Karlsson fliegt wieder
Karlsson.«
Mama seufzte. »Wir wissen noch nicht einmal, ob wir eine Hausgehilfin finden«, sagte sie.
Aber schon am nächsten Tage setzte sie eine Anzeige in die Zeitung. Es meldete sich nur eine einzige. Sie hieß Fräulein Bock. Und ein paar Stunden später wollte sie kommen und sich vorstellen.
Lillebror hatte Ohrenreißen bekommen und wollte Mama so nah wie möglich sein, am liebsten auf ihrem Schoß sitzen, obgleich er eigentlich viel zu groß dafür war.
»Aber wenn man Ohrenschmerzen hat, dann muss man«, sagte Lillebror und kletterte auf Mamas Schoß.
Da klingelte es an der Tür. Es war Fräulein Bock. Lillebror durfte nicht länger auf Mamas Schoß sitzen. Aber die ganze Zeit, während Fräulein Bock bei Mama war, stand er neben Mamas Stuhl und legte das kranke Ohr gegen ihren Arm und manchmal, wenn es im Ohr stach, wimmerte er leise.
Lillebror hatte gehofft, Fräulein Bock wäre jung und hübsch und nett, so ungefähr wie die Lehrerin in der Schule. Aber sie war eine mürrische ältere Dame, die sehr energisch auftrat, und sie war groß und füllig, hatte mehrere Kinne und außerdem solche »bösen Augen«, vor denen Lillebror große Angst hatte.
Er fühlte sofort, dass er sie nicht mochte. Das fühlte Bimbo offenbar auch, denn er bellte, so laut er konnte.
»Aha, hier ist ein Hund im Haus«, sagte Fräulein Bock.
Mama sah beunruhigt aus.
»Mögen Sie Hunde nicht, Fräulein Bock?«, fragte sie.
»O doch, wenn sie wohlerzogen sind«, sagte Fräulein Bock. »Ob Bimbo nun gerade wohlerzogen ist, weiß ich allerdings nicht«, sagte Mama verlegen.
Fräulein Bock nickte energisch. »Das wird er aber, falls ich mich entschließe diese Stellung anzunehmen. Ich habe schon öfter mit Hunden zu tun gehabt.«
Lillebror hoffte von ganzem Herzen, dass sie sich nicht entschließen möge. Da stach es gerade wieder in seinem Ohr und er konnte ein leises Jammern nicht unterdrücken.
»Jaja, Hunde, die jaulen, und Kinder, die maulen«, sagte Fräulein Bock und verzog den Mund. Es sollte wohl ein Scherz sein, Lillebror fand den Scherz aber nicht komisch und er sagte leise, so mehr vor sich hin:
»Und meine Schuhe knarren auch.«
Mama hörte es. Sie wurde rot und sagte schnell:
»Ich hoffe, Sie mögen Kinder gern, Fräulein Bock. Das ist doch so?«
»Ja, wenn sie wohlerzogen sind«, sagte Fräulein Bock und sah Lillebror fest an.
Wieder sah Mama so verlegen aus.
»Ob Lillebror nun gerade wohlerzogen ist, weiß ich nicht«, murmelte sie.
»Das wird er aber«, sagte Fräulein Bock. »Warten Sie nur ab, ich habe schon öfter mit Kindern zu tun gehabt.«
Lillebror bekam Angst. Ihm taten diese Kinder Leid, mit denen Fräulein Bock schon öfter zu tun gehabt hatte. Jetzt würde er selbst so ein Kind werden, kein Wunder, dass er entsetzt aussah.
Mama schienen auch Bedenken zu kommen. Sie strich Lillebror über das Haar und sagte:
»Bei Lillebror kommt man mit Freundlichkeit am weitesten.«
»Das nützt aber nicht immer, habe ich festgestellt«, sagte Fräulein Bock. »Kinder brauchen auch eine feste Hand.«
Darauf sagte Fräulein Bock, wie viel Lohn sie haben wollte, und verlangte, dass man sie »Haushälterin« nennen solle und nicht »Hausgehilfin«, und dann war die Sache abgemacht.
In diesem Augenblick kam Papa vom Büro nach Hause und Mama stellte vor: »Unsere Haushälterin, Fräulein Bock!«
»Unser Hausbock«, sagte Lillebror. Dann schoss er zur Tür hinaus, so schnell er konnte. Bimbo sauste wild bellend hinterdrein.
Und am nächsten Tag fuhr Mama zur Großmutter. Alle weinten, als sie wegfuhr, am allermeisten Lillebror.
»Ich will nicht mit dem Hausbock allein sein«, schluchzte er. So würde es aber kommen, das wusste er. Birger und Betty waren bis zum späten Nachmittag in der Schule und Papa kam auch nicht vor fünf Uhr vom Büro nach Hause. Viele, viele Stunden würde Lillebror jeden Tag allein gegen den Hausbock kämpfen müssen. Deswegen weinte er.
Mama gab ihm einen Kuss.
»Versuch nun tapfer zu sein — mir zuliebe! Und was du auch sonst anstellen magst — nenn sie nicht Hausbock!«
Schon am nächsten Tag, als Lillebror von der Schule heimkam, begann das Elend. Keine Mama stand in der Küche und hatte Kakao und Zimtwecken bereit, sondern nur Fräulein Bock und sie sah keineswegs erfreut aus, als sie Lillebror sah. »Zwischen den Mahlzeiten zu essen verdirbt den Appetit«, sagte sie. »Wecken gibt’s nicht!«
Und dabei hatte sie sogar Wecken gebacken. Am offenen Fenster stand
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