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Karlsson fliegt wieder

Karlsson fliegt wieder

Titel: Karlsson fliegt wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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geschaufelt hatte, tranken sie auf Karlssons Bettkante Kaffee. Sie aßen viele Wecken dazu. Und Lillebror saß hier bei Karlsson und fühlte sich wohl, wenn es auch anstrengend war, gründlich bei ihm zu putzen.

    »Wo ist denn nun dieser Müllschlucker?«, fragte Lillebror, nachdem er das letzte Stück runtergeschluckt hatte.
    »Den werd ich dir zeigen«, sagte Karlsson. »Nimm den Mülleimer und komm mit!«
    Er ging vor Lillebror auf den Vorplatz hinaus.
    »Da«, sagte er und zeigte auf die Dachrinne.
    »Wieso — was meinst du?«, fragte Lillebror.
    »Da geh rüber«, sagte Karlsson. »Da hast du den besten Müllschlucker der Welt.«
    »Soll ich den Müll auf die Straße werfen?«, fragte Lillebror. »Das kann man doch nicht tun.«
    Karlsson riss den Mülleimer an sich. »Das wirst du ja sehen. Komm mit!«
    Den Eimer in der Hand stürzte er aufs Dach hinaus. Lillebror erschrak — wenn Karlsson nun nicht rechtzeitig anhalten konnte, bevor er an die Dachrinne kam!

    »Bremse!«, rief Lillebror. »Bremse!«
    Und Karlsson bremste. Aber erst am äußersten Rand.
    »Worauf wartest du noch?«, schrie Karlsson. »Komm her!« Lillebror setzte sich auf den Po und rutschte vorsichtig zur Dachrinne hinunter.
    »Der beste Müllschlucker der Welt — Fallhöhe zwanzig Meter«, sagte Karlsson und kippte schnell den Mülleimer aus. Durch den besten Müllschlucker der Welt ergossen sich Apfelsinenschalen, Kirschkerne, Nussschalen und Papierschnitzel in einem dicken Schwall auf die Straße hinunter und fielen einem feinen Herrn, der auf dem Bürgersteig daherkam und eine Zigarre rauchte, auf den Kopf.
    »Ui«, sagte Lillebror, »ui, ui, ui, guck mal, er hat es auf den Kopf gekriegt.«
    Karlsson zuckte mit den Schultern. »Wer hat ihn gebeten genau unter meinem Müllschlucker vorbeizugehen? Mitten beim Herbstputz!«
    Lillebror machte ein bedenkliches Gesicht. »Ja, aber jetzt hat er Nussschalen ins Hemd gekriegt und Kirschkerne ins Haar, das ist nicht gerade angenehm.«
    »Das stört keinen großen Geist«, sagte Karlsson. »Hat man weiter keine Sorgen hier im Leben als ein paar Nussschalen im Hemd, dann kann man froh sein.«
    Es machte jedoch nicht den Eindruck, als ob der Herr mit der Zigarre besonders froh wäre. Man konnte sehen, wie er sich schüttelte, und dann hörte man, wie er nach der Polizei rief. »Wie manche Leute sich doch wegen Kleinigkeiten aufregen«, sagte Karlsson. »Er sollte lieber dankbar sein. Wenn nun die Kirschkerne in seinem Haar Wurzeln schlagen, dann wächst da vielleicht ein hübscher kleiner Kirschbaum und dann kann er den ganzen Tag Kirschen pflücken und Kerne spucken.«
    Da unten auf der Straße kam kein Polizist. Der Herr mit der Zigarre musste mit seinen Nussschalen und seinen Kirschkernen nach Hause gehen.
    Karlsson und Lillebror kletterten zurück über das Dach zu Karlssons Haus hinauf.
    »Übrigens möchte ich auch Kirschkerne spucken«, sagte Karlsson. »Da du sowieso bei der Arbeit bist, kannst du den Beutel mit den Kirschen holen, der drinnen unter der Decke hängt.«
    »Glaubst du, dass ich da herankomme?«, fragte Lillebror. »Steig auf die Hobelbank«, sagte Karlsson.
    Das tat Lillebror und hinterher saßen Karlsson und Lillebror auf der Treppe und aßen getrocknete Kirschen und spuckten die Kerne in alle Richtungen. Sie kullerten mit leisem Prasseln über das Dach nach unten. Es klang so lustig.
    Jetzt fing es an zu dämmern. Eine weiche, warme Herbstdämmerung senkte sich auf alle Dächer und alle Häuser. Lillebror rückte näher an Karlsson heran. Es war gemütlich dort auf der Treppe zu sitzen und Kirschkerne zu spucken, während es immer dunkler wurde. Die Häuser sahen plötzlich so anders aus, dunkel und geheimnisvoll und zuletzt ganz schwarz. Es war, als hätte jemand sie mit einer großen Schere aus schwarzem Papier ausgeschnitten und nur einige goldene Vierecke als Fenster darauf gesetzt. Mehr und mehr leuchtende Vierecke wurden es in all dem Schwarz, denn nun machten die Menschen in ihren Häusern das Licht an. Lillebror versuchte die Vierecke zu zählen. Zuerst waren es nur drei, dann waren es zehn, schließlich waren es viele, viele. Durch die Fenster konnte man sehen, wie Menschen da drinnen herumgingen und dieses oder jenes taten, und man konnte sich fragen, was sie machten und wer sie waren und weshalb sie gerade dort wohnten und nicht woanders.
    Aber nur Lillebror fragte sich das, Karlsson nicht.
    »Irgendwo müssen sie ja wohnen, die armen Menschen«, sagte Karlsson.

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