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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Weiber schuld, daß wir in der Gosse gelandet sind.« »Ich dachte immer, der Alkohol.« »Die Weiber zuerst. Der Alkohol
kommt erst dann.« »Verstehe.«
»Man kann nie wissen, mit diesen Flittchen.« »Oh, ich habs schon immer gewußt.« Er warf mir einen eigenartigen Blick zu. Dann ließ ich ihn raus.
Ich wartete am Eingang des Hospitals. Was für eine merk würdige Geschichte. Wie ich aus den Slums zu diesem Haus gelangt war, und was sich von da an alles ereignet hatte. Die Liebe und der Tod. Die Liebe hatte über den Tod gesiegt, trotz allem. Aber es war noch nicht ausgestanden. Ich versuchte die Baseball-Nachrichten zu lesen, die Ergebnisse vom Pferderennen. Das bedeutete jetzt kaum noch etwas. Und dann die Sache mit Carols Träumen. Ich glaubte ihr sonst alles, aber bei ihren Trä umen war ich mir nicht so sicher. Was waren Träume eigentlich? Ich wußte es nicht. Dann sah ich Carols Arzt am Aufnahmeschalter stehen; er unterhielt sich mit der Krankenschwester. Ich ging rüber.
»Oh, Mr. Jennings«, sagte er. »Ihrer Frau gehts gut. Und das Baby ist, ah ... äh ... ja. Neun Pfund und 140 Gramm.« »Danke, Doktor.«
Ich fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben und stellte mich an die Glaswand. Es müssen mindestens hundert schreiende Säuglinge da drin gewesen sein. Ich hörte sie durch die Glasscheibe hindurch. Es ging wie am Fließband. Das mit der Geburt und dem Sterben. Wir kamen allein auf die Welt und machten uns allein wieder davon. Und für die meisten von uns war es ein einsames Leben, voll Angst und verpaßter Gelegenheiten. Es war entsetzlich depri mierend, all dieses Leben hier zu sehen, das einmal sterben mußte; all das Leben, das zu Haß werden würde, zu Wahnsinn, Neurose, Verblödung, Angst, Mord ... zu NICHTS. Nichts im Leben, und nichts im Tod.
Ich sagte der Säuglingsschwester meinen Namen. Sie ging hinein und suchte unser Kind. Als sie es hochhob, lächelte sie. Es war ein unglaublich tapferes, vergebendes Lächeln. Mußte es auch sein. Ich starrte das Kind an - unmöglich, medizinisch unmöglich: es war ein Tiger, ein Bär, eine Schlange, und ein Mensch. Es war ein Elch, ein Kojote, ein Luchs, und ein Mensch. Es schrie nicht. Es sah mich an und wußte, wer ich war. Und ich wußte, wer es war. Es war unerträglich. Mensch und Übermensch. Superman und Superbestie. Es war völlig unmö glich, und es sah mich an, den Vater, einen der Väter, einen der vielen vielen Väter . . . und die Sonne rammte das Hospital, und das ganze Hospital begann zu wanken, die Säuglinge brüllten, Lichter gingen aus, ein knallroter Blitz zuckte über die Glasscheibe vor meinen Augen. Die Schwestern kreischten. Drei riesige Leuchtröhren fielen von der Decke und krachten auf die Babies herunter. Die Säuglingsschwester stand da, mein Kind auf den Armen, und lächelte, während die erste Wasserstoffbombe auf San Francisco fiel.

Bukowski-Interview
    von Thomas Kettner
    Da saß ich nun in dieser blödsinnig engen DC 10 auf einem Zehn-Stunden-Flug nach Los Angeles und las Charles Bukowski. Vor ein paar Tagen hatte ich einem Typ in Frankfurt erzählt, ich wolle an die Westküste fliegen und von dort einige Berichte und Interviews mitbrin gen. Er hatte mir den Kopf vollgequatscht, mir ein paar Bücher von Bukowski unter den Arm gesteckt und gemeint, ich solle unter allen Umständen ein Interview mit Bukowski machen. Seine Adresse wisse er nicht, aber die Auskunft in L.A. könne mir sicher weiterhelfen . . . Ich trieb mich in Los Angeles zwei Tage herum, schaute mir die Universal Studios und den amerikanischen Alptraum Disneyland an, und als ich das zweite Buch wie verrückt zu Ende gelesen hatte, rief ich Los Angeles 426-0614 an. Eine tiefe Stimme meldete sich am anderen Ende mit »hallo«, und nachdem ich erzählt hatte, wer ich war und was ich wollte, verabredeten wir für den nächsten Tag ein Interview in seiner Wohnung.
Am nächsten Tag - es war Sonntag, der 2. November 1975 setzte ich mich nachmittags in ein Taxi und gab dem Fahrer die Adresse an, worauf der mich etwas irritiert betrachtete. Nach rund einer Stunde Fahrt waren wir da. Der Fahrer hatte es plötzlich sehr eilig, seine 12 Dollar zu bekommen. Dann machte er mir hastig die Tür auf und raste so schnell davon, daß sein alter quietschender Buick beinahe auseinandergefallen wäre.
Ich befand mich in einer lausigen Gegend von North Hollywood, umgeben von Autowracks und Dreck. Hätte mir einer vorher gesagt, dies sei der Hurendistrikt von Los Angeles, so hätte ich

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