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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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oder auch nur wenig finden, das könnten wir nicht sagen; ich schlüge ihnen aber vor zu überlegen, ob es für uns nicht das beste wäre, um die gute Harmonie und Freundschaft zu bewahren, die stets zwischen uns geherrscht habe und die für unsere Sicherheit so völlig unerläßlich sei, alles, was wir finden würden, zu einem gemeinsamen Vorrat zusammenzulegen, der zum Schluß in gleiche Teile geteilt werden solle, anstatt Gefahr zu laufen, daß zwischen uns Unstimmigkeiten aufkämen, weil der eine mehr und der andere weniger fände. Ich sagte zu ihnen, wenn wir sämtlich in einem Boot säßen, würden wir uns alle fleißig an 122
    die Arbeit machen, und außerdem könnten wir unsere Neger für uns arbeiten lassen und so die Frucht sowohl ihrer Arbeit wie auch der unseren ernten, und da wir alle den gleichen Anteil erhielten, könne es keinen gerechten Anlaß zu Streit oder Verärgerung zwischen uns geben.
    Alle hießen den Vorschlag gut, und jeder einzelne schwor und gab den anderen die Hand darauf, daß er nicht das kleinste Körnchen Gold vor den übrigen verbergen wolle, und erklärte sich einverstanden, daß jedem, der dabei ertappt wurde, etwas zu verstecken, alles abgenommen und unter den übrigen verteilt werden solle. Unser Geschützmeister fügte aus ebenso guten und gerechten Gründen noch etwas hinzu, nämlich wenn einer von uns während der ganzen Reise, bis zu unserer Rückkehr nach Portugal, durch ein Knobel-, Hazard- oder Glücksspiel oder aber durch eine Wette irgendwelches Geld oder Gold oder dessen Gegenwert von einem anderen gewän-ne, dann wollten wir ihn alle verpflichten, es wieder zurückzugeben oder aber dadurch bestrafen, daß wir ihn entwaffneten, aus der Gesellschaft ausstießen und ihm in keiner Weise mehr behilflich wären. Dies sollte verhindern, daß unsere Leute Wetten abschlossen und um Geld spielten, wozu sie auf die verschiedenste Weise und durch alle möglichen Spiele neigten, obwohl sie weder Karten noch Würfel besaßen.
    Nachdem wir dieses zweckmäßige Abkommen getroffen hatten, begaben wir uns munter ans Werk und zeigten unseren Negern, wie sie für uns tätig sein sollten; wir arbeiteten uns an beiden Ufern und auf dem Grund des Flusses stromaufwärts und verbrachten etwa drei Wochen damit, im Wasser zu plantschen. In dieser Zeit waren wir, da es auf unserem Wege lag, ungefähr sechs Meilen und nicht weiter vorangekommen, und je höher wir gelangten, desto mehr Gold fanden wir, bis wir schließlich, nachdem wir an einem Hügelabhang vorbeigekommen waren, plötzlich feststellten, daß das Gold aufhörte und wir nach dieser Stelle kein bißchen mehr fanden. Mir kam 123
    in den Sinn, daß der Fluß demzufolge alles Gold, das wir gefunden hatten, vom Abhang dieses kleinen Hügels hinabge-spült haben mußte.
    Darauf kehrten wir zu dem Hügel zurück und machten uns dort an die Arbeit. Wir fanden die Erde locker und von lehmiggelber Farbe; an einigen Stellen war sie von einer harten weißen Gesteinsart durchsetzt, die, wie mir einige unserer Kenner seither erklärten, nachdem ich sie ihnen beschrieben hatte, der Spat war, der beim Erz gefunden wird und der es im Boden umgibt.
    Allerdings, auch wenn er reines Gold gewesen wäre, so besaßen wir doch kein Werkzeug, um ihn herauszubrechen, und darum gingen wir daran vorbei. Als wir aber mit den Fingern im lockeren Boden herumkratzten, gelangten wir an eine überraschende Stelle, wo etwa zwei Scheffel Erde schon fast beim bloßen Berühren auseinanderbröckelten und es den Anschein hatte, als sei eine große Menge Gold darin. Wir nahmen alles sorgfältig auf und wuschen es im Wasser; nachdem wir die lehmige Erde abgespült hatten, blieb nur der Goldstaub in unseren Händen übrig, und was noch bemerkenswerter war: als wir den gesamten lockeren Boden fortgeräumt hatten und zu dem Felsen oder harten Gestein kamen, war nicht ein Körnchen Gold mehr zu finden.
    Am Abend versammelten wir uns alle, um festzustellen, wie groß unsere Ausbeute war, und es ergab sich, daß wir im Erdhaufen dieses Tages ungefähr fünfzig Pfund Goldstaub gefunden hatten und etwa vierunddreißig Pfund insgesamt bei unserer übrigen Arbeit im Fluß.
    Die Enttäuschung darüber, daß wir das Ende unserer Arbeit gekommen sahen, war ein Glück für uns; denn solange es überhaupt noch Gold gab, auch wenn die Fündigkeit noch so gering gewesen wäre, weiß ich nicht, wann wir aufgegeben hätten. Nachdem wir diesen Platz durchsucht und nicht das kleinste bißchen

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