Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Antworte!“ Seine Stimme klang tief und verzerrt, seine Augen weiteten sich und glänzten golden wie ein Talerstück. Daniela wagte nicht, Drazice anzusehen, denn sie hätte seinen triumphierenden Blick nicht ertragen können.
Langsam nickte sie, während Tränen über ihre kalten Wangen hinabliefen.
Die Verachtung, die ihr von Valerij entgegenschlug, bedrückte sie mehr als die Furcht vor dem Tod.
„Hast du mich nicht verstanden, Dcera?“
Die Abfälligkeit, mit der er das Wort Dcera aussprach, zerschlug den letzten Funken Hoffnung, dass er ihre Gefühle erwiderte.
„Was wird mit ihr geschehen? Können wir jetzt alle ihr Blut trinken?“, hörte sie Ciprians aufgeregte Stimme.
„Du Narr! Das Blut einer Dcera würde dich in Asche verwandeln, wenn du kein geborener Vampir bist“, entgegnete Drazice.
„Durchlaucht, wenn ich etwas vorschlagen dürfte ...“ Erwartungsvoll sah der Baron zu Valerij auf. Als der Fürst nicht antwortete, fühlte Drazice sich ermutigt, mit seinem Vorschlag fortzufahren.
„Sie ist uns nicht von großem Nutzen. Das Beste wäre, ich brächte sie nach Prag zurück und verbrenne sie dort auf dem Scheiterhaufen wie eine Hexe.“
„Nein! Das Urteil fälle ich allein und vollstrecke es.“
„Aber Durchlaucht, bedenkt, ich könnte Euch von dieser Last befreien. Wir schließen ein Bündnis.“
„Ein Bündnis? Mit Ihnen?“, donnerte Valerij los.
„Es hätte viele Vorteile. Ihr und ich wären stark genug, die Schattendämonen zu besiegen. Dafür beseitige ich die Dcera und kämpfe mit Euch gegen die Werwölfe.“
Valerij runzelte die Stirn. Sie wollte ihm erzählen, dass Drazice log, doch sie schwieg, denn Valerij würde einer Dcera nicht glauben.
Die Stille war so unheimlich, dass Daniela die Luft anhielt. Unter Valerijs abweisendem Blick ballte sich ihr Magen zusammen. Welches Urteil würde sie erwarten? Würde Valerij sie etwa Drazice ausliefern, so wie er es mit ihren Eltern getan hatte? Wie hatte sie nur glauben können, er wäre anders als die anderen Vampire. Gebannt hing sie an seinen Lippen.
„Sie ist eine Dcera und wird gegen mich kämpfen“, bestimmte er. Seine Worte versenkten sich wie Pfeile in ihrem Herzen.
„Aber Durchlaucht“, protestierte Drazice, „überlegt doch nur, welche Vorteile ein Pakt zwischen uns mit sich brächte.“
Valerij gab Drazice keine Antwort, sondern trat auf sie zu. Seine Aura war gebieterisch, dunkel und durchdrang sie. Es fühlte sich kalt und trostlos an, wie der Tod selbst.
„Du wirst gegen mich kämpfen. Das ist es doch, was du dir immer gewünscht hast, Dcera? Jetzt hast du die Gelegenheit. Du wirst meine Überlegenheit spüren und begreifen, dass du nicht jeden Vampir bezwingen kannst.“
Er hatte sie längst besiegt und ahnte es nicht einmal. Plötzlich fühlte sie sich wie betäubt und alles Blut sackte augenblicklich in ihre Füße. Die Gewissheit, dass Valerij sie eigenhändig töten wollte, ließ sie verzweifeln. Als sie seinen Blick auffing, wusste sie, dass er sie quälen würde, bis er ihr den Todesstoß versetzte.
Selbst wenn er es von ihr forderte, sie konnte nicht gegen ihn kämpfen, weil sie ihn liebte. Eine verfluchte Liebe. Wenn sie sich ihr Herz aus dem Leib schneiden könnte, um die Liebe zu ihm zu vergessen, hätte sie es getan.
„Lasst sie los und gebt ihr das Schwert zurück, damit sie gegen mich kämpfen kann.“
„Ich kämpfe nicht gegen dich, Valerij.“ Daniela warf das Schwert auf den Boden und hielt seinem eisigen Blick stand. Sie war bereit, durch seine Hand zu sterben.
Valerij umfasste grob ihren Arm, hob das Schwert auf und zog sie hinter sich her. Drazice und den anderen Vampiren bedeutete er, ihnen nicht zu folgen. Er zerrte sie unbarmherzig tiefer in den Wald hinein. Daniela fühlte sich erschöpft. Ihre Glieder waren kalt und steif. Sie stolperte und fiel der Länge nach hin. Knurrend riss er sie hoch und lief mit ihr weiter. An einer kleinen Lichtung hielt er an und warf ihr das Schwert zu Füßen.
„Heb es auf“, forderte er. Aber Daniela weigerte sich. Alles in ihr sträubte sich gegen einen Kampf mit ihm.
„Heb es auf!“, herrschte er sie an.
Widerspruchslos hob sie es auf.
„Du kannst mich töten, mich dazu zwingen, gegen dich zu kämpfen, aber meinen Willen wirst du niemals brechen“, sagte sie heiser.
29.
Valerij konnte es noch immer nicht glauben, dass die Frau, die er von allen begehrte und jetzt vor ihm stand, die gesuchte Dcera sein sollte. Mirela oder Daniela,
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