Kat und der heißblütige Spanier
mit der beunruhigenden Erkenntnis zurück, dass sie noch nie hinter irgendjemandem hatte herräumen oder gar putzen müssen.
In den verschiedenen Internaten, die sie während ihrer Schulzeit besucht hatte, waren immer Angestellte zur Stelle gewesen, die den privilegierten Schülerinnen das Bettenmachen, Aufräumen oder Wäschewaschen abnahmen. Selbst zu Hause hatte sie es immer wieder geschafft, sich zu drücken, wenn sie einmal helfen sollte, zumal ihre weichherzige Mutter leicht zu überreden gewesen war.
Als Tilly Balfour sich irgendwann von Oscar scheiden ließ und Victor heiratete, gab es keinen Streit oder besonderen Aufruhr. Alles wurde freundschaftlich innerhalb der Familie abgewickelt. Das schlechte Gewissen gegenüber ihren Töchtern, denen sie immerhin die Nähe zum Vater nahm, versuchte Tilly zu beruhigen, indem sie ihnen möglichst jeden Wunsch von den Augen ablas und sie damit noch mehr verwöhnte als zuvor. Und als Jüngste war Kat stets ihr besonderer Liebling gewesen.
Nachdem Victor beruflich nach Sri Lanka versetzt worden war, gab es nur noch mehr Dienstboten, die um die Mädchen herumschwirrten, bis …
Kat blinzelte die Tränen weg, die sie bei unerwarteten Erinnerungen an jene Zeit immer wieder überraschen konnten. Und das nach all den Jahren.
Nach dem Schock über den plötzlichen Tod ihres Stiefvaters – Victor wurde ermordet – wäre niemand auch nur auf die Idee gekommen, etwas von Kat zu verlangen, was sie nicht tun wollte. Und wenn, dann wandte sie ihm einfach den Rücken zu und rannte davon.
Doch diesmal war alles anders. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie nicht weglaufen und sah sich zudem auch noch der Gnade eines Mannes ausgeliefert, den sie nicht um den kleinen Finger wickeln konnte. Und den sie mit jeder Faser ihres Körpers begehrte, so sehr sie das auch zu leugnen versuchte.
Das vertraute Gefühl aufsteigender Panik drängte Kat energisch zurück. Das würde in diesem Fall auch nicht weiterhelfen und sie nur unnötig schwächen und handlungsunfähig machen. So sehr sie den Gedanken auch hasste, gab es wohl keine andere Möglichkeit, als Carlos’ rüden Anweisungen Folge zu leisten, um so bald wie möglich ihr schwimmendes Gefängnis verlassen zu können.
Seufzend machte sie sich zuerst auf die Suche nach der Kombüse und dann nach brauchbaren Utensilien, um den Kampf gegen das herrschende Chaos im Speisezimmer aufzunehmen. In einer Schrankwand fand sie eine ganze Armee von Bürsten, Lappen, Eimern und Putzmitteln. Mit gerunzelter Stirn traf sie eine willkürliche Auswahl, schleppte alles in den eleganten Salon und machte sich an die Arbeit.
Ihre erste Tat bestand darin, das goldene Bikinioberteil zu entfernen. Mit spitzen Fingern, die in neongelben Gummihandschuhen steckten, hob sie das Corpus Delicti vom Boden auf und ließ es in einen schwarzen Müllsack fallen. Die übriggebliebenen Lebensmittel wurden gleich hinterher befördert. Mit zufriedenem Lächeln beobachtete Kat, wie das glitzernde Bikini-Top unter Bananenschalen begraben wurde.
Danach sammelte sie das benutzte Geschirr ein, trug das Tablett in die Kombüse und stellte es neben der Spüle ab, bevor sie in den Speiseraum zurückkehrte. Dort wischte sie flüchtig mit einem weichen Lappen über den jetzt leeren Tisch und sprühte etwas von der Möbelpolitur in die Luft, weil sie gehört hatte, das würde den Raum sauber riechen lassen.
Nach einem letzten, zufriedenen Rundumblick kehrte sie in ihre neue Kabine zurück. Da von Carlos nichts zu sehen und zu hören war, schlüpfte sie in ihren eigenen Bikini und ließ sich kurz darauf wohlig auf einem der Sonnendecks neben dem Swimmingpool nieder.
Sie versuchte, sich zu entspannen, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sobald sie die Lider schloss, sah sie ein hartes, attraktives Gesicht mit dunklen Locken und glitzernden schwarzen Augen vor sich, die sie zu verspotten schienen. Irgendwann fiel sie in einen unruhigen Schlaf, nur um kurz darauf in einer Art von Dämmerzustand einem seltsamen Geräusch nach zu lauschen, bis sich das Gefühl verdichtete, beobachtet zu werden.
Als sie zögernd die Augen öffnete, stellte sie fest, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte. Carlos!
„Was, zur Hölle, machst du da?“, fragte er ungläubig, während seine Stimme vor unterdrückter Wut bebte.
Was hatte dieser Miesepeter denn nun schon wieder an ihr auszusetzen? Hatte sie sich nicht diesen hässlichen Baumwollfetzen um die Hüften geschlungen und sein
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