Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
allen Windungen des Flusses mindestens viertausend Meilen betrage; zweitens, die unzähligen Krokodile im Fluß, denen wir niemals entgehen könnten; drittens, die schrecklichen Wüsten auf dem Weg; und schließlich die sich nähernde Regenzeit, in welcher der Nil und seine Nebenge wässer so reißend würden und so anschwöllen, daß sie weit und breit die ganze Ebene überfluteten und wir nicht feststellen könnten, wann wir uns im Flußbett befänden und wann nicht. Wir würden ganz gewiß schiffbrüchig, das Boot müsse kentern oder so häufig auf Grund laufen, daß es unmöglich würde, auf einem so außerordentlich gefährlichen Fluß weiterzufahren.
    Den letzten Einwand brachte er so einleuchtend vor, daß wir die Sache einzusehen begannen, übereinkamen, den Gedanken fallenzulassen und auf unserem ersten Kurs, nach Westen zum Meer hin, weiterzumarschieren; aber als könnten wir uns nur schwer trennen, hielten wir uns zu unserer Erholung noch zwei Tage lang am Fluß auf. Während dieser Zeit kam eines Abends 120
    unser schwarzer Prinz, dem es viel Vergnügen bereitete, umherzuwandern, zu uns und brachte uns mehrere kleine Stücke von etwas ihm Unbekanntem, das sich schwer anfühle und gut aussehe, wie er meinte, und er zeigte es mir als etwas, was er für eine Seltenheit hielt. Ihm gegenüber ließ ich mir nicht viel Aufmerksamkeit anmerken, aber ich trat hinaus, rief den Geschützmeister zu mir, zeigte es ihm und sagte ihm, was ich davon hielt, nämlich daß es ganz gewiß Gold sei.
    Er stimmte mir hierin und auch in dem Folgenden zu: daß wir am nächsten Tag mit dem schwarzen Prinzen ausgehen und ihn veranlassen wollten, uns zu zeigen, wo er es gefunden hatte. Wenn es dort eine größere Menge gab, wollten wir unserer Gesellschaft davon Mitteilung machen, gab es jedoch nur wenig, dann wollten wir schweigen und es selbst behalten.
    Wir vergaßen aber, den Prinzen in das Geheimnis einzuwei-hen, der ganz unschuldig allen übrigen so viel davon erzählte, daß sie errieten, was es war, und zu uns kamen, um es sich anzusehen. Als wir feststellten, daß es öffentlich bekannt war, bestand unsere Sorge vor allem darin, die anderen von dem Verdacht abzuhalten, daß wir irgendwie beabsichtigten, es vor ihnen zu verbergen; wir sagten offen, was wir davon hielten, und riefen unseren Mechaniker, der alsbald unserer Ansicht zustimmte, daß es Gold war. So schlug ich vor, wir sollten sämtlich mit dem Prinzen zu der Stelle gehen, wo er es gefunden hatte, und wenn es dort eine größere Menge gab, hier eine Weile unser Lager aufschlagen und sehen, was wir daraus machen konnten.
    Demgemäß begaben wir uns alle ohne Ausnahme dorthin, denn keiner wollte bei einer solchen Entdeckung zurückblei-ben. Als wir zu der Stelle kamen, stellten wir fest, daß sie an der Westseite des Wassers lag, nicht am Hauptfluß, sondern an einem anderen kleinen Wasserlauf oder Fluß, der von Westen kam und dort in den großen Strom mündete. Wir begannen, den Sand zusammenzuscharren und ihn in den Händen zu 121
    waschen, und wir nahmen selten eine Handvoll Sand auf, ohne daraus einige kleine runde Klumpen, die so groß waren wie Stecknadelköpfe und manchmal so groß wie Weintraubenker-ne, in unseren Händen auszuwaschen. Nach zwei, drei Stunden stellten wir fest, daß alle etwas gefunden hatten, und so kamen wir überein, die Suche zu unterbrechen und essen zu gehen.
    Während wir unser Mahl einnahmen, kam mir in den Sinn, daß es, solange wir in diesem Tempo arbeiteten, um uns in den Besitz einer so angenehmen und bedeutungsvollen Sache zu setzen, gewiß zehn zu eins stand, daß das Gold, das ja der Zankapfel der Welt ist, uns früher oder später veranlassen würde, uns in den Haaren zu liegen, unsere nützlichen Verha l-tensregeln zu vergessen und unserem guten Einvernehmen ein Ende zu bereiten, vielleicht sogar, uns zu trennen oder noch Schlimmeres zu tun. Ich erklärte ihnen deshalb, ich sei zwar der jüngste der Gesellschaft, sie hätten mir jedoch immer erlaubt, meine Meinung über die Dinge zu äußern, und seien manchmal gern meinem Rat gefolgt, daher hätte ich jetzt etwas vorzuschlagen, was meines Erachtens zu unser aller Vorteil sei und von dem ich glaubte, daß es ihrer aller Beifall fände. Ich sagte, wir hielten uns in einem Land auf, von dem wir ja wüßten, daß es dort viel Gold gebe und wohin die ganze Welt Schiffe entsende, um dieses Gold zu holen; wir wüßten freilich nicht, wo es liege, und mochten deshalb sehr viel

Weitere Kostenlose Bücher