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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Hunger haben. Unsere Freundin Kat kann inzwischen lesen, was hier steht.“
Lily folgte ihm unter Protest in die Küche. Solarin rückte näher, und ich entfaltete behutsam die Blätter. Es war dasselbe hauchdünne Papier wie in Mireilles Tagebuch. Ich holte es aus dem Beutel, und man konnte deutlich erkennen, wo die Seiten herausgetrennt worden waren. Ich lächelte Solarin.
Er legte den Arm um mich, und ich begann zu lesen. Es war das letzte Kapitel aus Mireilles Tagebuch.

DIE GESCHICHTE DER SCHWARZEN DAME
    Die Kastanienbäume blühten, als ich im Frühjahr 1799 Charles-Maurice Tailleyrand verließ, um nach England zu fahren. Ich tat es ungern, denn ich war wieder schwanger. Ein neues Leben formte sich in mir, und damit wuchs auch mein Entschluß, das Spiel endgültig zu beenden.
    Vier Jahre sollten vergehen, ehe ich Maurice wiedersah. In diesen vier Jahren wurde die Welt von tiefgreifenden Ereignissen erschüttert und verändert. Napoleon stürzte in Frankreich das Direktorium und wurde erster Konsul und dann Konsul auf Lebenszeit. In Rußland wurde Paul I. von seinen eigenen Generälen ermordet. An ihrer Spitze stand Plato Zubow, der letzte Liebhaber seiner Mutter. Der scheue und geheimnisvolle Alexander, der mit mir im Wald neben der sterbenden Äbtissin gestanden hatte, war nun im Besitz der schwarzen Dame. Für England und Frankreich, Österreich, Preußen und Rußland begann wieder eine Zeit der Kriege. Talleyrand, der Vater meiner Kinder, konnte schließlich mit einer päpstlichen Dispensation Catherine Noël Worlée Grand, die weiße Dame, heiraten.
    Ich besaß das Tuch, die Skizze des Schachbretts und wußte, daß mir siebzehn Figuren zugänglich waren: die neun in Vermont, deren Versteck ich inzwischen kannte, die sieben im Besitz von Madame Grand und die eine Figur, die Alexander hatte.
    Am 4. Oktober 1799, kurz bevor Schahin mit Charlot und Napoleon aus Ägypten zurückkehrte und genau sechs Monate nach meinem Geburtstag, brachte ich in London ein Mädchen zur Welt. Ich nannte es Elisa nach Elissa der Roten, dieser legendären Frau, die Karthago gegründet hatte. Auch Napoleons Schwester trug diesen Namen. Aber ich rief sie Charlotte, nicht nur in Erinnerung an ihren Vater Charles-Maurice und ihren Bruder Charlot, sondern auch in Erinnerung an die andere Charlotte, die ihr Leben geopfert hatte, um mich zu retten.
    Als Schahin und Charlot bei mir in London eintrafen, begann erst die eigentliche Arbeit. Wir beschäftigten uns Tag und Nacht mit den Schriften von Isaac Newton und studierten bei Kerzenlicht seine vielen Notizen und Experimente. Es war William Blake, der mystische Dichter gewesen, der mich bei meinem ersten Englandaufenthalt, als ich Talleyrand um wenige Tage verfehlt hatte, auf Newtons alchemistische Erkenntnisse aufmerksam gemacht hatte. Aber alles schien vergebliche Mühe zu sein. Nach vielen Monaten kam ich zu der Ansicht, daß der große Wissenschaftler das Geheimnis nicht entdeckt hatte. Und dann wurde mir klar, daß ich vielleicht nicht wußte, worin das Geheimnis eigentlich bestand.
    „Die Acht“, sinnierte ich eines Abends, als wir in Cambridge in dem Zimmer über dem Küchengarten saßen, wo Newton beinahe vor einem Jahrhundert experimentiert hatte, „was bedeutet eigentlich die Acht?“
    „In Ägypten“, sagte Schahin, „glaubte man, acht Götter stehen über allen anderen. In China glauben sie an die Acht Unsterblichen. In Indien heißt es, der schwarze Krischna sei der achte Sohn und zur Rettung der Menschen unsterblich. Und die Buddhisten glauben an den achtfachen Weg zum Nirwana. In den Mythologien der Welt spielt die Ziffer Acht immer wieder eine wichtige Rolle ...“
    „Aber gemeint ist immer dasselbe“, erklärte mein kleiner, im Grunde aber schon so alter Sohn Charlot, „die Alchemisten suchten nicht nur ein Metall in ein anderes zu verwandeln. Sie hatten dasselbe im Sinn wie die Ägypter, die die Pyramiden bauten, dasselbe wie die Babylonier, die den heidnischen Göttern Kinder opferten. Die Alchemisten beginnen ihr Werk immer mit einem Gebet zu Hermes, der nicht nur als Götterbote die Seelen der Verstorbenen in den Hades geleitet, sondern auch der Gott des Heilens ist -“
    „Schahin hat dir zuviel Mystisches beigebracht“, unterbrach ich ihn. „Wir suchen eine wissenschaftliche Formel.“
„Aber Mutter, das ist es doch! Verstehst du nicht?“ erwiderte Charlot. „Deshalb haben sie doch den Gott Hermes angerufen! In der ersten Phase des Experiments gewinnen

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