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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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zu verstehen, und wir seine Zeichen inzwischen sehr gut deuten konnten, begriffen wir ohne Schwierigkeit, was er meinte und daß wir dort Matten flechten sollten (denn uns fiel ein, daß wir an diesem Ort sehr viele Faserpflanzen oder Bast gesehen hatten, aus denen die Eingeborenen Matten herstellen), wir sollten also große Matten flechten, um damit nachts unsere Hütten oder Zelte zu unserem Schutze zu bedecken.
    Wir waren alle einverstanden, seinem Ratschlag zu folgen, und beschlossen sogleich, diesen einen Tagesmarsch weit zurückzukehren; wir kamen überein, lieber weniger Vorräte, dafür aber Matten als Unterkunft für die Nacht mitzuführen.
    Einige der Behendesten unter uns gelangten mit größerer Leichtigkeit zu dem Fluß zurück als beim Herweg am Tage zuvor; da wir es aber nicht eilig hatten, rasteten die übrigen, schlugen noch einmal für eine Nacht ein Lager auf und stießen am nächsten Tag zu uns.
    Während unseres eintägigen Rückmarschs erlebten diejenigen unserer Leute, die zwei Tage dazu benötigten, etwas sehr Überraschendes, das ihnen einigen Anlaß gab, künftig sehr zu überlegen, ob sie sich wieder von uns trennen sollten. Folge ndes geschah nämlich: Am Morgen des zweiten Tages sahen sie, als sie kaum eine halbe Meile weit marschiert waren und hinter sich schauten, daß sich dort eine große Staub- oder Sandwolke in die Luft erhob, wie man sie bei uns im Sommer zuweilen über der Landstraße sieht, wenn sie sehr trocken ist und sich eine große Rinderherde nähert – nur sehr viel gewaltiger. Sie konnten auch unschwer feststellen, daß sie sich hinter ihnen herbewegte, und zwar rascher, als sie vor ihr davonzogen. Die Sandwolke war so groß, daß sie nicht festzustellen vermochten, wodurch sie verursacht wurde, und sie schlossen, es müsse wohl eine feindliche Armee sein, die sie verfolgte. Als sie aber überlegten, daß sie ja aus der weiten, unbewohnten Wüste kam, fiel ihnen ein, daß dort unmöglich irgendein Volksstamm oder 107
    irgendwelche Menschen Kenntnis von ihnen und ihrer Marsch-route haben konnten, und wenn es deshalb eine Armee war, dann mußte es eine wie die ihre sein, die zufällig diesen Weg nahm. Andererseits, da sie wußten, daß es dortzulande keine Pferde gab und sie sie doch so schnell herbeikommen sahen, schlossen sie, es müsse irgendeine große Ansammlung wilder Tiere sein, die sich vielleicht zum Bergland begaben, um dort Futter oder Wasser zu finden, und sie infolge ihrer Anzahl alle auffressen oder mit der Vielzahl ihrer Füße zerstampfen würden.
    Bei diesem Gedanken beobachteten sie sehr sorgfältig, wohin sich die Wolke zu bewegen schien, und wichen etwas nordwärts von ihrem Weg ab, in der Annahme, daß sie vielleicht an ihnen vorbeizöge. Nach etwa einer Viertelstunde machten sie halt, um sich zu überzeugen, was es wohl sein mochte. Einer der Neger, ein hurtigerer Bursche als die übrigen, lief ein kurzes Stück zurück und kam nach wenigen Minuten so rasch angerannt, wie der schwere Sand es zuließ. Durch Zeichen ließ er sie wissen, daß es eine große Herde oder ein Zug, oder wie immer man es nennen wollte, ganz riesiger Elefanten war.
    Da unsere Männer diesen Anblick noch nie erlebt hatten, wollten sie ihn sich nicht entgehen lassen, schreckten aber auch vor der Gefahr ein wenig zurück, denn obwohl Elefanten schwere, ungeschlachte Tiere sind, schritten sie doch im tiefen Sand, der ihnen nichts ausmachte, mit großer Geschwindigkeit voran und würden unsere Leute bald erreicht haben, wenn diese, von ihnen verfolgt, hätten weit laufen müssen.
    Unter ihnen befand sich unser Geschützmeister, und er hatte nicht übel Lust, nahe an eines der letzten Tiere heranzutreten, ihm seine Flinte ans Ohr zu halten und sie abzufeuern, denn man hatte ihm erzählt, kein Schuß durchdringe die Haut der Elefanten; die übrigen aber rieten ihm davon ab, aus Furcht, bei dem Knall könnten sich alle anderen Tiere umwenden und sie verfolgen; und so überredeten sie ihn, den Gedanken auf-108
    zugeben, und ließen die Elefanten vorbei, was in ihrer Lage auch gewiß das Richtige war.
    Die Herde bestand aus zwanzig bis dreißig Tieren, sie waren aber riesig groß, und obwohl sie unseren Leuten mehrfach zeigten, daß sie sie bemerkt hatten, wichen sie doch nicht von ihrem Weg ab und nahmen auch auf keine andere Weise Notiz von ihnen, wie wir sagen würden, außer daß sie zu ihnen hinsahen. Wir, die wir vorausgegangen waren, erblickten ebenfalls die Staubwolke, die sie

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