Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
kommen. Alle Mädchen wünschen sich das, das ist die beste Garantie für ein gutes Leben. Wenn er viele Frauen hat, ist eine einzelne nicht so oft an der Reihe, ihn zu erfreuen. Schenk deinem Herrn einen Sohn und du musst dir nie wieder um etwas Sorgen machen.«
»Ich mache mir Sorgen um ganz andere Dinge«, dachte Giuliana.
Heute schauten die Männer nicht durch das Gitter in den Aufenthaltsraum. Zwei Wächter führten Giuliana in den äußeren Hof, den sie am ersten Tag in Aristides Begleitung betreten hatte. Mimi ging hinter ihr, sie hatte sich ein braunes Tuch übergeworfen, das sie von Kopf bis Fuß verhüllte.
Im Hof war ein Podest aufgebaut, hoch erhobenen Hauptes betrat Giuliana es. Erst als sie oben stand, warf sie einen Blick auf die wartenden Besucher. Mehr als sie erwartet hatte, waren zu ihrer Versteigerung gekommen. Sie saßen auf dem Brunnenrand, auf Hockern, tranken Mokka aus Porzellanschalen, manche unterhielten sich leise. Basin Farhaad ging zwischen ihnen umher, winkte dem einen zu, wechselte mit den anderen ein paar Worte. Die meisten Besucher sahen aus, als interessierten sie sich nicht für das, wofür sie eigentlich hier waren, sondern als wären sie wegen eines guten Gesprächs und einer guten Schale Tee gekommen. Kaum einer hatte bei ihrem Eintritt aufgesehen; Basin Farhaad verbarg seine Gefühle unter einer undurchdringlichen Miene. Ganz hinten in einer Ecke entdeckte sie zwei Männer, halb hinter einer Säule und einer Pflanze verborgen, die im Gegensatz zu allen anderen zu ihr herüberschauten, als gäbe es nur sie auf der Welt. Sie flüsterten kurz miteinander und schauten wieder zu ihr her. Giuliana war dieses Starren fremder Männer unangenehm, sie sollten sie in Ruhe lassen. Die eine Hoffnung, die sie tief in ihrem Herzen gehegt hatte, zerstob: Amadeo war nicht gekommen. Entgegen aller Vernunft hatte sie gehofft, sie wäre ihm wichtig genug, ihr zu folgen.
Alles war vorbei.
Sie straffte sich und schaute nur noch stur geradeaus. Wenn er sie nicht wollte, war es egal, was mit ihr passierte. Sollte sie doch kaufen, wer immer Geld ausgeben wollte, und mit ihr machen, was ihm gefiel.
Basin Farhaad trat hinter das Podest und verschmolz mit den Schatten, die dort herrschten. Der Aufseher über das Serail der Sklavinnen stellte sich ans rechte Ende des Podestes; Mimi sah sie nicht mehr, wahrscheinlich hatte sie sich unter den Arkaden oder hinter einer Säule verborgen. Der Aufseher machte ihr ein Zeichen, und Giuliana drehte sich einmal langsam um sich selbst, neigte den Kopf und ließ die Männer ihren schlanken Nacken sehen.
Ein Mann griff nach seiner Schale Tee und hielt dabei zwei Finger in die Höhe; der Aufseher nickte. Das erste Gebot. Sie war nun keine Frau mehr, sie war nur noch ein Ding, um deren Besitz es ging. Der Kiefer tat ihr weh, so fest biss sie die Zähne zusammen. Die Gebote folgten Schlag auf Schlag, manche mit gemurmelten Worten, die meisten mit Fingerzeigen. Sie verstand nichts davon und wusste nicht, welchen Wert sie gerade für Basin Farhaad hatte. Der Aufseher sagte etwas auf Griechisch; Osmanisch verstand sie schlecht, aber Griechisch gar nicht. Es gefiel ihr nicht, nicht zu begreifen, was um sie herum vorging. Sie schaute sich nach Mimi um – sonst war sie immer da, um zu übersetzen. Die Augsburgerin war nicht zu entdecken, dafür flüsterte bei den beiden Männern in der Ecke der eine aufgeregt auf den anderen ein. Die zwei waren eindeutig keine Osmanen. Mehr ließ sich von ihnen nicht erkennen, denn ihre Gesichter waren im Schatten von Kapuzen verborgen.
Sie stemmte die Hände in die Hüften. Der kleinere der beiden Fremden gab ein Gebot ab, er sprach Griechisch. Der Aufseher wiederholte es auf Osmanisch, aber so schnell, dass sie nichts verstand.
Sie kramte ihr Osmanisch zusammen. »Ich will wissen, was hier vorgeht.«
Sofort sprang Basin Farhaad auf das Podest, stand nun dicht hinter ihr. Etwas Spitzes bohrte sich in ihren Rücken; bestenfalls war es sein Finger oder ein Peitschenstiel, es konnte aber auch ein Messer sein.
Die beiden Männer in der Ecke waren aufgeregt, der Kleinere hielt seinen Begleiter fest. Der brüllte etwas mit überschnappender Stimme – auf Griechisch. Giuliana war verwirrt, sie verstand das Ganze nicht. Sie kannte keinen der Männer, aber offenbar lief unter der Oberfläche etwas ab. Basin Farhaad hatte es auch bemerkt, denn sie hörte ihn schneller atmen. Die Männer in der Ecke tuschelten aufgeregt miteinander, und
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