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Kardinalspoker

Kardinalspoker

Titel: Kardinalspoker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Böschung am Parkplatz, zu der normalerweise gar kein Fußgänger
hinkommt? Das ist doch nicht normal, oder?«
    »Wenn Sie mich so fragen, natürlich
nicht«, antwortete Sümmerling. »Aber das ändert nichts daran, dass die Polizei von
einer natürlichen Todesursache ausgeht und Fremdverschulden ausschließt. Obwohl«,
Sümmerling legte eine Denkpause ein, »warum hat dann die Staatsanwaltschaft eine
Obduktion der Leiche angeordnet?«
    Vielleicht, weil es sich bei dem
Toten um eine bekannte Persönlichkeit handelte, gab Böhnke zu bedenken. Es bereitete
ihm Spaß, mit Sümmerling zu spielen. Der schien wirklich nicht gut drauf zu sein.
    »Kann nicht sein«, reagierte der
Journalist spontan. »Wenn der prominent gewesen wäre, würde ich den kennen. Und
es war garantiert nicht Lukas Podolski, auch wenn er dessen Trikot trug.«
    »Sie kennen den Namen des Toten
wirklich nicht?«
    »Nein«, knurrte Sümmerling. »Jetzt
sagen Sie mir bitte nicht, dass Sie den Namen auf der Pfanne haben.«
    Selbstverständlich kenne er ihn,
entgegnete Böhnke genüsslich. »Ihr Tivoli-Kneipen-Bekannter hat ihn mir gesagt.
Er kennt ihn nämlich auch.«
    »Wie heißt er denn?«
    Lipperich, hätte Böhnke am liebsten
gesagt, aber er verkniff sich diese Antwort. »Meinen Sie Ihren Aachener Freund oder
den Toten aus Köln?«, feixte er. Sollte Sümmerling ruhig etwas zappeln. »Den Namen
des Mannes aus Aachen werde ich Ihnen nicht nennen. Immerhin ist er ja dank Ihres
Übereifers gewissermaßen jetzt mein Mandant. Und der Name des toten FC-Fans ist
Kardinal.«
    »Ach, du Scheiße!«, entfuhr es Sümmerling.
    »Sie kennen ihn?«, fragte Böhnke
verblüfft.
    »Kennen ist zu viel gesagt. Es kann
sich bei dem Typen im Prinzip nur um den Kölner Ratsherrn handeln, denn ein gewisser
Kardinal ist bei der Ratssitzung nicht erschienen. Man nennt ihn einfach nur ›Kardinal‹.
Weil er sich angeblich ebenso stark für die Kölner engagiert hat wie der legendäre
Kardinal Frings. Das ist wohl eine dubiose Gestalt. Kollegen aus Köln haben mir
schon Etliches und nicht gerade Ruhmreiches über ihn berichtet.« Der Journalist
hatte es eilig, das Telefonat zu beenden.
    »Ich habe noch zu tun. Ich muss
doch berichten, dass es sich bei dem Toten vom Tivoli um einen Kommunalpolitiker
aus Köln handelt.«
     
    Das zweite Gespräch glaubte Böhnke sich sparen zu können. Da kein Fremdverschulden
angenommen wurde, brauchte er seinen ehemaligen Kollegen im Aachener Polizeipräsidium
keinen Hinweis zu geben.
    Er war froh, dieses Wissen zu haben.
    Lipperich würde morgen sicherlich
erleichtert aufatmen.

4.
     
    Der Blick in seine Tageszeitung am Frühstückstisch
erstaunte ihn. Nicht im Regionalteil, sondern im Sportteil fand er den Bericht über
den toten Fußballfan. Der Fußball schien bedeutender zu sein als die Kommunalpolitik.
Sport ist Mord, fiel Böhnke spontan ein. War ein aus seiner Sicht unbedeutendes
Fußballspiel zwischen Aachen und Köln eine derart todernste Angelegenheit, dass
die Journalisten damit eine komplette Seite füllen mussten? Den Spielbericht und
die Nachbetrachtung schenkte sich Böhnke. Ihn interessierte lediglich der Artikel
von Sümmerling über Kardinal.
    Der Bericht
enthielt die Fakten, die der Journalist kannte: toter Fan in einem Kölner Trikot,
vermutlich Herzinfarkt, Fremdverschulden ausgeschlossen. Die Nennung des Namens
schien Sümmerling nicht geheuer. Offenbar war ihm die Information, die ihm Böhnke
gegeben hatte, zu wenig gewesen oder er hatte keine Zeit mehr gefunden, vor Andruck
der Ausgabe eine Bestätigung zu erhalten. Er sprach bei dem Toten von einem korpulenten
Mann Mitte 40, bei dem es sich gerüchteweise um einen umstrittenen Kommunalpolitiker
aus Köln handeln könnte.
    Einen Aspekt
hatte der AZ-Reporter nicht thematisiert: Warum hatte der Tote keine Ausweispapiere
bei sich getragen? Es wäre doch normal gewesen, dass der Mann zumindest einen Personalausweis
mit sich führte. Und wie war er zum Tivoli gekommen?
    Noch eine Frage, die sich Böhnke
stellte, während er durch das Tiefenbachtal nach Simmerath schlenderte. Er nannte
seine langsame Gangart Schlenderschritt; wandern oder marschieren konnte er immer
seltener. Da spielte sein körperlicher Zustand nicht mit. Warum sein Blut mehr und
mehr die Fähigkeit verlor, Sauerstoff zu transportieren, war ein Rätsel, das die
Mediziner nicht lösen konnten und das ihn irgendwann einmal ins Jenseits befördern
würde – wenn nicht die Wissenschaft schneller war. Für

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