Katagi (Drachenfluch Zweites Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
werde ich den Fürst vom Südfluss fragen, denn der wird es mir ganz gewiss sagen können!“
„Rajin, das sind Trugbilder, mit denen dich der Magier des Usurpators beeinflussen will!“, sagte Liisho in nahezu beschwörendem Tonfall. Er wandte sich an Bratlor. „Wenn du wirklich sein Freund bist, Barbar, dann mach ihm klar, dass er dieses Pergament vernichten muss. Es behindert ihn nur dabei, seiner Bestimmung nachzukommen. Und genau das beabsichtigt Katagi doch. Er rennt in sein Unglück, wenn er glaubt, dass es die Realität ist, die er dort sieht!“
„Woher soll ein Barbar wie ich das beurteilen können“, fragte Bratlor spöttisch.
„Nein, es war zweifellos Nya, zu der ich Verbindung hatte“, war Rajin überzeugt, und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Ich bin mir ebenfalls sicher, dass sich nicht nur Nya, sondern auch Katagi selbst in dieser Zitadelle aufhält! - Liisho!“, sprach er dann den Weisen direkt an. „Mit einem einzigen gezielten Angriff könnten wir sowohl Nya befreien als auch Katagis Herrschaft beenden!“
„Illusionen!“, beharrte Liisho und machte eine wegwerfende Handbewegung, doch als der Prinz noch einmal damit drohte, Fürst Payu nach der Zitadelle zu fragen, gab der Weise schließlich nach und gab zu, zu wissen, um welches fünftürmige Bauwerk es sich handelte. „Es ist die Zitadella von Kenda“, sagte er. „Sie liegt auf einem Felsen, auf den niemand aus der zu seinen Füßen gelegenen Hafenstadt aufzusteigen vermag. Zu schroff sind die Wände, und dort, wo es einst natürliche Aufstiegsmöglichkeiten gab, wurden sie geschliffen; einzig und allein aus der Luft ist die Zitadelle zu erreichen. Es gibt dort die Kathedrale des Heiligen Sheloo, einen der größten Tempel des Unsichtbaren Gottes, sowie ein Kloster, in dem eine Bruderschaft von Kriegermönchen lebt; deren einzige Aufgaben sind die Bewachung der Zitadelle und die Instandhaltung der Kathedrale. Aufgaben, mit denen sie allerdings erst Katagi betraut hat – gegen den Protest der Priester von Ezkor. Katagi hat sich durchgesetzt und die Kriegermönche aus dem Status von Ketzern zu den Bewachern eines Heiligtums erhöht. Aus ihren Reihen wählt er mit Vorliebe seine Meuchelmörder, denn sie sind ihm treu ergeben …“
Später ließen sich Liisho, Rajin und Bratlor abermals von Fürst Payu empfangen, und Rajin berichtete auch ihm von dem, was er mithilfe des magischen Pergaments erfahren zu haben glaubte.
„Nun, es wäre durchaus folgerrichtig, wenn Katagi Eure geliebte Gefährtin und Euren ungeborenen Sohn in der Zitadelle von Kenda gefangen halten würde. Die Kriegermönche aus der Bruderschaft des Leao sind ihm auf jeden Fall so fanatisch ergeben, dass er unter ihnen nicht einen Verräter zu fürchten braucht. Kenda liegt zwar nur wenige Drachenstunden vom Kaiserpalast in Drakor entfernt, und doch gleicht die Zitadelle einem abgeschlossenen Kokon. Euer Vater, der selige Kaiser Kojan, hat sich übrigens häufig dorthin zurückgezogen, wenn er sich in der Abgeschiedenheit erholen oder in Ruhe nachdenken wollte. Damals wurde die Kathedrale des Heiligen Sheloo allerdings noch von gewöhnlichen Priestern aus Ezkor bewacht, und sie war auch noch zu Fuß zu erreichen, auch wenn der Aufstieg mühsam war.“
„Ihr ward auch schon dort?“, fragte Rajin.
„Oh, gewiss. Des Öfteren hat mich Kaiser Kojan dorthin eingeladen, und wir haben dann die Situation im Reich erörtert.“
„Haltet Ihr es für möglich, dort einzudringen, Nya zu befreien und gegebenenfalls sogar den Usurpator gefangen zu nehmen?“, fragte Rajin zögerlich; Liisho bedachte ihn mit einem mürrischen Seitenblick.
„Ich würde Euch empfehlen, ihn sofort zu töten, mein Prinz“, erwiderte der Fürst. Dann nickte er. „Gewiss ist das möglich. Aber es bedarf einer guten Planung und der richtigen Männer, die zunächst einmal die Wachen ausschalten. In meinen Diensten befinden sich nicht nur einige tollkühne Drachenreiter, sondern auch ein Trupp von Ninjas, die sich auf diese besonderen Künste verstehen.“ Payu hob die Schultern. „Ein Fürst bedarf manchmal solcher Männer, um das zu tun, was die Ehre einem gewöhnlichen Drachenreiter verbietet und umso mehr natürlich einem Herrscher von edlem Geblüt. Aber manchmal müssen auch ehrlose Dinge getan werden, um die Macht der Ehrbaren zu erhalten …“
Rajin wandte sich an Liisho, dessen Miene immer grimmiger geworden war. „Du bist immer noch gegen diesen Plan - dabei hast
Weitere Kostenlose Bücher