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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Wasser zu lieben. Ein leichter Schauer lief ihm über den Rücken. Es war lange her. Die guten Zeiten schienen ihm eine Ewigkeit zurückzuliegen. Aber vielleicht kehrten sie wieder. Ein paar weitere Fahrten wie diese kämen ihm durchaus gelegen. Leicht verdientes Geld. Dabei hatte er sich wegen dieses Auftrags wochenlang Sorgen gemacht. Es war wirklich eine Schande, das Schiff zu verkaufen. Aber wenn er seine Sache gut machte, wenn er seinen Auftrag glatt über die Bühne brachte, engagierten sie ihn vielleicht noch einmal. Noch ein oder zwei Aufträge und die Kassandra Christa wäre gerettet. Noch ein paar solche Aufträge und er wäre aus dem Gröbsten raus.
    »Küste in Sicht, Skip.«
    »Ich mag es nicht, wenn du mich ›Skip‹ nennst, das weißt du doch. ›Skipper‹ ist in Ordnung.«
    »Entschuldigung, Skipper.«
    Crane nickte. Einer von Brians Vorzügen war seine gute Nachtsicht. Ja, da tauchte sie tatsächlich auf – die Küstenlinie. Hythe and Sandgate wahrscheinlich. Folkestone, ihr Ziel, lag nur ein kleines Stück östlich. Dort sollten sie ihre Fracht absetzen, das war der Gefahrenpunkt. Danach würden sie wenden und das Schiff zurück zu seinem Liegeplatz in Sandgate bringen. Die weiteren Anweisungen hatten gelautet: Nach dem Absetzen der Fracht vor dem Ansteuern des Liegeplatzes zunächst wieder aufs offene Meer hinausfahren. Sich von der Küstenlinie fernhalten, sonst steigt das Risiko, gesichtet zu werden.
    Eine bescheuerte Anweisung, aber man hatte ihm gleich zu Beginn zu verstehen gegeben: Entweder Sie halten sich peinlich genau an die Anweisungen, oder Sie lassen die Finger von dem Job.
    »Ich nehme den Auftrag an«, hatte er gesagt. Aber der Mann hatte den Kopf geschüttelt.
    »Überstürzen Sie Ihre Entscheidung nicht, Mr. Grane.« So hatte er seinen Namen ausgesprochen – Grane. Er hatte ein Problem mit der Aussprache einiger Konsonanten gehabt. War er vielleicht Däne? Oder Skandinavier? Oder vielleicht Holländer? »Lassen Sie sich Zeit. Sie müssen sich sicher sein. Ich rufe Sie nächste Woche an. Bis dahin wünsche ich Mast- und Schotbruch.«
    Mast- und Schotbruch? Na ja, es würde schon glattgehen. Crane erwartete keine Schwierigkeiten. Nennenswerte Zollkontrollen gab es heutzutage in dieser Gegend nicht mehr. Sie waren den Kürzungen zum Opfer gefallen. Die britische Küstenlinie glich einem Netz – voller Löcher, durch die man alles hindurchschmuggeln konnte, was man wollte. Doch eins hatte Crane klargestellt.
    »Wenn es um Drogen geht, können Sie es vergessen. Mit Drogen will ich nichts zu tun haben.«
    Der Ausländer hatte bedächtig den Kopf geschüttelt. »Nichts dergleichen. Es ist nur ein Mensch.«
    »Ein Mensch?«
    »Ein lebendiger Mensch, Mr. Grane. Sehr lebendig sogar. Jemand, der gern nach England möchte, jedoch ohne Pass auf dem europäischen Kontinent festsitzt.«
    »Aha.« Crane hatte genickt und sich seinen Teil gedacht: vielleicht irgendein vermisster Aristokrat, ein Ausbrecher, oder ein Ganove von der Costa del Sol, der bereit war, für einen vergnüglichen Nachmittag in einem britischen Pub jeden Preis zu zahlen. »Wie wär’s mit einem Namen?«
    Erneutes Kopfschütteln. »Keine Namen, Mr. Grane.«
    »Und woher soll ich dann wissen, dass ich auch den Richtigen aufgegabelt habe?«
    Ein nachsichtiges Lächeln. »Was glauben Sie denn, wie viele Menschen sich um Mitternacht mitten im Ärmelkanal herumtreiben und auf ein Boot warten?«
    Crane hatte gelacht. »Nicht viele, schätze ich. Haben Sie eine spezielle Nacht im Auge?«
    »Ich melde mich bei Ihnen. Aber ich muss Sie warnen, Sie bekommen höchstens ein paar Stunden im Voraus Bescheid. Stellen Sie also sicher, dass Sie jeden Abend zu Hause sind. Und einsatzbereit. Und, noch was, Mr. Grane...?«
    »Ja?«
    »Lassen Sie sich eine Geschichte einfallen, die Sie Ihrer Frau erzählen.«
    Seiner Frau! Das sei sein geringstes Problem, hatte er dem Mann versichert. Doch der Mann schien ziemlich viel über seine Probleme gewusst zu haben. Die Art und Weise, wie er eines frühen Morgens vor dem Büro an Crane herangetreten war und ihm gesagt hatte, dass er vielleicht einen Job für ihn habe. Doch er hatte nicht in Cranes Büro darüber reden wollen und ihn für den gleichen Tag mittags in ein Pub bestellt.
    Crane vermutete irgendeine Art Falle, aber da er nichts zu verlieren hatte, war er hingegangen. Was er dem Mann nicht sagte, war, dass er einen seiner eigenen Männer, Mike McKillip, ebenfalls in den Pub bestellt hatte.

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