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Karambolage

Karambolage

Titel: Karambolage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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erwartet habe, deswegen muss ich auch noch ein bisschen auf eine Wohnung warten. Aber es geht schon. Derzeit wohne ich in einem kleinen, netten Appartement draußen am Stadtrand in Stammersdorf, einer Art Ferienwohnung, die zu einer Pension gehört. Das genügt mir, bis ich eine ständige Bleibe habe.«
    »Verstehe. Ich wohne übrigens in Jedlersdorf, sozusagen auf der Strecke von hier nach Stammersdorf«, sagte Korber. Sie waren mittlerweile wieder im Lehrerzimmer angekommen und begannen, die einzelnen Klassen, Schüler und Vorbereitungen miteinander durchzugehen. Aber wenigstens Korber schien eher danach zu sein, sich weiter über private Dinge zu unterhalten. Er wollte die neue, hübsche, ihm anvertraute Kollegin nicht gleich nach dem Läuten wieder an die Allgemeinheit verlieren. »Gleich um die Ecke ist übrigens ein nettes Kaffeehaus, das Café Heller. Darf ich dich nachher noch auf ein Getränk dort einladen?«, fragte er.

    Wieder lächelte Maria schelmisch. »Kannst du dich nicht daran erinnern, was der Direktor gesagt hat?«, mahnte sie ihn. »Nein, aber ohne Spaß, ich habe so viel um die Ohren, dass ich im Augenblick nicht weiß, wo mir der Kopf steht.«
    Korber wagte sich noch ein Stück weiter vor. »Gehen wir vielleicht heute Abend wohin? Ich kenne einige gemütliche Lokale, und hier kommen wir ja doch nicht weiter.«
    »Heute Abend habe ich mich schon mit einer Freundin verabredet. Tut mir leid.«
    »Dann morgen?«, ließ Korber nicht locker.
    »Also gut! Morgen Abend dürfte ich Zeit haben. Und wohin willst du mich entführen?«
    Korber war sichtlich überrascht über die erlösende Antwort: »Ja, wie gesagt, es gibt ein paar gemütliche Lokale hier im Bezirk, zum Beispiel gleich in der Nähe deiner Pension, aber wenn du willst, können wir natürlich hinein in die Stadt fahren …«
    »Innenstadt klingt nicht schlecht«, sagte Maria. »Und wo treffen wir uns?«
    »Am besten vorne, am Bahnhof Floridsdorf. Auto habe ich leider keines«, zuckte Korber entschuldigend die Achseln.
    »Macht ja nichts. Um sieben?«
    »Ist gut, um sieben«, sagte Korber erleichtert.
    Dann läutete es auch schon. Nach und nach kamen die Lehrer aus den Klassenzimmern herbei und warfen einen neugierigen Blick auf die neue Kollegin. Gleich würde die offizielle Vorstellung durch Direktor Marksteiner erfolgen.
    Mit der angenehmen Ruhe war es also vorbei. Korber war es egal. Schon morgen durfte er mit Maria Hinterleitner allein sein. Er sog das bisschen laue Frühlingsluft, das durch das einzige geöffnete Fenster im Raum strömte, tief in sich ein.

     
    *

     
    Nachmittag. Korber lehnte jetzt mit einem Ellenbogen an der Theke des Café Heller, hatte einen kleinen Braunen vor sich stehen und rauchte eine Zigarette. Er blies kleine Wölkchen in die Luft und sinnierte. Er stellte sich gerade vor, wie er Hand in Hand mit Maria Hinterleitner durch die engen, romantischen Gassen der Wiener Innenstadt lustwandelte und sie nachher, bei einem guten Glas Wein, in eine zärtliche Umarmung nahm.
    Sein Freund Leopold riss ihn aus seinen Träumen. »Na, wo warst du denn gestern Abend?«, fragte er grantig. »Ich habe schon damit gerechnet, dass du auf einen Sprung vorbeischaust.«
    »Entschuldige, aber ich hab einfach keine Lust gehabt vor dem ersten Schultag«, sagte Korber gleichgültig.
    »Ach so, du hast keine Lust gehabt«, ereiferte sich Leopold. »Und woher wir unser Geld nehmen, wenn die Stammgäste ausbleiben, das ist dir egal. Genauso, wie es dir wurscht ist, ob ich nach einem anstrengenden Tag noch Lust auf ein kleines Plauscherl habe. Hauptsache, ich bin für dich da, wenn du ein Problem hast und dein Herz bei mir ausschütten willst. Na, du bist mir ein wahrer Freund.«
    »Versteh mich doch, Leopold«, seufzte Korber. »Ich will nicht jeden Abend im Kaffeehaus verenden. Hast du noch nie gute Vorsätze gehabt?«
    »Selbstverständlich! Aber sie haben noch nie etwas mit dem Kaffeehaus oder meinen Freunden zu tun gehabt.«
    Korber versuchte sich gerade vorzustellen, wie sich ihm Maria behutsam von der Seite näherte, ihre Wange an die seine drückte und flüsterte: »Danke für den schönen Abend, Liebling.« Stattdessen hörte er nur wieder Leopolds kratzbürstige Stimme: »Das Turnier ist schon im vollen Gange, Thomas!«
    »Das … ach ja, das Dreibandturnier«, sagte Korber wie ferngesteuert und dämpfte seine Zigarette aus.
    »Könntest ruhig mehr Interesse zeigen. Vor Ostern warst du noch Feuer und Flamme. Sag, was ist mit

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