Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
sie gleich darauf zurückkam, füllte sie den Kessel und stellte ihn auf den Herd.
»Waschen kannst du dich allein?«
»Ein Lehrling macht sich höchstens die Fingerspitzen nass und spritzt sich ein paar Tropfen ins Gesicht.«
»Dir gebe ich gleich ein paar Tropfen.«
Giuliana duckte sich, denn es war durchaus schon vorgekommen, dass Ana solchen Ankündigungen Taten folgen ließ. Heute schimpfte sie nur: »Wenn ein Mädchen sich als Junge verkleidet, kann ja nichts anderes als so etwas dabei herauskommen. Es ist nicht gottgewollt, dass die Weiber ihre Beine zeigen, auch nicht in Hosen. Du und dein Vater, ihr hört nie auf mich. Es ist eine Tolldreistigkeit, dich in Venedig als Junge auszugeben. Du hast den Meister dazu überredet, aber du wirst sehen, was du davon hast.«
»Einen lohnenden Auftrag hat Vater davon.« Giuliana wollte Ana nicht noch mehr verärgern, deshalb wusch sie sich gründlich mit dem warmen Wasser. Es brachte die kalte Haut auf ihren Wangen angenehm zum Prickeln.
»Wo ist mein Vater?«
»Er ist schon aufgestanden. Nicht jeder kann so lange schlafen wie der Lehrling oder wie ein leichtsinniger Bengel, der sich in der Nacht aus dem Haus schleichen will, das gehört sich nicht für einen Christenmenschen.« Ana schaute sie dabei auf eine Weise von unten an, als wollte sie ihr bis auf den Grund der Seele blicken.
Sie weiß Bescheid, schoss es Giuliana durch den Kopf. Ich muss vorsichtig sein, Ana ist wieselschlau.
Kapitel 2
»Jeder zeigt, was er hat, oder, Amadeo? Wenn das die Mägdlein sehen, werden sie vor Wonne kreischen.« Bernardo wackelte mit dem Hintern, als er übertrieben stolzierende Schritte machte. Seine weit ausgestellten Hosen ließen das Ganze noch grotesker wirken.
Die beiden Brüder Bernardo und Carlo Filiaso lachten, und Amadeo selbst am lautesten.
»So gehe ich nicht. Eher so, und da kreischen die Weiber, dass du dir die Ohren zuhalten musst.« Er streckte das Becken vor und ging breitbeinig einige Schritte. Wieder lachten alle. Er warf einen demonstrativen Blick auf den Schritt seines Freundes, wo die weite Hose dessen Gemächt verbarg. »Bei dir heulen sie vor Enttäuschung.«
»Man muss zeigen, was man hat, und wenn man nichts hat, muss man es auch zeigen. Täuschung ist nicht erlaubt und wird mit Tanzentzug bestraft«, keuchte Carlo kaum verständlich zwischen einzelnen Lachern.
Die vier jungen Männer waren auf dem Weg zu einem Karnevalsball. Sie waren prächtig herausgeputzt mit weiten Kniehosen und aufwendig verzierten Wämsern, an den Ärmeln waren die Nähte durchbrochen und zeigten das bestickte Futter. Sie trugen mit Pelz verbrämte Umhänge und dazu passende Samtkappen auf dem Kopf. In den Händen hielten sie Masken. Alle entstammten venezianischen Patrizierfamilien, waren nicht älter als Mitte zwanzig und steckten voller Übermut.
Passanten wurden auf die drei aufmerksam. Die meisten waren ebenfalls auf dem Weg zu einem Karnevalsvergnügen und amüsierten sich über die Spaßvögel. Junge Damen warfen ihnen übermütige Blicke zu. Die Männer lachten zurück.
»Häschen, viele leckere Häschen«, freute sich Carlo und spitzte die Lippen zu einem schmatzenden Kuss in Richtung einer Gruppe junger Damen. Die kicherten und wandten sich ab. Jetzt waren die Dämchen noch schüchtern, angefeuert vom Tanz und vom Wein würde so manche heute Nacht mehr als Küsse tauschen.
Die Männer setzten ihren Weg Richtung San Marco fort.
»Ich werde zwei, drei, vier in dieser Nacht haben«, fing Bernardo wieder an zu prahlen.
»Warum nicht gleich fünf oder sechs?«, feixte Amadeo.
»Ich will euch nicht alle wegschnappen.«
»Wie nett von dir.«
»So ist das unter Freunden.«
Sie legten sich die Arme um die Schultern und lachten lauthals. Ihre Phalanx nahm die Breite der Gasse ein. Entgegen Kommende mussten sich eng an die Hauswände drücken oder in Eingängen Zuflucht suchen. Drei junge Mädchen mit ihrer Gouvernante kamen ihnen entgegen. Die jungen Dinger lachten angesichts der Barriere vor ihnen, die ältere Anstandsdame blickte säuerlich. Amadeo und seine Freunde dachten gar nicht daran, Platz zu machen – die Gelegenheit, mit den Mädchen auf Tuchfühlung zu gehen, war zu verlockend.
Die jungen Dinger drängten sich unter den erhobenen Armen der Männer hindurch und achteten darauf, ihre Hüften an deren zu reiben. Die Gouvernante hatte derweil Schutz in einem Hauseingang gesucht.
»Unverschämte Burschen«, zeterte sie. »Und ihr benehmt euch wie
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