Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
rückwärts und wurde gleich darauf von den Werwölfen hinter ihr in die Schranken verwiesen.
„Haben die Schattendämonen dich verlassen, dass du jetzt noch ein paar Wachhunde brauchst? Früher hast du deine Beute allein gejagt.“ Was hatte sie schon zu verlieren?
Prompt folgte die Reaktion des Vampirs, dessen Miene sich zu einer diabolischen Fratze verzerrte. Seine Fangzähne lugten bereits weit aus seinem Mund.
„Wie habe ich unsere Plänkeleien vermisst. Wahrscheinlich werde ich sie auch vermissen, wenn ich dir das Blut aus deinen Adern gesaugt habe.“
„Dazu musst du mich erst kriegen, Drazice.“ Sie kniff die Augen zusammen und verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. Die Werwölfe in ihrem Rücken machten sie nervös. Wenn der Vampir auch nur ahnte, wie erschöpft sie sich fühlte, würde er einen Angriff nicht lange hinauszögern.
„Das werde ich“, keifte er und hob zum Sprung an. Aber er stoppte in der Bewegung, als trommelnde Hufe nahende Reiter ankündigten.
„Verschwindet“, zischte der Baron den Werwölfen zu. Als sie zögerten, wiederholte er seine Order. „Verschwindet. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Razvan erwartet euch.“
Der Name Razvan schien eine magische Kraft zu besitzen, denn die Werwölfe drehten sich um und rannten ohne Protest in den Wald zurück.
Vier Reiter näherten sich in wildem Galopp. Danielas Herz schlug höher, als sie Valerijs Geruch witterte. Wie würde er reagieren, wenn er sie hier vorfand, noch dazu in Gesellschaft Drazices? Sie war sicher, der Baron würde ihm brühwarm erzählen, dass sie eine Dcera war. Daniela fürchtete sich vor diesem Moment mehr als vor jedem anderen. Valerijs Hass war ihr gewiss und all ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich auf schmerzvolle Weise.
Der Karpatenfürst zügelte sein Pferd und sprang ab. Seine Augenbrauen zogen sich drohend über seiner Nasenwurzel zusammen, als er Drazice erkannte und schließlich zu ihr blickte. Daniela nahm nichts anderes um sich herum wahr als seine Gegenwart. „Mirela?“ Er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, als träumte er.
„Was suchst du hier, noch dazu an der Seite Drazices?“ Sein Tonfall klang scharf.
Sie suchte krampfhaft nach Worten, aber ihr fielen keine ein.
„Wie nanntet Ihr dieses Weib da drüben? Mir scheint, da liegt eine Verwechslung vor“, mischte sich Drazice ein. In seinen Augen lag etwas Lauerndes wie bei einem Raubvogel, kurz bevor er zum Sturzflug auf seine erspähte Beute ansetzte.
Valerij ballte die Hände und fletschte die Zähne. Er war kurz davor, sich auf den Vampir zu stürzen.
„Was machen Sie noch in meinem Land?“
„Ich bin hier, um Euch zu warnen. Vor diesem Weib! Verzeiht, Durchlaucht, wenn ich zunächst etwas richtigstelle. Dieses Weib, das sich Euch unter einem anderen Namen vorgestellt hat, ist keine andere als die Dcera, die überlebt hat. Ihr Name ist Daniela Karolyí. Sie ist die Tochter des Schattenfürsten.“
„Eine schlechte Lüge, aber ich habe Sie durchschaut, Drazice.“
Ein kleiner Funke Hoffnung keimte in Daniela auf, das Schicksal könnte zu ihren Gunsten entscheiden und Valerij würde Drazice keinen Glauben schenken. Doch das zerschlug sich, als sie das hämische Grinsen auf den Lippen des Vampirs erkannte.
„Sie besitzt ein besonderes Mal. Hier“, Drazice tippte mit dem Finger an seine Brust, „wie ein Blutstropfen geformt. Das Erbe ihrer verfluchten Mutter. Ihr könnt Euch davon überzeugen, dass ich die Wahrheit spreche.“ Drazice trat auf Daniela zu, um das Hemd herunterzuziehen, aber sie schwang drohend ihr Schwert. Bei der Bewegung verrutschte der Stoff und Valerijs Miene verfinsterte sich schlagartig.
„Ergreift sie“, befahl er seinen Begleitern, die daraufhin Daniela überwältigten und packten. Das Schwert, das sie ihr aus der Hand geschlagen hatten, fiel vor ihre Füße. Ein bitterer Zug umgab Valerijs Mund. Eine eiskalte Hand umfasste Danielas Herz, das dumpf und schwer in ihrer Brust klopfte. Jetzt war es heraus. Irgendwie war sie erleichtert, weil Valerij nun die Wahrheit kannte. Zugleich bedeutete es ihr Todesurteil, das ihr die Tränen in die Augen trieb.
„Ist das wahr?“ In Valerijs Stimme schwang eine bittere Note. Daniela suchte krampfhaft nach Worten, aber ihr fiel nichts zu ihrer Verteidigung ein. Verzweifelt sah sie ihn an und hielt seinem vernichtenden Blick stand. Weshalb wurde ihr gerade in diesem Moment bewusst, wie sehr sie ihn gegen jede Vernunft liebte?
„Ist das wahr?
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