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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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haben schon genug Tote, wir dürfen Irinas Leben nicht in Gefahr bringen“, wies er die Kollegen über Funk an.
    Der Kommissar war kurz davor, zu resignieren. Sein ganzer Plan war aus dem Ruder gelaufen. Er war geliefert. Van den Berg dachte an Deflandre, der so schnell verschwand, wie er gekommen war. Er brauchte einige Sekunden, um richtig zu checken, was gerade passiert war. Sie waren so baff, dass sie Hugo fassungslos hinterher starrten. Van den Berg musste sich konzentrieren, um die Fakten zu sortieren. Nicole lief über den Platz, um nach De Gruye zu schauen. Er lag benommen auf dem Pflaster, offensichtlich ging es ihm schlecht. Nicole stellte fest, dass sein Puls stabil war. „Wo bleibt der Scheiß-Krankenwagen?“, rief sie van den Berg zu. Ein Arzt kam von der anderen Seite, flankiert von zehn Streifenwagen, die mit Blaulicht und Sirene auf den Platz fuhren.
    Aus einem der Autos stieg der ermittelnde Staatsanwalt, der direkt auf van den Berg zueilte. „Hugo ist mit einer Geisel über alle Berge“, teilte ihm der Kommissar mit. Die Begegnung mit Fontaine verschwieg er. Van den Berg spürte, wie sein Hals trocken wurde. Der Ankläger musterte ihn mit düsterer Miene. Dann ging er rüber zu De Gruye, der gerade in den Krankenwagen gebracht wurde. „Er wird durchkommen, keine Sorge“, rief ein Arzt, bevor er eilig die Tür des Wagens zuknallte.
    Die meisten Streifenwagen verließen den Grand Place, es gab nichts mehr zu tun. Die Uniformierten, die jetzt noch da waren, vertrieben neugierige Touristen und die noch größere Medienmeute vom Tatort. Sie ließen den gesamten Platz räumen, inklusive der Lokale. Van den Berg zog mit Nicole ins menschenleere El Greco. Der Worst Case war eingetreten, Fontaine und Hugo waren auf der Flucht, Irinas Leben hing an einem seidenen Faden. „Ich hätte das nicht machen dürfen“, sagte der Kommissar mit belegter Stimme. „Hugo wird sie freilassen“, erwiderte Nicole leise. Er sah ihr an, dass sie von ihren Worten selbst nicht überzeugt war.
    Die Fahndung nach Fontaine lief auf Hochtouren, Hugo hatte freies Geleit. Van den Berg blickte nervös auf den Grand Place. „Es war einfach zu riskant, sie hier zusammen fertigzumachen, jetzt kriegen wir vielleicht keinen von beiden.“ „Wir müssen auch nach Eric fahnden“, sagte Nicole beinahe entschuldigend. „Du hast recht – ich frage mich, was er jetzt vorhat.“ Nicole nickte nachdenklich. „Was war das für ein Auto, mit dem er abgehauen ist?“ „Keine Ahnung – ich glaube, eine große alte Kiste, aber frag´ mich nicht nach der Marke oder dem Nummernschild.“
    „Nicole, du siehst fertig aus - ich will, dass du nach Hause fährst und dich aufs Ohr haust.“ Die Psychologin sah van den Berg an, dass es keinen Sinn machte zu protestieren. Der Kommissar stapfte zu seinem MG. Er schaute in den Spiegel und bemerkte, dass die letzten Stunden auch bei ihm Spuren hinterlassen hatten. Ihm fiel auf, dass er tiefe Augenränder hatte, seine Haare lagen kraftlos auf der Stirn. Sein Handy klingelte, die Nummer des Staatsanwalts flimmerte auf dem Display. Er drückte den Anruf weg und startete den Motor. De Breuyn hatte die Grenzen, Bahnhöfe und Flughäfen des Landes abriegeln lassen.
    Nicole zog einen kleinen Spiegel aus ihrem Handtäschchen, sie sah ein, dass van den Berg recht hatte. Sie sah ungemein blass aus. Die Psychologin hatte keine Lust, nach Hause zu fahren und beschloss, ein wenig über die Rue Neuve zu bummeln.
    Van den Berg drehte das Radio auf, „Heaven Sent“ von Paul Haig. Er hatte kein Ziel, der Kommissar raste die Rue Midi entlang Richtung Süden. Plötzlich hatte er das Gefühl, als würde ein Blitz mit hundert Millionen Volt durch seinen Körper fahren. Sein Kopf fühlte sich so heiß an, als würde er jeden Moment platzen. Der Kommissar glaubte zu halluzinieren. Gesichter tauchten auf, von Deflandre, von Hugo, den beiden Killern, dann von Marie und Nicole. Der Spiegel verriet, dass er stark schwitzte, seine Stirn glänzte wie eine Speckschwarte.
    Er drosselte das Tempo, versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren. Würde Muller bald auftauchen? Dann sah er den toten Bouvier, wie er an der Decke hing, dann die fette Metzgerin. Das, was ihm jetzt in den Kopf kam, war nicht rational, soviel war klar. Das nächste Bild ließ den Kommissar frösteln: der Teaktisch im Kinderzimmer. Natürlich: Der Schlüssel lag in Anderlecht. Am Ende der Avenue de Stalingrad fuhr der Wagen auf den Boulevard

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