Kat und der heissbluetige Spanier
noch frech! „Ist mir ein Vergnügen. Folgen Sie mir, Miss.“
Seit ihrer Entlassung aus der Highschool hatte Kat ihre Koffer nicht mehr selbst tragen müssen. Diese hier waren schwer und sperrig, und das polierte Teakdeck war kein Laufsteg . Darum fiel es Kat auf ihren hohen Hacken ziemlich schwer, einen graziösen Eindruck zu machen oder auch nur das Gleichgewicht zu halten.
Das unangenehme Gefühl, das sich schleichend in ihr ausbreitete, verstärkte sich noch, als sie ihre Kabine erreichten. Ungläubig und mit offenem Mund schaute Kat um sich. Es war zwar Ewigkeiten her, seit sie zuletzt auf einer Jacht mitgefahren war, doch bisher waren ihr stets die besten Kabinen angeboten worden, die zur Verfügung standen. Zum Beispiel ein luxuriöser Schlafplatz in Decknähe, sodass man am Morgen gleich hinaustreten konnte, um die ersten Sonnenstrahlen und den weiten Blick übers Meer zu genießen. Oder in der Mitte des Schiffs, wo man den Vorteil der stabilsten Lage für sich beanspruchen konnte. Aber dies hier …
Kat sah sich zweifelnd um. Die Kabine war winzig und nur notdürftig eingerichtet. Keine Bilder an den Wänden und vor allem … nicht das kleinste Bullauge! Und irgendjemand hatte auch noch einen undefinierbaren Stofffetzen an einem Haken innen an der Tür hängen lassen.
Sie stellte die Koffer geräuschvoll auf dem Boden ab und wandte sich an ihren Begleiter. „Hören Sie, guter Mann …“
„Mein Name ist Mike“, unterbrach er sie. „Mike Price.“
Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sein Name sie nicht im Mindesten interessiere, da er sich ohnehin noch heute einen neuen Job suchen konnte, sobald sie ein ernstes Wörtchen mit seinem Arbeitgeber gewechselt hätte. Aber dazu war sie zu gut erzogen.
Also holte Kat erst einmal tief Luft und atmete sie langsam wieder aus. „Ich denke, da liegt ein Irrtum vor“, sagte sie mit erzwungener Ruhe.
„Warum?“
„Die Kabine ist viel zu klein und absolut … inakzeptabel.“
„Es ist exakt die, die ich Ihnen zeigen sollte.“ Mike zuckte nachlässig mit den hageren Schultern. „An Ihrer Stelle würde ich mich nicht gleich am ersten Tag mit dem Boss anlegen.“
Wenn sie nur wüsste, wer sein Boss war! Aber sie konnte wohl kaum so weit ihr Gesicht verlieren, Mike jetzt noch danach zu fragen. „Ich glaube nicht, dass Sie verstehen …“
„Ich glaube eher, dass Sie nicht verstehen, Miss“, unterbrach sie der Ingenieur brüsk. „Der Boss erwartet von seinem Personal, dass es selbstständig arbeitet und ansonsten unsichtbar ist, darum bezahlt er uns so gut.“
„Aber ich bin kein Crewmitglied!“, protestierte Kat empört. „Ich bin als Gast an Bord!“
Einen Moment hob Mike die Brauen, dann lachte er, als hätte Kat einen guten Witz gemacht. „Das glaube ich weniger. Jedenfalls entspricht es nicht dem, was mir gesagt wurde.“
Kats Nackenhärchen richteten sich alarmiert auf. „Wovon reden Sie?“
Mit dem Kinn wies Mike auf das Stoffteil am Türhaken. Er griff danach und schüttelte es aus, bevor er es Kat reichte.
„Was ist das?“
„Wonach sieht es denn aus?“
Erst nach ein paar Sekunden erkannte Kat, was sie in der Hand hielt. Mit derartigen Utensilien war sie bisher kaum in Berührung gekommen. „Eine … eine Schürze ?“ Angewidert schleuderte sie das sperrige Baumwollteil von sich. „Was soll ich damit?“
Mike runzelte die Stirn. „Am besten, ich zeige es Ihnen.“
Was blieb ihr anderes übrig, als ihm zu folgen? Denn auf keinen Fall wollte sie ihre teure Designergarderobe in diesem Karnickelstall auspacken, wo es nicht einmal ausreichend Platz gab, um sie angemessen zu verstauen.
Oder sollte sie einfach tun, was ihr Instinkt ihr gebot? Dann würde sie dieses erbärmliche Schiff sofort wieder verlassen und die ganze Mittelmeerkreuzfahrt ein für allemal vergessen. Doch zunächst stakste sie mürrisch hinter Mike her, der sie durch einen langen, holzgetäfelten Gang zu einer Doppelflügeltür führte, die er abrupt aufstieß.
Kat orientierte sich kurz und seufzte erleichtert. Na, das sah schon mehr nach dem aus, was sie sich vorgestellt hatte. Dieser Raum wies endlich die Dimensionen auf, die sie gewohnt war. Ein feudaler Speisesaal, dessen verglaste Türen direkt nach draußen führten. In die Holzdecke eingelassene Spots simulierten einen funkelnden Sternenhimmel und gaben dem Ganzen eine romantische Note, die aber die Eleganz des Mobiliars aus glänzendem dunklem Holz nicht beeinträchtigte. Momentan schien aber
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