Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
besser.
Auf dem Balkon im ersten Stock bemerkte er eine offene Tür. Sein Vater wahrscheinlich, der ein letztes Mal der Herr dieses Palazzo sein und über den Canale Grande schauen wollte. Amadeo wollte erst weitergehen, entschied sich dann jedoch anders. Sein Vater hatte einen Sohn verdient, der nicht vor ihm davonlief. Auf dem Balkon fand er jedoch nicht seinen Vater, sondern Deodato.
»Ein letzter Blick, Bruder?«, fragte er den Älteren.
»Sancia füllt Badezuber mit ihrem Geheule und redet davon, zu ihrem Vater zurückzugehen. In der Obhut ihrer Zofe ist sie im Moment besser aufgehoben.«
Sie blickten schweigend über die nächtliche Lagunenstadt. Nach einer Weile sprach Deodato weiter: »Was meinst du, soll ich sie zurückschicken nach Valencia?«
»Willst du die tausend Dukaten nehmen und mit ihr in Spanien leben?«
Deodato schüttelte den Kopf. »Der Osmane hat mir angeboten, weiter als Kapitän auf der Maestoso zu fahren. Für mich würde sich kaum etwas ändern, nur dass ich es nicht mehr auf eigene Rechnung tue. Die Bragadins sind ein Mal groß geworden, sie können es auch ein zweites Mal schaffen. Vater und ich sind uns einig, die Dukaten in ein neues Handelsgeschäft zu investieren. Ich werde Sancia nur selten sehen, egal ob sie in Venedig oder in Spanien ist.«
»Du hörst dich an, als gefiele dir das?«
»Manchmal denke ich, ich hätte besser Rafaela Correr heiraten sollen. Wir Männer sind von Schönheit allzu leicht zu blenden.«
»Das weiß wohl niemand besser als ich.« Amadeo grinste schief und war nur froh, dass sein Bruder es in der Dunkelheit nicht sah.
»Was hast du vor? Du kannst in unser Geschäft einsteigen. Die tausend Dukaten stehen immer noch dir zu, sagt Vater, und ich sehe es genauso.«
Sein Bruder und sein Vater waren so großzügig, dass es ihn beschämte.
»Lieber nicht. Die Seefahrt war nie das Rechte für mich. Und der Handel mit all seinen Zahlen und der Jagd nach Gewinn auch nicht. Il Sasso besteht außerdem darauf, dass ich ein vernünftiges Handwerk lerne, wenn ich seine Tochter heiraten will.«
»Und welches?«
»Erst Steinmetz, danach Mosaikleger. Er nimmt mich als seinen Lehrjungen an. Und weißt du was: Ich freue mich drauf. Etwas mit meinen Händen zu schaffen, zu sehen, wie es wächst und wird, das ist das Richtige für mich – schätze ich. Wir werden so schnell wie möglich heiraten. Der Osmane hat Il Sassos Auftrag bestätigt. Es soll alles so fertiggestellt werden, wie Vater es geplant hat.«
»Vater ist nicht enttäuscht von dir, war es nie. Er wollte immer nur, dass du glücklich wirst. Für Mutter hätte er genau dasselbe getan wie du für Giuliana.«
Diane Oliver stammt aus Bonn, liebt Verkleidungen und Masken und das Sudoku in der Samstagszeitung. Sie fährt am Wochenende gerne zum Wandern und macht auch vor Felsen und steilen Schluchten nicht Halt. In der freien Natur kommen ihr die besten Ideen für ihre Geschichten. Zum Schreiben zieht sie sich im Sommer gerne auf ihre Dachterrasse zurück und im Winter an einen Platz neben dem Kamin.
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