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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Molly Kendal Gesellschaft geleistet«, erklärte Miss Marple. »Es scheint ihr wirklich schon viel besser zu gehen.«
    »Wenn Sie mich fragen – alles Theater«, sagte Esther Walters trocken. Miss Marple hob die Brauen.
    »Sie meinen, dass dieser Selbstmordversuch…«
    »Selbstmord! Ich habe nicht einen Moment geglaubt, dass sie eine echte Überdosis genommen hat, und ich glaube, auch Dr. Graham weiß das ganz genau.«
    »Das interessiert mich aber!«, sagte Miss Marple. »Wie können Sie das sagen?«
    »Weil ich so gut wie sicher bin. So etwas ist recht häufig! Es ist eine Art, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.«
    »›Wenn ich einmal nicht mehr bin, wirst du um mich weinen‹?«, zitierte Miss Marple.
    »Ja, so ungefähr«, stimmte Esther Walters zu, »wenn ich auch nicht glaube, dass es hier das Motiv war. Dazu müsste man den Mann, der einen ärgert, sehr gern haben.«
    »Sie glauben also nicht, dass Molly Kendal ihren Mann sehr liebt?«
    »Sie vielleicht?«, fragte Esther Walters.
    Miss Marple überlegte. »Mehr oder weniger hab’ ich es angenommen«, sagte sie, und nach einer Pause fügte sie hinzu: »Vielleicht zu Unrecht.«
    Esther lächelte ihr schiefes Lächeln.
    »Wissen Sie, ich habe da manches gehört. Über diese ganze Geschichte.«
    »Von Miss Prescott?«
    »Oh, von mehreren Seiten«, sagte Esther. »Es muss da einen Mann geben, auf den sie scharf war. Ihre Leute waren sehr dagegen.«
    »Ja, das hab’ ich auch gehört«, sagte Miss Marple.
    »Und dann hat sie Tim geheiratet. Vielleicht hat sie ihn sogar geliebt. Aber der andere hat nicht aufgegeben. Ich habe mich schon gefragt, ob er ihr nicht hierher gefolgt ist.«
    »Meinen Sie? Wer könnte das sein?«
    »Keine Ahnung«, sagte Esther. »Sicher waren die beiden sehr vorsichtig.«
    »Und Sie glauben, dass sie diesen anderen noch liebt?«
    Esther zuckte die Schultern. »Er muss ein übler Bursche sein«, sagte sie, »aber gerade die verstehen es oft, auf eine Frau Eindruck zu machen. Und man kann sie nicht loswerden.«
    »Etwas Näheres über den Mann wissen Sie nicht? Was er gemacht hat und so weiter?«
    Esther schüttelte den Kopf. »Nein. Die Leute raten wohl herum, aber darauf ist nichts zu geben. Vielleicht ist er verheiratet, das wäre ein Grund für die Abneigung ihrer Familie, und vielleicht ist er wirklich ein übler Kerl. Ein Trinker oder ein Krimineller – wie gesagt, ich weiß es nicht. Aber dass sie ihn noch liebt, das weiß ich.«
    »Haben Sie etwas gesehen oder gehört?«, versuchte Miss Marple.
    »Ich weiß, was ich sage«, gab Esther unfreundlich zurück.
    »Aber diese beiden Morde – « begann Miss Marple.
    »Sagen Sie, müssen Sie immer über diese Morde reden?«, fragte Esther. »Sogar Mr Rafiel haben Sie damit ganz konfus gemacht! Können Sie das alles nicht so lassen, wie es ist? Sie kriegen ja doch nichts heraus, davon bin ich überzeugt.«
    Miss Marple blickte sie an.
    »Aber Sie glauben es zu wissen, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Ja, ich glaube. Ich bin sogar ziemlich sicher.«
    »Müssten Sie da nicht sagen, was Sie wissen – oder etwas tun?«
    »Warum auch? Was würde das schon helfen. Beweisen kann ich nichts, und ändern würde es auch nichts. Heutzutage bleibt so vieles ungestraft! Man wird für unzurechnungsfähig erklärt, kriegt ein paar Jahre, wird wieder auf freien Fuß gesetzt, und alles ist in schönster Ordnung.«
    »Aber nehmen wir doch an, gerade weil Sie nicht reden, wird noch jemand ermordet!«
    Esther schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen«, sagte sie.
    »Das kann man doch nicht mit Sicherheit sagen!«
    »Ich bin aber sicher! Und außerdem kann ich mir nicht vorstellen, wer – « Sie runzelte die Stirn. »Immerhin, vielleicht ist es – verminderte Zurechnungsfähigkeit«, fügte sie etwas unlogisch hinzu. »Vielleicht kann man nichts dafür, wenn man wirklich verrückt ist. Ach, ich weiß nicht. Am besten wäre es, sie würde mit ihm verschwinden, wer immer es ist – dann könnte endlich Gras über alles wachsen.«
    Sie sah auf ihre Uhr, stieß einen Schreckenslaut aus und erhob sich rasch. »Ich muss mich umziehen!«
    Miss Marple blieb sitzen und sah ihr nach. Hatte Esther Walters Grund zu glauben, dass hinter Major Palgraves und Victorias Tod eine Frau stehe? Es hatte so geklungen. Miss Marple überlegte.
    »Ah, Miss Marple ganz allein – und ohne zu stricken?«
    Es war Dr. Graham, den sie bisher erfolglos gesucht hatte! Nun war er ganz von selbst bereit, sich für ein paar Minuten zu ihr zu

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