Kardinalspoker
tatsächlich den Kerl anpackt. Aber er hat es
getan. Josef ist in der Nacht nach dem Fußballspiel gegen Köln nicht nach Hause
gekommen. Er ist verschwunden.« Lipperich hatte sichtlich Mühe, Böhnke zu folgen.
»Warten Sie«, keuchte er, »mir wird schwindelig.« Er beugte sich vor und stützte
sich auf den Knien ab. Aber er verlor das Gleichgewicht, fiel vornüber auf die Straße
und rollte auf den Rücken.
»Suchen Sie meinen Sohn«, flüsterte
er zitternd und nach Luft schnappend. »Der Tote heißt Kardinal und lebte in Köln.«
Dann verlor Lipperich das Bewusstsein.
»Was für einen Vogel haben Sie mir da auf den Hals gehetzt?«, schimpfte
Böhnke, als er am Abend den Journalisten Sümmerling anrief. »Haben Sie noch alle
Tassen im Schrank?«
»Ach, Sie meinen den Alten, den
Typen vom Tivoli, der dabei war, als man die Leiche gefunden hat. Ich kenne ihn
nur flüchtig aus der Alemannia-Kneipe, dem Klömpchensklub. Da haben wir uns heut
beim Mittagessen getroffen. Er weiß wohl, dass ich bei der Zeitung bin und ich daher
so ziemlich alle Welt kenne. Der wollte von mir wissen, ob ich ihm einen Privatdetektiv
empfehlen könne. Nein, habe ich ihm gesagt, aber einen pensionierten Schnüffler.«
»Sind Sie
noch bei Trost?«
»Natürlich«,
antwortete Sümmerling gelassen. »Nachdem Sie mir letztens beim Mord auf dem Nürburgring
keinen Tipp gegeben haben und stattdessen lieber mit meinen miesen Kollegen Bahn
und Krupp zusammenarbeiteten, musste ich Ihnen doch eine verpassen. Oder glauben
Sie etwa, ich lasse mir ungestraft von Kollegen, die noch nicht einmal aus Aachen
stammen, eine Geschichte aus Aachen vorsetzen, bei der dann auch noch mein Lieblingskommissar
eine Hauptrolle spielt?« Sümmerling lachte ins Telefon. »War denn der Mann tatsächlich
bei Ihnen? Natürlich war er bei Ihnen«, gab er sich selbst zur Antwort, »sonst hätten
Sie mich ja nicht belästigt. Was ist denn mit dem Kerl?«
»Das geht
Sie gar nichts an«, entgegnete Böhnke brüsk. Er war angefressen. Erst tischte ihm
Lipperich eine halb gare Geschichte auf, danach brach der Mann mit einem Kreislaufkollaps
zusammen und musste ins Simmerather Krankenhaus gebracht werden, und jetzt erklärte
ihm Sümmerling frank und frei, dass er ihm die Sache eingebrockt hatte.
Er solle sich
nicht aufregen, riet ihm der Journalist. »Das sollte doch nur ein Scherz sein. Kommt
auch nicht wieder vor. Versprochen.«
So leicht
solle er es sich nicht machen, befand Böhnke. »Sie haben massiv in mein Privatleben
eingegriffen und meine Ruhe gestört. Ich bin froh, hier in Huppenbroich ruhig leben
zu können. Das ist ja jetzt wohl vorbei dank Ihrer gekränkten Eitelkeit. Das wird
Sie teuer zu stehen kommen, mein Freund. Ich glaube, ich werde Sie und Ihren Lebenswandel
ein wenig unter die Lupe nehmen und Ihre Berichterstattung kritisch überprüfen lassen.
Da finde ich bestimmt Anhaltspunkte, um juristisch gegen Sie vorzugehen«, drohte
er nur im Spaß, aber mit ernster Stimme .
Dies verfehlte die Wirkung nicht.
»Nun schießen Sie bitte nicht mit
Kanonen auf Spatzen«, sagte Sümmerling. Es täte ihm leid, wenn Lipperich Böhnke
übermäßig belästigt hätte.
Das könne er wiedergutmachen, wenn
er ihm schildere, was denn tatsächlich auf dem Tivoli, beziehungsweise bei dem Spiel,
passiert wäre, schlug Böhnke versöhnlich vor.
Da gäbe es nicht viel zu berichten,
meinte der Journalist. Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei sei bei dem
Tod des Fans ein Fremdverschulden wohl ausgeschlossen. »Der wollte wohl im Gebüsch
pinkeln und hat dabei eine Herzattacke erlitten. Da ihn niemand gesehen hat, ist
er in der Nacht anscheinend elendig gestorben. Er hatte sogar noch seine Eintrittskarte
in der Hosentasche. War vermutlich ein Unfall.« Sümmerling lachte in den Hörer.
»Ich sag ja immer, die Kölner sollen am Rhein bleiben«, lästerte er ungeniert, »denen
bekommt die gute Luft in der Aachener Soers nicht.«
»Wissen Sie denn, wie der Tote heißt?«
»Woher denn? Der hatte doch keine
Papiere dabei.«
»Und das wundert Sie nicht?« Böhnke
wunderte sich jedenfalls, wenn auch nur wegen der ungewohnten Begriffsstutzigkeit
von Sümmerling.
»Wie kommt denn der Tote auf den
Parkplatz am Tivoli? Ohne Papiere, ohne Autoschlüssel, ganz allein. Es spricht doch
wohl viel dafür, dass er in Begleitung eines Autofahrers war. Und dieser Autofahrer
ist ohne ihn weggefahren. Vielleicht ist der Tote mit dem Bus gekommen. Aber was
macht er dann in einer
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