Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
meinem Großvater?«, überlegte Joe.
Sebastian schwieg.
Großvater griff mit der linken Hand nach dem dicken Buch, das rechts von ihm auf dem Holzboden lag. »Jetzt möchte ich euch eine Geschichte aus diesem geheimen Buch vorlesen«, hauchte er.
Großvater Joe rauchte seine Pfeife und blickte dabei in die Runde. Er betrachtete sich für einen kurzen Moment den langen Stiel der Pfeife und legte sie dann bedächtig beiseite, nahm das Buch in beide Hände und schlug den ledernen Einband auf, auf dessen Mitte eine Sonne und Sterne zu erkennen waren, darüber befand sich eine seltsame goldene Inschrift. Sebastian, der neben seinem Großvater saß, wagte einen Blick auf die handgeschriebenen Seiten.
»Ich möchte euch nun die Geschichte von der goldenen Kugel vorlesen«, sagte er, »die mein Großvater einmal geschrieben hat.«
Sebastian horchte erwartungsvoll wie auch seine Freunde. Doch Großvater Joe ließ sich Zeit und griff noch einmal nach seiner Pfeife. Sebastian grübelte über die Worte seines Großvaters nach. War das Buch wirklich von seinem Ururgroßvater?
Großvater Joe räusperte sich.
»Also, dann will ich euch mal die Geschichte vorlesen: Von Tag zu Tag häuften sich die Berichte über schwarzmagische Zauberer, die sich in der Hauptstadt Assassin, das im Königreich Nebra lag, versammelten. Der Himmel hing ...«, las er mit ruhiger Stimme vor. Sebastian und seine Freunde saßen stillschweigend da und horchten gespannt, als Großvater Joe mit der Geschichte fortfuhr: »... voller dunkler Wolken, die sich wie eine große Glocke über das Königreich Nebra gelegt hatten. Kein einziger Sonnenstrahl drang an diesem Morgen durch die dichte Wolkendecke, und es wehte ein verdammt eisiger Wind, der aus östlicher Richtung auf die Stadt traf. Der Winter kündigte sich in diesem Jahr früher an. Das Südtor stand weit offen. Die Türme, die sich rechts und links des Tores befanden, waren von jeweils zwei Wachen besetzt. Regungslos blickten sie nach Süden, wo die ersten Schneeflocken das Land in eine weiße Landschaft verwandelten. Hoch auf der mächtigen Stadtmauer beugte sich ein alter, weißbärtiger Mann über die Brüstung, gehüllt in einen braunen Umhang, stand er da und blickte ebenfalls nach Süden. Der Schnee interessierte ihn nicht – er schien auf etwas oder jemanden zu warten.«
»War ihm nicht kalt, bei diesem miesen Wetter?«, fragte Lars.
»Tschsch ...«, zischte Juana.
»Ich kann ja wohl mal fragen«, bekam sie von Lars zu hören.
»Nein, ihm war nicht sonderlich kalt, denn er war ein weißmagischer Zauberer und hatte mit einem Zauber vorgesorgt, dass er – na ja, sagen wir mal, er musste kaum frieren«, erklärte Großvater Joe und las die Geschichte weiter vor.
»Der Zauberer zeigte ein freudiges Lächeln, als er vier Fremde entdeckte, die auf das Südtor zukamen. Die vom Wind zerzausten weißen Haare, strich er sich aus dem Gesicht.«
Großvater schlug eine Seite um und trank das Glas Limonade aus, bevor er weiter aus dem Buch vorlas: »Kaspar Addams und seine drei Freunde verließen gerade einen lichten Laubwald und näherten sich den Toren von Assassin ...«
»Wieso taucht denn der Name meines Ururgroßvaters in dieser Geschichte auf?«, fragte Sebastian erstaunt. »Soll er etwa in Assassin gewesen sein?«
Großvater Joe nickte.
»Ja, in der Tat, er war dort gewesen, Sebastian«, bestätigte Großvater.
»Wie ist er denn dorthin gekommen?«, wollte Juana wissen.
»Kaspar und seine Freunde haben eine magische Karte besessen, mit der sie in die Andere-Welt reisen konnten«, erklärte Großvater Joe.
»Ach, ja«, zweifelte Lars.
Großvater Joe nickte wieder.
Sebastian und Juana wechselten skeptische Blicke. Mein Großvater denkt wohl, wir sind noch kleine Kinder, denen man so eine Geschichte als wahr aufschwatzen kann, dachte Sebastian und fand die Äußerungen seines Großvaters äußerst peinlich. Was mochten seine Freunde bloß von seinem Großvater denken?
Niko schob sich einen Schokoladenriegel in den Mund und sprach: »Ist ja weit herumgekommen, Ihr Großvater.« Niko kaute und sagte dann: »Ach, kommt, Leute«, sprach Niko seine Freunde an. »Seid mal was lockerer und hört einfach zu.«
»Ich glaube, die ...«, fing Lars an, und Niko winkte ab: »Hör doch einfach zu, Lars! Wir kämpfen ja auch gegen Drachen und Orks und spielen den Teufelslord.«
Lars schwieg.
»Wie geht es denn weiter?«, sprach Niko Großvater Joe an.
»Die Geschichte ist wirklich wahr«,
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