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Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Titel: Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Fried
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rex
– so hieß ihn nun erstmals das Chronicon Anianense (Moissiacene)[ 33 ], dreimal wiederholten es zum Jahr 774 die «Reichsannalen»[ 34 ].
    Neue Aufgaben wuchsen dem Herrscher in Italien zu. Hadrian erinnerte den König wiederholt an jenen Gabentausch und führte zugleich Klage gegen den Erzbischof von Ravenna, der sich «tyrannischen und anmaßenden Blicks dem hl. Petrus und uns entgegenstellt» und sich mit Berufung auf Karl der päpstlichen Obergewalt entzöge. «Eure und unsere Neider» erdreisteten sich, ihr zu nehmen, worüber sie zur Zeit der Langobardenherrschaft ungeschmälert verfügte. Nichts von den Versprechungen der Franken sei verwirklicht worden; so trumpften diese «gottlosen und frechen Leute» auf. Er, Karl, möge dagegen einschreiten, auf daß die heilige universale Kirche Gottes erhöht werde und er selbst, derKönig, in diesem Leben mit Hilfe der Apostel Petrus und Paulus für lange Zeit die Zügel der Herrschaft mit unermeßlichen Siegen zu führen verdiene[ 35 ].
    Das war das erste Schreiben dieses Papstes an den Frankenkönig, das Karl festhalten ließ; viele sollten folgen. Hadrian wußte, was den König bewegte: Der Segen der Apostelfürsten sollte in Krieg und Frieden auf ihm ruhen – eine Religion nicht der Innerlichkeit, sondern des Ritualvollzugs und des Gabentauschs. Im Schutz dieses Segens, der himmlischen Macht, wollte Karl sein Königtum erneuern, als «legitimer Schutzherr der heiligen Kirche», wie der Papst schon zuvor gemahnt hatte[ 36 ]. Ein Gabentausch war neuerlich inszeniert: der Schutz mit Waffen durch den König gegen den Gebetsschutz des Papstes[ 37 ]. Er gründete in beschworener Freundschaft. Aber er sollte den König auch davon abhalten, den Schutz des Apostelfürsten durch ein herrschaftliches Ausgreifen nach Rom aufs Spiel zu setzen.
    Karl hatte «Freundschaft» mit Hadrian geschlossen; sie wurde sieben Jahre später – wie es früher schon durch seinen Vater Pippin geschehen war – durch ein geistliches Bündnis, eine Gevatterschaft, des Papstes Patenschaft nämlich aus Anlaß der Taufe Karlmann-Pippins, überhöht. Wechselseitige Eide vor der
Confessio
des Apostelfürsten hatten diese Freundschaft schon am Karsamstag des Jahres 774 gestiftet und die Voraussetzung geschaffen, daß Karl die Stadt Rom betreten konnte[ 38 ]. Einige Tage später folgte ihnen damals Karls Schenkungsversprechen, die Bestätigung also, das Exarchat und weitere mittelitalienische Gebiete dem apostolischen Stuhl zu restituieren[ 39 ]. Der König selbst bezeichnete später gegenüber Hadrians Nachfolger Leo III. diese Schwureinung als einen «Vertrag» (
pactum
), ein «unverletzliches Bündnis (
foedus
) der Treue und Liebe»[ 40 ]. Vielleicht verstanden beide Vertragspartner «Freundschaft» (
amicitia
), «Treue» (
fides
) und «Liebe» (
caritas
) unterschiedlich. Gleichwohl war mit diesem
Pactum
eine Entwicklung bekräftigt, die unter Pippin im Jahr 754 eingeleitet war und die bis ins 11. Jahrhundert Bestand haben sollte. Gewiß schloß der Pakt Karls Schutzversprechen für die römische Kirche mit ein; die Gegenleistung des Papstes war das Gebet.
    Karl betrachtete in der Tat Hadrian, wie Einhard lange Jahre später erwähnte (c.19), als einen «Freund». Die Freundschaft währte bis zu Hadrians Tod. Er soll dem König Tränen entlockt haben, als sei der Bruder oder ein geliebter Sohn ins Grab gesunken. Und das mit Recht. Der Franke hatte diesem Nachfolger Petri unendlich viel zu verdanken, nicht zuletzt die Legitimation seines langobardischen Königtums und geistliche Hilfe zum Gewinn Baierns. Eindrucksvoll gestaltete er sein Totengedenken für Hadrian. Seine Liebe zu ihm bezeugte Karl nicht zuletzt durch eine Grabschrift in Versen auf kostbarer schwarzer Marmortafel. Der Angelsachse Alkuin und der Gote Theodulf sollten ihre Entwürfe dafür einreichen[ 41 ]. Die Tafel steht heute im Porticus der Peterskirche zu Rom, des Papstes und des Königs gedenkend.
    Der Angelsachse hatte die Tränen des Königs besser zu deuten verstanden als der Westgote. Er gewann Karl für seine Verse, nicht nur, weil er ihn mit ihnen selbst die Klage anstimmen ließ, sondern vor allem, weil er den König unmittelbar mit ins Totengedenken für den Papst einbezog:
    Nomina iungo simul titulis, clarissime, nostra:
    ‹Hadrianus Carolus›, rex ego tuque pater.
    Quisquis legas versus, devoto pectore supplex:
    ‹Ambarum mitis›, dic, ‹miserere deus›.
    («Unsere Namen vereine ich zugleich durch die

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