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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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aufwirbelten; wir dachten jedoch, es sei unsere eigene Karawane, und beachteten sie deshalb nicht; da sie aber in ihrem Lauf ungefähr einen Kompaßstrich weit südlich von Ost abwichen und wir genau nach Osten marschierten, zogen sie in einiger Entfernung an uns vorüber, so daß wir sie nicht zu Gesicht bekamen und auch bis zum Abend, als unsere Leute uns erreichten und von ihnen berichteten, nichts von ihnen erfuhren. Dies war uns aber eine nützliche Lehre für unser künftiges Verhalten beim Marsch durch die Wüste, wie der Leser an geeigneter Stelle erfahren wird.
    Wir gingen jetzt an die Arbeit, und unser schwarzer Prinz war unser Meister, denn er war selbst ein ausgezeichneter Mattenflechter, und alle seine Leute verstanden diese Arbeit, so daß sie schon bald an die hundert Matten für uns hergestellt hatten, und da jeder Mann, ich meine von den Negern, eine trug, waren sie keine schwere Last, und wir nahmen ihretwegen nicht eine Unze Proviant weniger mit. Am schwersten war es, sechs lange Stangen sowie einige kürzere Pfähle zu tragen; aber die Neger machten daraus einen Vorteil, denn sie trugen sie jeweils zu zweit und erleichterten sich so den Transport der Vorräte, die sie zu schleppen hatten, sehr, indem sie sie auf zwei Stangen banden und so drei Paare aus ihnen machten.
    Sobald wir dies sahen, zogen auch wir einen kleinen Vorteil daraus, denn wir hatten drei oder vier Beutel, Flaschen genannt (ich meine die Häute, die als Wasserbehälter dienten), über das 109
    hinaus, was die Leute zu tragen vermochten, und wir ließen sie füllen, trugen sie auf diese Art und hatten über einen Tagesvor-rat zusätzlich an Wasser für unseren Marsch.
    Als wir nun unsere Arbeit beendet, unsere Matten geflochten, unsere Vorräte mit allen notwendigen Dingen aufgefüllt und eine große Anzahl kleiner Seile und Matten für den laufenden Bedarf, der sich vielleicht ergab, hergestellt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg, nachdem wir unseren Marsch im ganzen acht Tage lang mit dieser Angelegenheit unterbrochen hatten. Zu unserer großen Beruhigung fiel in der Nacht vor unserem Aufbruch ein sehr heftiger Regenschauer, dessen Wirkung wir im Sand bemerkten; denn wenn die Hitze eines Tages seine Oberfläche auch ebenso austrocknete wie zuvor, war doch der Untergrund härter, es ging sich leichter darauf, und er brannte weniger an den Füßen, weshalb wir nach unserer Schätzung etwa vierzehn Meilen weit marschierten anstatt nur sieben, und das mit geringerer Anstrengung.
    Als wir schließlich unser Lager aufschlugen, hatten wir alles bereit, denn wir hatten zuvor unser Zelt fertig gebaut und es an seinem Herstellungsort probeweise aufgestellt, so daß wir jetzt in weniger als einer Stunde ein großes Zelt errichteten, mit einem inneren und einem äußeren Raum sowie zwei Eingä ngen. In dem einen Raum lagen wir und in dem anderen unsere Neger; über uns hatten wir leichte, angenehme Matten und unter uns ebensolche. Wir hatten auch draußen einen besonderen Platz für unsere Büffel vorgesehen, denn sie verdienten, daß wir für sie sorgten, da sie uns ja sehr nützlich waren und dazu noch ihr Futter und ihr Wasser trugen. Ihr Futter bestand aus einer Wurzelart, die unser schwarzer Prinz uns zu finden lehrte und die, nicht unähnlich einer Rübe, sehr saftig und nahrhaft war; es gab davon reichlich überall, wohin wir kamen, mit Ausnahme dieser fürchterlichen Wüste.
    Als wir am nächsten Morgen unser Lager abbrachen, nahmen unsere Neger die Zeltmatten herunter, zogen die Stangen aus 110
    dem Boden, und in ebenso kurzer Zeit, wie wir für den Aufbau benötigt hatten, befand sich alles schon wieder auf dem Marsch. Auf diese Weise zogen wir acht Tage lang weiter und vermochten doch kein Ende, keine Aussicht auf eine Veränderung zu erblicken; alles sah ebenso wüst und öde aus wie zu Beginn. Wenn sich irgend etwas änderte, dann nur der Umstand, daß der Sand nirgendwo so tief und schwer zu durchqueren war wie während der ersten drei Tage. Dies mochte, so dachten wir, wohl daher kommen, daß dort der Wind im Laufe des Jahres sechs Monate lang von Westen her weht (während der anderen sechs bläst er ständig von Osten) und den Sand mit großer Gewalt zu der Wüstenseite hinübertreibt, von der wir ausgezogen waren, und da es dort sehr hohe Berge gibt, hat der Ostmonsun, wenn er weht, nicht die gleiche Kraft, ihn zurück-zufegen. Dies bestätigte sich durch die Tatsache, daß wir an der äußersten westlichen Grenze

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