Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band
vielleicht erdrückt.
Der Kater war als Erster wieder auf den Beinen.
„Philipp hat nur gesagt, wie man fährt. Der hat doch glatt vergessen, mir zu sagen, wie man stehen bleibt”, erklärte Konstantin und fügte hinzu:
„Entschuldigen Sie bitte, Herr Meier.”
Der Flaschengrüne ächzte und stöhnte und erhob sich endlich.
„Ich heiße nicht Meier!”, knurrte er.
„Aber gewiss doch”, meinte Konstantin, „Uschi und Philipp haben es gestern Abend doch gesagt.”
„Ich heiße nicht Meier!” Der Flaschengrüne brüllte jetzt.
„Wirklich nicht?”, fragte Konstantin. Er war nun doch ein wenig unsicher.
„Nein!”
Der Kater schaute verwundert drein.
„So etwas!”, murmelte er. „Wie schnell sich die Menschen verändern. Als ich Sie gestern vor dem Schwimmbad gesehen habe, da waren Sie klein und schmal. Heute sind Sie auf einmal groß und dick. Gestern waren Sie glatt rasiert und heute tragen Sie einen Schnurrbart. Gestern haben Sie Meier geheißen – und heute nicht. Nur der flaschengrüne Anzug und die Kappe sind gleich geblieben.”
„Ich habe nie Meier geheißen! Seit vierzig Jahren heiße ich Müller.”
„Naja, das ist auch ein schöner Name”, tröstete ihn Konstantin.
Dann ging ihm auf einmal ein Licht auf: „Aha! Wahrscheinlich gibt es noch so einen flaschengrünen Mann. Der heißt Meier, wie?”
Herr Müller rückte seine goldverzierte Kappe zurecht und polterte: „Wir sind keine flaschengrünen Männer, sondern Polizisten. Und es gibt nicht nur zwei, sondern – was weiß ich – hunderttausend oder noch mehr.”
„Hunderttausend?” Da staunte der Kater. „Warum denn so viele?”
„Damit Kerle wie du sie niederfahren können”, schnauzte der Polizist ihn an.
Jetzt lachte der Kater aber: „Nein, das glaube ich nicht. Sie machen sich über mich lustig. Außerdem habe ich Sie ja nicht absichtlich niedergefahren.”
„Absichtlich? Das wäre ja noch schöner!”
„Das glaube ich auch nicht. Unabsichtlich war es nicht schön, warum soll es absichtlich schöner sein?”
„Sei still!”, zischte da der Polizist. „Sprich, wenn du gefragt wirst. Das ist eine Amtshandlung, verstanden?”
„Amtshandlung”, wiederholte der Kater. Schon wieder ein neues Wort.
Er fragte arglos: „Amtshandlung, ist das so etwas Ähnliches wie Blumenhandlung?”
Da brüllte der Polizist: „Ruhe!” Der Schweiß trat ihm auf die Stirn.
Er wies auf ein Verkehrszeichen an einer Hauswand. „Weißt du, was das bedeutet?”
Konstantin schüttelte den Kopf. „Nein, keine Ahnung. Aber ich finde es sehr hübsch. Haben Sie es gemalt?”
„Blödsinn”, knurrte der Polizist und zeigte auf ein anderes Verkehrszeichen.
Es war ein bisschen weiter entfernt und auf einer hohen Stange befestigt.
„Kennst du das?”
Wieder schüttelte der Kater den Kopf. „Nein. Aber wenn ich mir eines aussuchen darf: Das erste gefällt mir besser.”
Der Polizist blickte Konstantin scharf an. „Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, wie?”
Da schüttelte Konstantin zum dritten Mal den Kopf. „Wie könnte ich denn? Sie sind doch viel zu schwer. Stellen Sie sich das einmal vor: ein so großer und dicker Mann auf dem Arm eines Katers!”
„Wenn du mich zum Narren halten willst …”
Konstantin unterbrach den Flaschengrünen: „Nein, nein. Bestimmt nicht. Besonders gescheit sind Sie wahrscheinlich ja nicht. Aber deswegen halte ich Sie doch nicht gleich für einen Narren.”
Der Polizist hatte inzwischen sein Notizbuch gezogen. Mit Hin- und Herreden kam er da nicht weiter. Das hatte er schon bemerkt.
„Name!”, befahl er und machte sich zum Schreiben bereit.
„Konstantin”, antwortete der Kater höflich.
„Buchstabieren!”, forderte der Polizist.
Also buchstabierte Konstantin: „K wie Kohlkopf, O wie Ochse, N wie Nilpferd, S wie Sonnenstich, T wie Tagedieb, A wie Affe, N wie Nashorn, T wie Taugenichts, I wie Igel, N wie Nichtsnutz.”
Der Polizist hatte Buchstabe für Buchstabe in sein Buch gemalt.
„Weiter!”, drängte er jetzt.
„Was weiter? Mein Name ist schon aus.”
„Familienname!”
„Hab ich nicht”, gestand Konstantin.
„Was soll das heißen?”, schrie der Polizist. „Jeder Mensch hat einen Familiennamen.”
„Aber, Herr Müller!”, rief Konstantin und begann zu lachen. „Ich bin doch kein Mensch. Ich bin eine Katze, genauer gesagt: ein Kater.”
„Ach so!”, brummte der Polizist. „Naja, dann also keinen Familiennamen. Eine Katze braucht wahrscheinlich auch
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