Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
der Rattenmann war durch Liisho für einen kurzen Moment abgelenkt. Und diesen Moment nutzte Rajin. Wie beim Kampf gegen den roten Drachen lenkte er alles, was an innerer Kraft in ihm war, in sein Schwert, ließ einen vor Energie prickelnden Strom in seine Klinge fließen.
Der Rattenmann begann sich bereits aufzulösen, um seine ascheähnlichen Teilchen in Rajin eindringen zu lassen. Die erste Wolke strömte auf den Prinzen zu, aber der wich nicht aus, sondern stürzte nach vorn, die drachenische Klinge voran.
Zischend drang das Metall in den untoten Körper. Blitze zuckten um die Klinge herum und erfassten sowohl Rajin als auch den Rattenmann.
Und das untote Wesen, zu dem Wulfgarskint geworden war, zerfiel zu Asche – Ascheteilchen, die glühten, die durch die Luft wirbelten, aber sich nicht mehr zu einem Schwarm vereinigen konnten. Bis zum Kuppeldach stiegen sie empor, flammten dort noch einmal in einem kräftigen Orange auf wie vergehende Sterne und waren verschwunden.
Rajin sank auf die Knie, das Schwert in beiden Händen. Er keuchte und schnaufte, rang ebenso nach Atem wie Liisho, röchelte, hustete - und dann drang eine Wolke feinsten Aschestaubes aus seinem Mund.
Er sank zu Boden.
Während des Kampfes zwischen Rajin und Wulfgarskint war Ganjon mit schnellen geschickten Bewegungen die Empore hochgeklettert. Er erinnerte an ein Insekt, wie er überall in den Vertiefungen und Überständen der Wandreliefs Halt fand, sodass er sich nur wenige Augenblicke später über die aus der unteren Zahnreihe bestehende Brüstung der Drachenkopf-Empore schwingen konnte.
Ubranos, Formeln murmelnd und offenbar bemüht, das Geschehen in der Kathedrale auf magische Weise zu beeinflussen, löste sich zu spät aus seiner inneren Sammlung. Er wich zurück, dann hallte sein Schrei durch das Kuppelgewölbe.
Ganjon erschien hinter der Reihe der steinernen Zähne – das Haupt des Magiers in der linken und sein blutiges Schwert in der rechten Hand.
Rajin raffte sich mühsam wieder auf, dann trat er schwankend auf den reglos daliegenden Bratlor zu.
„So habe ich also auch über dich einen Fluch gebracht, mein Freund“, murmelte er schmerzerfüllt. „Und ich kann dir noch nicht einmal die Augen schließen …“
Er steckte seine drachenische Klinge ein, nahm Bratlors seemannisches Schwert und fasste den Anderthalbhänder mit beiden Händen.
Liisho hatte sich inzwischen einigermaßen erholt und erhob sich, während Ganjon den Kopf des Magiers von der Empore warf und dann wieder nach unten kletterte.
Rajin trat vor den gläsernen Kasten, in dem Nya lag. Liisho stellte sich zu ihm.
Unterdessen öffnete sich ein Flügel der Kathedralenpforte. Einer der Schattenkrieger des Fürsten vom Südfluss trat ein. „Mein Prinz! Alle Wächter sind getötet, aber eine Armada von Kriegsdrachen nähert sich der Zitadelle! Wir haben nicht mehr viel Zeit!“
„Wir werden gleich aufbrechen“, versprach Liisho. „Katagi werden wir wohl nicht mehr in diesen Gemäuern finden, auch wenn uns Ubranos sein magisches Abbild präsentierte.“ Er trat näher an Rajin heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Komm jetzt, Rajin. Seien wir zufrieden damit, einen der schlimmsten Schergen des Usurpators getötet zu haben.“
„Ist Nya wirklich tot?“, fragte Rajin. „Stimmt es, was Ubranos sagte?“
Liisho berührte den gläsernen Kasten. Eine Falte entstand mitten auf seiner Stirn. „Ihre Seele ist an einem Ort, an den du ihr nicht zu folgen vermagst“, sagte er nach einer Weile. „In dieser Hinsicht sprach Ubranos die Wahrheit. Aber ich würde ihren Zustand eher als einen todesähnlichen Schlaf bezeichnen.“
„Und das Kind?“
„Ich weiß es nicht.“
„Aber es besteht Hoffnung?“
„Rajin“, sagte Liisho sehr ernst, „wenn du in die Hände des Feindes fällst, besteht für niemanden mehr Hoffnung!“
Rajin hob den Anderthalbhänder, holte aus, um den gläsernen Kasten zu zerschlagen.
„Nein, Rajin!“ Liisho hielt ihn auf, indem er sich zwischen Rajin und dem sargähnlichen Kasten stellte. „Es kann sein, dass sich ihr Zustand dadurch von einem todesähnlichen Schlaf in einen schlafähnlichen Tod wandelt.“
Rajin starrte ihn an, senkte das Schwert. Er wandte sich an Ganjon. „Ich brauche Männer, die diesen Kasten hier rausbringen und ihn auf Ghuurrhaans Drachenrücken schnallen“, rief er. „Ich werde weder Nya noch mein ungeborenes Kind noch den Leichnam meines treuen Freundes Bratlors hier
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