Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
PROLOG
J A N
Ich gehe in sein Zimmer. Er sitzt schon wieder am Rechner und tippt. Seitdem er beschlossen hat, unsere Story aufzuschreiben, ist er ständig verschwunden.
„Und dein Studium?", frage ich ihn, als er kurz zu mir hochsieht. Er schnaubt genervt.
Der alte Drucker fiept und röhrt (überholtes Modell, Tintenstrahl, Flecken überall - ich nenne keinen Namen ...) und spuckt neue Seiten aus, die unser Zusammenleben hautnah schildern. Ich sehe auf die oberste Seite, als das vorsintflutliche Teil wieder erschöpft zum Stillstand kommt.
„Das hast du auch geschrieben?", frage ich, „Himmel, Nick, ich gewinne den Eindruck, unser Leben besteht nur aus Sex! Dabei sitzt du in letzter Zeit ständig hier, ich glaub', ich muss mir mal ein paar Seiten mit ins Schlafzimmer nehmen, um mich wenigstens daran zu erinnern, wie es einmal war ..." Das ist ein ungerechter Vorwurf, das weiß ich. Nick ist immer sofort bereit, die „Arbeit" liegen zu lassen, wenn Wichtigeres anliegt (besser: ansteht!).
Er sieht blinzelnd hoch und seine Augen müssen vermutlich erst einmal adaptieren.
Ob er in zehn Jahren 'ne Brille braucht ?, denke ich belustigt. Nie im Leben wird er die aufsetzen! Dann bestellt er gleich Kontaktlinsen, er ist eitel.
„Ich kann natürlich auch darüber schreiben, wie ich deinen Kindern Spiegeleier brate", sagt er angewidert, „aber ich glaube, das interessiert keine Sau!" Spiegeleier mag er nicht. „ Schreib's Vorwort", hat er mir gestern gesagt, „für Teil III. Du kannst auch mal was machen." Stimmt, ich mach' ja auch sonst nichts.
Ich geh' bloß jeden Tag arbeiten, damit wir uns hoffentlich bald a) einen neuen PC leisten können - „der Alte ist voll scheiße ... 300 Mhz , ich bitte dich, das darf ich gar keinem erzählen!" O-Ton Christoph,
b) ein Klavier „das ist einfach was anderes als ein Keyboard, Papa!" Katharina, und c) viele kleine unnütze Dinge „Lisa hat auch die Kutsche von Barbie!" Uly .
Nicht zu vergessen Tonnen von Hundefutter für Arnie. Und eben den neuen Drucker für Nick. Meinem Partner von Tisch und Bett. Die Kinder habe ich in unsere Beziehung gebracht, weil ich die vorher schon hatte. Ich war nämlich vor Nick „normal". Ja, ehrlich! Ich hab' noch nicht mal heimlich den Jungs hinterhergesehen ... Und dann kam er und brachte mein Hetero-Dasein völlig durcheinander. Das Resultat kann man neuerdings lesen. Beim Himmelstürmer-Verlag aus Hamburg.
„Geht das so?", frage ich ihn. Er ist der Schreiber unserer Geschichte, na, sagen wir, zwei Drittel sind von ihm, es gibt ja hin und wieder auch meinen ganz persönlichen Anteil und den habe ich selbst verfasst. Er neigt bisweilen zu sehr intimen Einzelheiten, vor deren Schilderung ich bisher zurückschreckte.
„Okay", befindet er, „ich schick's Achim mal." Er steht auf und streckt sich. Sieht auf seine Uhr.
„Wann kommen die Kinder?" Es ist Sonntag, sie sind bei Renate und ihrem Freund.
„In einer Stunde", sage ich. Er grinst frech. „Das reicht", sagt er lüsternd . Er hat Recht.
„Weißt du, was auch als Vorwort zu Teil III reichen würde?", frage ich ihn danach im Bett und er dreht sich zu mir um. „Na?"
„Never change a winning team ", sage ich, „wir sind doch ein gutes Gespann, oder?"
„Ja", seufzt er zufrieden, „in jeder Lage..."
FREIES WOCHENENDE MIT VERRÜCKTEN GEDANKEN
L ä s t ige P f l i c h t e n : Han d - un d G a r t e n a r b e it - A b e n d es s e n z u vi er t - E in Kr a n k e n w a g e n n e b e n a n
J A N
Ich schrecke hoch. Sehe auf die Uhr. Halb zwei. Kommt er doch nach Hause ?, frage ich mich. Schritte auf dem Flur. Die Tür zum Wohnzimmer klappt. Kurz darauf höre ich laute Musik. Die Petshop -Boys. Er scheint noch in Disco-Stimmung zu sein. Ich stehe auf und gehe zum Wohnzimmer. Öffne langsam die Tür.
Er tanzt und ich verhalte mich ruhig. Er sieht mich nicht. Es ist dunkel, er hat kein Licht angemacht.
Ich sehe ihm gern beim Tanzen zu, weil er sich gut bewegen kann. Leider habe ich nicht oft Gelegenheit ... denn wenn wir schon mal losziehen, was selten genug vorkommt, tanzen wir ja meistens zusammen und da kann ich mich nicht so auf's Gucken konzentrieren, weil ich mit mir selbst beschäftigt bin. Gucken und tanzen gleichzeitig ist schwierig. Ha, ha - typisch Mann, würde Renate sagen.
Starke Sachen trägt er. Seine knallenge Lederhose und ein durchsichtiges schwarzes Netzhemd , das ich noch nie an ihm gesehen
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