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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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er: »Ha freile, do hend’s Se’s guad troffa! Aber saget se bloß, an was hend Se jeddz dees gmergd?«
    Auf der anderen Seite des Tisches saßen die Repräsentanten und Verhandlungspartner der Gemeinde Röttenbach: Ludwig Gast, der erste Bürgermeister, sowie der Gemeindekämmerer Alois Holzheimer, im Dorf allgemein als »Holzi« bekannt. Ein echter Franke und bauernschlau.
    Die wochenlangen, zähen Verhandlungen, in denen es um die Errichtung eines neuen Lebensmittel- Frischemarktes, eines sogenannten Vollsortimenters mit angegliederter Lagerhalle, ging, erreichten ihr Ende.
    Die Verhandlungspartner einigten sich auch noch über den letzten offenen Punkt, die Anzahl der Kundenparkplätze. Susanne Amon, die Sekretärin des Bürgermeisters, saß bereits an ihrem PC und arbeitete die letzten, mündlich vereinbarten Änderungen, in die Vertragsdokumente ein. Im Konferenzzimmer 1 betrieben die beiden Vertragsparteien unterdessen höflichen Small Talk.
    »Dess gfreit mi abber, Herr Gascht, däss mer doch no zu einer Einigung komme hän. Do müsse mer doch direkt no a Gläsle druf trinke und ufs Gschäftle anstoße«, schlug Raphael T. Eberle vor und wischte sich über seine schweißnasse Stirn. »Moinscht net aa, Guschtav?« Der Angesprochene zuckte zusammen und rollte mit den Augen.
    »Hanoi, freili müsse mer do anstoße«, entfuhr es zischend seinem Reptilienmaul. Dann verdrehte er erneut die Augen und warf sich erneut zwei Tic Tac ein.
    »Keine Sorge, meine Herren«, nahm nun der wortgewandte Röttenbacher Bürgermeister das Ruder in die Hand, »Frau Amon wird jeden Moment mit den fertigen Verträgen erscheinen, dann stoßen wir, wie sich das gehört, mit einem Gläschen kühlen trockenen Sekt an. Lassen Sie mich aber auch meine Zufriedenheit zum Ausdruck bringen, wobei ich natürlich in erster Linie die Interessen unserer Bürger und Bürgerinnen im Auge habe. Schon jahrelang wünschen sie sich einen modernen Lebensmittel-Frischemarkt, und nun steht dieses Ziel nach schwierigen, aber fairen Verhandlungen zeitnah vor der Tür. Ich danke Ihnen deshalb auch im Namen aller Röttenbacher. Sie waren geduldige und verständnisvolle Verhandlungspartner. Nur auf Eines muss ich wiederholt hinweisen, meine Herren. Der Vertrag wird erst dann rechtsgültig, wenn die Mehrheit des Gemeinderates grünes Licht gegeben hat. Hast du noch etwas anzumerken, Holzi?«, wandte er sich an seinen Kämmerer.
    »Bassd scho«, entgegnete Holzi kurz und knapp. »Dees mid unserm Gmaarad grigsd du doch iesi hin, Ludwich. Der frissd der doch suwiesu aus der Händ«, fügte er verschmitzt lächelnd hinzu. Ludwig Gast wollte gerade darauf antworten, als sich die Tür öffnete und Frau Amon vier Sektkelche auf einem Tablett jonglierend herein trug. Unter dem rechten Oberarm hielt sie zwei Vertragsmappen eingeklemmt. Die Kohlensäure perlte munter in den kühl beschlagenen Gläsern. »Fürscht Metternich«, raunzte Raphael T. Eberle anerkennend, »a gescheides Trepfle. Furzdrogga!« Dann griff er nach dem Glas, welches fast bis zum Rand voll war. »Proscht, Herr Gascht. Proscht, Herr Holzi, nu emol ufs Gschäftle und Schluss mit Dischgeriera«
    Nun fühlte sich auch der sonst so wortkarge Röttenbacher Kämmerer genötigt, dem Waiblinger Juniorchef ein paar freundliche Worte mit auf den Weg zu geben.
    »Brosd, Gusdav, iech derf doch Gusdav zu der sogn? Dees had mi fei gscheid gfreid, dass mier zwaa uns do kennaglernd und uns aa so gud verschdand hamm. Edz schaud amol zu, dass iehr mid eierm Subermargd do rechdzeidi ferdi werd, und mier im Herbsd a gscheide Einweihungsfeier machen kenna. Dann less mer die Sau raus! Do haumer an Gscheidn drauf, gell? Mein lieber Mann, do kennder an Schies drauf lassn.«
    Ludwig Gast sah seinen Kämmerer erstaunt an. »Mensch Holzi, soviel hast du das ganze Jahr über noch nicht von dir gegeben. Du entwickelst dich noch zum Kommunikator ersten Ranges.«
    »Basd scho!«, bestätigte der Holzi erneut.
    Das Baden-Württembergische Chamäleon verstand kein Wort, hatte aber das Gefühl, dass die freundlichen Worte des Franken von Herzen kamen und ihm galten. Seltsame Leute, diese Mittelfranken! Gustav Haeberle leerte sein Glas in einem Zug.
    Die Störchin stand unterdessen unbeweglich, wie aus Stein gemeißelt, im flachen Uferbereich eines Karpfenweihers. Ihre kohlschwarzen Augen waren auf einen dicken Frosch gerichtet, der sich im Schilfbestand auf der Wasseroberfläche treiben ließ und sie mit seinen runden Kulleraugen

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