Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
Gold an irgendeiner anderen Stelle oder im 124
    Boden der Umgebung gefunden hatten außer dem in diesem Flecken lockeren Lehms gewonnenen, folgten wir dem kleinen Fluß von neuem in Richtung seiner Mündung und suchten wieder und wieder, solange wir überhaupt noch etwas zu finden vermochten, und sei es die geringste Menge; beim zweitenmal betrug das Ergebnis tatsächlich noch sechs oder sieben Pfund. Dann stiegen wir in den Hauptfluß und unter-suchten ihn stromauf- und stromabwärts, zuerst auf der einen Seite und dann auf der anderen. Stromaufwärts fanden wir nichts, kein einziges Korn, stromabwärts sehr wenig, nicht mehr als eine halbe Unze bei der Arbeit auf zwei Meilen, und so kehrten wir zu dem Goldenen Fluß zurück, wie wir ihn treffenderweise nannten, und suchten dort noch zweimal jeweils stromauf- und stromabwärts. Jedesmal fanden wir ein bißchen Gold und hätten vielleicht auch noch weiterhin etwas gefunden, wenn wir bis heute dort geblieben wären; aber zum Schluß war die Menge so gering und die Arbeit um so härter, daß wir übereinkamen, sie aufzugeben, damit wir uns und unsere Neger nicht derartig ermüdeten, daß wir nicht mehr marschfähig wären.
    Als wir unseren gesamten Ertrag zusammenbrachten, hatten wir alles in allem dreieinhalb Pfund Gold je Mann bei gleic h-mäßiger Teilung, nach der Waage und den Gewichten, die unser erfinderischer Messerschmied, freilich nur nach seiner Schätzung, zum Abwiegen für uns hergestellt hatte, aber er sagte, die abgewogene Menge sei ganz gewiß eher schwerer als leichter, und so erwies es sich auch am Ende, denn es waren fast zwei Unzen mehr in jedem Pfund. Daneben blieben noch sieben oder acht Pfund übrig, und wir kamen überein, sie in seinen Händen zu lassen, damit er sie zu den von uns ge-wünschten Formen verarbeitete, als Geschenk für Leute, denen wir vielleicht noch begegneten und bei denen wir uns veranlaßt sehen mochten, Vorräte oder sogar ihre Freundschaft oder dergleichen zu kaufen. Vor allem schenkten wir unserem 125
    schwarzen Prinzen ungefähr ein Pfund, und mit seinen unermüdlichen Händen und einigem Werkzeug, das ihm unser Handwerker lieh, hämmerte er es zu kleinen runden Gebilden zurecht, die fast so rund waren wie Perlen, wenn auch in der Form nicht so ebenmäßig. Er bearbeitete und durchbohrte sie und zog danach alle auf eine Schnur, die er an seinem schwarzen Hals trug, wo sie sehr gut aussahen, wie ich dem Leser versichern kann; aber er brauchte viele Monate dazu. Und so endete unser erstes Goldabenteuer.
    Jetzt begannen wir etwas zu entdecken, worüber wir uns zuerst nicht weiter den Kopf zerbrochen hatten, nämlich, unabhängig davon, ob die Gegend, in der wir uns befanden, günstig oder ungünstig war, würden wir für eine gewisse Weile nicht in der Lage sein, unsere Reise fortzusetzen. Wir waren jetzt fünf Monate und länger unterwegs, und die Jahreszeit begann zu wechseln; die Natur ließ uns wissen, daß wir, da wir uns in einem Klima befanden, in dem es ebenso einen Winter wie einen Sommer gab, wenn auch von anderer Art als in unserem Land, eine Regenzeit zu erwarten hatten und während dieser nicht Weiterreisen konnten, sowohl wegen des Regens selbst als auch wegen der Überschwemmungen, die er überall, wohin wir kämen, mit sich brächte. Wir hatten zwar diese Regenzeiten auf der Insel Madagaskar kennengelernt, aber seitdem wir uns auf den Weg gemacht hatten, nicht viel daran gedacht, denn wir waren bei Sonnenwende aufgebrochen, das heißt, als sich die Sonne in der größten nördlichen Entfernung von uns befand, und das war uns bei unserer Re ise zugute gekommen. Jetzt bewegte sie sich jedoch in immer größerer Nähe von uns, und wir stellten fest, daß es zu regnen begann; daraufhin beriefen wir wieder eine Versammlung ein, in der wir über unsere gegenwärtige Lage berieten, insbesondere darüber, ob wir weitermarschieren oder uns nach einem geeigneten Platz am Ufer des Goldenen Flusses, der uns soviel 126
    Glück gebracht hatte, umsehen sollten, um dort unser Lager für den Winter aufzuschlagen.
    Einstimmig beschlossen wir zu bleiben, wo wir uns befa nden, und es war kein geringer Umstand unseres Glücks, daß wir dies taten, wie sich noch zeigen wird.
    Nachdem wir diese Übereinkunft getroffen hatten, setzten wir als erstes unsere Neger an die Arbeit, um Hütten oder Häuser zu unserer Unterkunft zu bauen, und sie taten dies sehr geschickt; nur wählten wir einen anderen Standort dafür als den zuerst

Weitere Kostenlose Bücher