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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Arm.
    »Eben!«, sagte Kreuthner. »Ich tu und mach, dass ich hier eine Deeskalation hinkrieg. Und er macht einen auf Rambo.«
    »Wenn kontrolliert wird, wird kontrolliert. Sonst machen wir uns unglaubwürdig. Das hat überhaupt nichts mit Hardliner zu tun.«
    »Der Mann is nimmer bei sich. Der hat a Messer in der Hand!«
    »Seh ich selber. Schon mal was von unmittelbarem Zwang gehört?«
    »Ja wie denn? Ich hab doch net amal a Pistole dabei.«
    »Das muss man sich halt überlegen, bevor man die Maßnahme einleitet.«
    Vera zog an Wallners Arm. »Clemens, komm! Lass uns weiterfahren.«
    »Abgesehen davon«, ignorierte Wallner die Bitte seiner Freundin, »fragt sich doch, warum der Mann partout nicht seinen Wagen öffnen will.«
    Kreuthner wandte sich an den Mann mit dem Messer. »Kilian – da hat er recht.« Kilian Raubert schnaubte, schluckte, war den Tränen nahe. »Mann! Mach einfach den Wagen auf und gut is.«
    Der Angesprochene wischte sich mit der messerbewehrten Hand den Schweiß von der Oberlippe, schlitzte sich dabei um ein Haar den linken Nasenflügel auf und schüttelte den Kopf.
    »Irgendwann is mal Schluss. Ich lass mir net alles gefallen.« Geräuschvoll zog er den Rotz hoch.
    »Übertreib halt net so! Ich mach a Straßenkontrolle, und?«
    »Und?! Wer war denn das mit der Glasscheibe? Das war doch deine Idee.«
    Kreuthner wollte sich gegen den Vorwurf verwahren, aber Raubert schnitt ihm das Wort ab. »Ja freilich warst es! Ich bin doch net blöd!!«
    »Was meint er mit Glasscheibe?«, wollte Wallner wissen.
    »Das tät jetzt zu weit führen.«
    Wallner wartete, doch mehr kam nicht.
    »Das tut wirklich nix zur Sache. Es war a kleiner Spaß.«
    »Gut. Wenden wir uns der aktuellen Frage zu. Warum dürfen wir nicht sehen, was im Laderaum Ihres Wagens ist?«
    Kilian Raubert atmete schwer, seine Rechte hielt das Messer so fest, dass die Knöchel sich weiß färbten, seine Stimme klang gepresst. »Is a prinzipielle G’schicht.«
    »Aha«, sagte Wallner. »Für uns auch.«
    »Für mich nicht«, wandte Kreuthner ein. »Und du stirbst auch nicht, wennst net erfährst, was in dem Wagen ist.«
    »Das glaubt er aber«, mischte sich Vera ein. »Komm, Clemens. Sei einmal im Leben kein Kontrollfreak. Lass uns zum Gardasee fahren.«
    »Gleich. Ich muss grad noch dem Kollegen Kreuthner beim Vollzug seiner Maßnahme helfen.«
    »Ich glaube, der Kollege möchte gar nichts vollziehen.«
    »Das sieht nur so aus. Und vielleicht glaubt er es in diesem Moment. Aber wenn er auch nur einen Meter weiterdenkt, wird ihm klarwerden, dass er hier im Landkreis ausgeschissen hat, wenn er seinem Spezl das jetzt durchgehen lässt.«
    »Der Kollege Kreuthner ist erwachsen und weiß, was er tut. Hier geht es offenbar darum, dass sich der Herr mit dem Lastwagen privat über Herrn Kreuthner ärgert und sich gerade ziemlich aufregt. Herr Kreuthner wird das schon regeln. Und jetzt komm endlich.« Vera ging zur Beifahrertür zurück.
    »Macht euch der Föhn zu schaffen, oder was ist los?« Wallner wurde eine Idee lauter, was selten vorkam. »Der Mann fährt hundertfünfzig auf der Landstraße, wird gestoppt, weigert sich, seinen Laderaum zu öffnen, und bedroht einen Polizisten mit einem Messer. Und ihr sagt: Vergessen wir die Sache?«
    Vera war stehen geblieben und hatte sich umgedreht. »Ich sage nur, es geht dich nichts an. Und dass wir Urlaub haben.«
    »Es geht mich aber was an!« Wallner ging an Kreuthner vorbei zum Lastwagen und baute sich unmittelbar vor Kilian Raubert auf. »Sie öffnen jetzt den Laderaum. Ich gebe Ihnen fünf Sekunden.«
    Raubert schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, entschlossen auszusehen. Wallner schubste ihn mit einer Hand zur Seite und betätigte den Hebel der Laderaumtür.
    »Vorsicht! Der hat a Messer!«
    »Das wird er nicht benützen.«
    »Na ja, bei dir vielleicht nicht«, konzedierte Kreuthner.
    Wallner hatte recht. Raubert benutzte sein Messer nicht, sondern warf es weg und sprang Wallner auf den Rücken, als der ansetzte, die Laderaumtür aufzuziehen. Rauberts kurze Arme würgten Wallners Hals wie ein Schraubstock, die Beine umklammerten seine Hüften. Der kleine Mann klebte wie ein Pickel auf Wallners Rücken, der einen gewundenen Tanz aufführte, mit den Händen Rauberts Unterarme packte und versuchte, sie von seinem Hals zu lösen. Freilich ohne Wirkung. Kreuthner kam von hinten, steckte seine Arme zwischen Rauberts Brust und Wallners Rücken, zerrte an dem Zwerg, der nicht losließ, brachte

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