Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
sich auf und legte ihre Arme um seinen Hals. »Ich möchte dich 478
am liebsten irgendwo auf ein Podest stellen, wo dir nie wieder etwas passieren kann.«
Jacques unterbrach ihre geistige Verbindung hastig.
Shea glaubte immer noch, er wäre gefährdet. Nicht einmal nach allem, was sie mit ihm erlebt und mit angesehen hatte, kam ihr der Gedanke, er könnte in dem bevorstehenden Kampf der Aggressor sein oder er könnte den Kampf mit dem Mann, der ihn verraten hatte, begrüßen oder gar genießen. So gut sie ihn inzwischen auch kannte, seine raubtierhafte Natur hatte sie immer noch nicht ganz erfasst. Wenn sie es brauchte, um ihre Beziehung zu akzeptieren, sollte sie dieses Wissen ruhig langsam und allmählich verarbeiten.
Für Jacques war das das Schönste an der Verbundenheit zwischen Gefährten. Es war alles da, aber es lag bei den Partnern, damit zu machen, was sie wollten. Jacques wusste, dass er den Mond vom Himmel holen oder durch heiße Lava schwimmen würde, wenn er Shea damit glücklich machen könnte. Sie war sein Leben, und sie hatten ganze Jahrhunderte Zeit, um einander richtig kennenzulernen. Sie brauchte nicht ständig mit dem wilden Tier in ihm konfrontiert zu werden.
Er legte eine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen zärtlich über ihre weiche Haut. Er liebte sie so sehr, dass es wehtat. »Ich verspreche dir, vorsichtig zu sein.«
»Ganz vorsichtig«, beharrte sie.
Seine Mundwinkel hoben sich. »Ganz, ganz vorsichtig«, antwortete er.
Sie zog mit einer Fingerspitze sein Lächeln nach. »Tut mir leid, dass ich so durchgedreht bin, weil der Heiler 479
mir sein Blut gegeben hat, aber ich mag nicht einmal jetzt daran denken. Wenn wir zusammen sind, kommt es mir ganz anders vor, schön und natürlich, doch die Vorstellung, von einem anderen ...« Ihr Magen rebellierte, und sie brach ab.
Jacques' Mund huschte über ihr Gesicht und verharrte einen kurzen, prickelnden Moment lang auf ihren Lippen. »Das verstehe ich. Ich bin jetzt viel kräftiger, kleiner Rotschopf. Ich kann anständig für dich sorgen.«
Shea zog die Augenbrauen hoch und runzelte die Stirn. »Das ist nicht unbedingt das, was ich gemeint habe.
Spiel bloß nicht den Macho bei mir! Das würde ich noch schlimmer finden, als einen netten Mann zum Futtern zu suchen.«
Sie zog ihn auf, das wusste er instinktiv, aber einen Moment lang beherrschte ihn rasende Eifersucht, und in ihm stieg ein Zorn auf, den er nur mit Mühe unterdrücken konnte. Er wusste sofort, wie glücklich er sich schätzen konnte, dass sie sich nicht an einem anderen nähren wollte. Irgendetwas in seinem gestörten Geist - vielleicht war es auch nur sein besitzergreifendes Wesen - lehnte sich gegen diese Vorstellung auf. Kein Mann, ob Mensch oder Karpatianer, würde wirklich sicher vor ihm sein, bis er gelernt hatte, die Angst, Shea zu verlieren, in den Griff zu bekommen. Jacques fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich habe noch einen langen Weg vor mir, bevor ich wieder normal bin.«
Shea brach in Gelächter aus. »Niemand hat je behauptet, dass du normal bist, Jacques.«
Er fühlte die Wärme, die von ihr ausging, und schwelgte darin. »Bleib hier, kleiner Rotschopf. Bleib für mich in Sicherheit.«
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Sie legte sich wieder hin und streckte sich genießerisch auf dem flachen Felsen aus. Ihr rotes Haar wogte um sie herum wie schimmernde Seide, und die klaren Linien ihres nackten Körpers, ihre vollen Brüste und ihre feurigen Löckchen lockten ihn. Jacques trat ein Stück zurück. Im Lauf der nächsten Jahrhunderte würde er einiges über Selbstbeherrschung lernen müssen. Er drehte sich abrupt um und ging.
Sowie er durch den schmalen Eingang hindurchgegangen war, der in den Tunnel führte, veränderte Jacques seine Gestalt und eilte durch das Labyrinth unterirdischer Gänge. Sein Körper zog sich zusammen und wurde immer kleiner, bis er genau das Tier war, vor dem Shea sich so fürchtete. Kleine Flügel trugen ihn rasch durch das Netzwerk von Gängen und zu der Abkürzung nach oben. Es war ein enger Kamin, entstanden durch Wasser, das jahrhundertelang durch das Felsgestein gerieselt war. Jacques flog den Kamin hinauf und in die Nacht hinaus. Im Flug veränderte sich sein Körper erneut und nahm die größere und eindrucksvollere Gestalt einer Eule an. Messerscharfe Krallen, ein spitzer Schnabel, dichtes Gefieder und Augen, die mühelos durch die Dunkelheit drangen, leisteten ihm gute Dienste. Er flog über das Laubdach der Bäume hinweg zu der
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