigste Weg war, sondern mußten nach dem, was wir sahen, urteilen und uns zurechtfinden, so gut wir es vermochten. Bevor wir zu den Bergen gelangten, trafen wir in der Ebene auf mehrere Völkerstämme von wilden und nackten Menschen. Wir fanden sie viel umgänglicher und freundlicher 101
    als jene Teufel, die uns gezwungen hatten, mit ihnen zu kämpfen, und obwohl wir von diesen Leuten nur wenig erfahren konnten, verstanden wir durch die Zeichen, die sie uns machten, daß jenseits der Berge eine große Wüste lag mit „viel Löwe“, wie unsere Neger sich ausdrückten, und „viel gefleckte Katze“ (so nannten sie den Leoparden), und die Einheimischen gaben uns auch zu verstehen, daß wir Wasser mitnehmen mußten. Bei dem letzten dieser Völkerstämme versorgten wir uns mit soviel Proviant, wie wir nur zu tragen vermochten, da wir ja nicht wußten, was wir zu erdulden hätten, noch wie weit der Weg war; und um soviel Auskünfte wie nur möglich über diesen zu erhalten, schlug ich vor, unter den letzten Einwo hnern, die wir finden konnten, einige Gefangene zu machen und sie mitzunehmen, damit sie uns durch die Wüste als Führer dienten, uns halfen, die Vorräte zu schleppen und vielleicht sogar auch neue zu beschaffen. Der Rat war allzu angebracht, als daß man ihn

Weitere Kostenlose Bücher